Mit „Wieder hässlich“ erscheint das neue Album der Punkrock-Band BRDigung. Wir haben uns mit Sänger und Gitarrist Julez über die neuen Songs, die Hintergründe und weitere Themen unterhalten.
Moin Julez, wie geht es dir und wo erwischen wir dich?
Julez: Hallo, sehr gut geht es vielen Dank. Aktuell sind wir in den Vorbereitungen zum Videodreh für die vierte und finale Single vom Album. Übermorgen wird gedreht und da steht noch einiges an.
Wie habt ihr die letzten 2,5 Jahre mit Corona erlebt? Wie hat euch das Virus eingeschränkt? Hattest ihr als Band was geplant, dass dann über Bord geworfen werden musste?
Julez: Diese ganze Lockdown Politik ging ja los kurz bevor wir mit unserem Album „Zeig dich“ auf Tour gegangen wären. Somit waren auch wir gezwungen zu verschieben. Und erneut zu verschieben. Das war natürlich ärgerlich, hat aber alle betroffen. Dieses Jahr im September konnten wir die Shows dann endlich nachholen und haben das dann gleichzeitig mit der Promo für „Wieder hässlich“ verknüpft.
Am 03.03.2023 erscheint mit „Wieder hässlich“ euer neues Album. Gehen wir mal etwas zurück – wann fingen die Arbeiten daran an und wie sieht der Start eines neuen Albums bei euch aus?
Julez: So genau zeitlich beziffern kann ich das nicht um ehrlich zu sein. Ich schreibe eigentlich immer wieder an diversen Songs und wenn genügend Material beisammen ist geht es ins Studio. Ich bin kein Freund davon ein Album komplett in einer Rutsche am Stück zu produzieren. Also teile ich den gesamten Produktionsprozess meistens in 3-4 Sessions auf.
Wie lief die Arbeit im Studio?
Julez: Ganz entspannt, routiniert und kreativ. So wie immer. Ich habe keine Lust unter Stress zu arbeiten und auf Krampf schon mal gar nicht. Daher lege ich auch nie fest, dass man an Tag X zu Uhrzeit Y unbedingt fertig sein muss. Meistens ist es ohnehin so, dass die Songs ein paar Monate rumliegen und anschließend noch kleine Änderungen gemacht werden. Das kann textlich sein oder auch musikalisch.
Der Mix aus Punkrock und Elektro ist mittlerweile eine Art Markenzeichen von euch geworden, wie ich finde – war es von Anfang klar, dass es auch dieses Mal wieder so sein wird?
Julez: Ja auf jeden Fall. Es ist halt einfach spannend und unfassbar kreativ sich aus verschiedeneren Elementen zu bedienen und daraus seinen eigenen Sound zu bauen. Manchmal entdecken wir auch per Zufall etwas, wovon wir dann so begeistert sind, dass wir es für einen Song verwenden. Oder wir nehmen Geräusche auf mit irgendwelchen Dingen, die gerade im Raum liegen, und verfremden das dann so stark, dass man es dann in den Song einbauen kann. Wenn wir immer noch den Sound und die Musik machen würden, wie vor 2-3 Alben, dann würde es diese Band bestimmt nicht mehr geben. Das ist zu langweilig.
Wir haben uns mal ein paar Songs rausgesucht, zu denen wir Fragen haben. Aber zunächst mal: Das ist mit Abstand das Album mit den meisten Schimpfwörtern von euch, oder? Wieso seid ihr so aggro? ;-)
Julez: Ich wüsste nicht, dass da jemand mal gezählt hat oder so. Und wirklich Aggro ist bei uns niemand. Es gibt halt Dinge und Themen, denen widmen wir uns auf unsere Art. Und dazu gehört es halt auch mal etwas deutlicher zu werden. Wie man das am Ende bewerten sollte ist jedem selber überlassen. Ich persönlich finde nicht, dass wir da viel zu sehr über die Strenge schlagen, aber es kann natürlich auch sein, dass ich da mittlerweile recht abgestumpft bin. Dann ist das so.
Warum fiel die Wahl der ersten Songs auf „Tune in MF“, „Brennt den Club ab“ und „Niemals aufgewacht“? Wer entscheidet das bei euch?
Julez: Das machen wir mit unserem Team von Vertrieb, Label und Management. Da wird dann oft auch mal länger diskutiert. Im Grunde geht es uns darum, den Leuten immer etwas anderes zu präsentieren und ich denke das ist uns diesmal wirklich gut gelungen. Die Songs unterschieden sich alle recht deutlich voneinander und zeigen eben auch mal wieder, wie Vielfältig diese Band sein kann. Man muss natürlich aber auch offen sein für Neues. Es soll ja durchaus Leute geben, die brauchen ihre ganz bestimmte Schublade und diese wollen sie auch nur ungern verlassen. Die werden dann mit uns natürlich eher nicht warm. Aber das müssen sie auch nicht, es gibt genug hervorragende Kollegen da draußen, die ebenfalls sehr gute Mucke abliefern.
„Brennt den Club ab“ – wie sehr habt ihr Live-Shows vermisst? Und für alle, die euch noch nie live gesehen haben – was geht bei euch ab?
Julez: Es hat natürlich schon genervt, die Shows immer wider verschieben zu müssen. Aber was will man machen. Wir haben uns in der Zeit eben auf neue Songs konzentriert und gewartet, bis der ganze Schwachsinn sich legt. Und natürlich werden die vergangenen zwei Jahre auch auf „Wieder hässlich“ entsprechend gewürdigt, aber das nur am Rande. Live ist es meistens eine gute Mischung aus Party und halbwegs kontrolliertem Chaos, sodass jede Show immer wieder etwas anders ist. Es ist ähnlich wie mit der Musik: 14 mal genau die gleiche Show spielen, würde auf Dauer einfach nur langweilig werden.
„Unsichtbar“ ist ein „klassischer“ BRDIGUNG-Song, der textlich auch Tiefe bietet – er beschreibt eine starke Beziehung zweier Menschen, wenn ich es richtig deute. Wie wichtig ist euch die Nummer und habe ich das Thema richtig beschrieben?
Julez: Ich bin kein großer Freund davon, Songs zu erklären. Ich finde am besten funktioniert es, wenn jeder für sich etwas eigenes da herauszieht. Viele Dinge, die ich schreibe, haben ja nicht zufällig einen doppelten Boden. Und klar, ich habe da auch immer ein Thema im Kopf, aber das ist MEIN Thema. Es sollte nie zu deinem werden. In dem Moment, wo der Song veröffentlicht wird, gibt er dir das, was er dir geben soll. Ob er dich antreibt, motiviert, aufbaut, dir in einer bestimmten Lebenslage hilft oder dich einfach nur unterhält. Das muss jeder für sich entscheiden.
„Stress mit uns“ – warum will man den mit euch denn nicht?
Julez: Ich wüsste nicht, dass irgendjemand Stress wollen würde. Warum auch? Der Song beschreibt ja eher den Gegenpol zu dem aktuell vorherrschenden Zeitgeist.
Ein großes Thema, welches über vielen Songs schwebt, ist das „Angepasst sein“ – wie wichtig ist es euch, „anders“ zu sein bzw. das zu machen, wozu man Bock hast? Und wieso leben viele einfach nach Schema F?
Wie andere leben kann ich nicht sagen, das muss jeder für sich entscheiden. Ich finde nur gerade die letzten zwei Jahre haben deutlich gezeigt, was übertriebenes Anpassen alles so anrichten kann. Das war schon sehr spannend wie erschreckend mit anzusehen.
Das Album kommt in verschiedenen Varianten – unter anderem in vier unterschiedlichen Vinyl-Farben. Keine so schlechte Idee. Auch eine Box wird es geben. Wie wichtig ist sowas in Zeiten des Streamings heute?
Julez: Das Medium CD und das physische Produkt generell ist ja schon seit längerer Zeit auf dem sterbenden Ast. In unserem Fall ist es zum Glück nach wie vor so, dass uns die Leute alle zwei Jahre mit einem physischen Kauf unterstützen. Da sind wir extrem dankbar, denn gerade heutzutage ist das alles andere als selbstverständlich. Uns im Fall von „Wieder hässlich“ ist es natürlich auch etwas, was die Sammler anspricht. Denn wir haben eine echt geile Zombie Statur unseres Maskottchens in die Box gepackt. Auf jeden Fall ein Blickfang für die Vitrine.
Julian, hast du im Moment…
…eine Lieblings-Band?
Julez: Momentan nicht, nein.
…ein absolutes Lieblings-Album?
Julez: Pink Floyd – Pulse
…ein Thema, über welches du dich 24 Stunden am Tag aufregst?
Julez: Gott sei Dank nicht nein, dafür habe ich zum Glück keine Zeit.
…ein Thema, welches dich sehr interessiert?
Julez: Gaming, Playstation. Aktuell zocke ich Elden Ring und warte auf Atomic Heart.
Vielen Dank, die letzten Worte gehören dir!
Julez: Danke auch und danke an alle, die uns nach wie vor Supporten, die Scheibe kaufen und zu unseren Shows kommen. Am 05.01 kommen wir nach Frankfurt, am 06.01 nach Kempten wo wir dann das Release von „Wieder hässlich“ feiern und am 07.01 feiern wir dann Abschluss des Releasewochenendes in Krefeld. Tickets auf Eventim und als Album&Patch- Bundle im Bandshop. Wir sehen uns live und hoffen, die neue Scheibe gefällt! Bleibt uns treu! Meddl off!
Interview von Florian Puschke im November 2022
Foto: Holger Fichtner
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