„Vergiss die Welt“: Die Erwins im Interview

Das hätte ich so nicht gedacht! Aber umso größer ist die Freude! Michel, als ehemaliger Frontman vom Untergangskommando und Wilde Zeiten, hat wieder den Verstärker gefunden und ist nun (neben seinem starken unplugged Projekt) wieder im Punkrock unterwegs. Mit den Erwins liefert er ein starkes Debüt (das ja irgendwie keines ist, da die Weggefährten auch alle bekannt sind).
Wir haben uns gefreut, dass sich Michel für einige Fragen zur Verfügung gestellt hat. Seid gespannt auf die Antworten aber auch auf das Debüt von Die Erwins. „Vergiss die Welt“ heißt dieses und hat hier in der Redaktion ein wenig den Partyalarm ausgelöst. Eine starke Scheibe.

Hey Michel, schön dass du dir die Zeit fürs Interview nimmst. Wobei erwischen wir dich gerade?
Michel: Hallo Ihr Lieben! Es ist 4 Uhr 31 in der Früh, ich bin gerade aufgestanden und trinke Kaffee weil ich zur Frühschicht muss! Erstmal danke für Euer tolles „Vergiss die Welt“-Review!

Du bist zurück zu den Wurzeln. Vom Untergangskommando zu Wilde Zeiten. Dann ein, bis heute bestehender, Abstecher zu Michel Unplugged. Auch bist du bei den Kellergeistern am Start und mit Michel vom Bodensee in einer anderen Richtung unterwegs. Nun aber wieder auf die Zwölf. Die Erwins sind deine neue Wegbegleiter. Beschreib unseren LeserInnen die Erwins.
Michel: Die Erwins sind ein Haufen verrückter, netter Jungs, jeder mit seiner eigenen langjährigen Band-Erfahrung. Diese Band hat den Selbstzweck, uns und den eventuellen Hörern möglichst viel Spaß zu bringen! :-)

Wann hast du dich entscheiden, wieder Punkrock zu machen? Was hast du vermisst?
Michel: Eigentlich habe ich schon Anfang 2019 in mir das Gefühl gehabt, dass ich 2021 wieder was lautes machen möchte. Ich wusste noch nicht mit wem oder wie! Ich wusste nur das ich es machen werde! Man muss das dann laufen lassen, wie man sieht ergibt sich´s dann einfach, wenn man etwas wirklich will. Vermisst habe ich nichts, ich habe eher nach einer Form gesucht, die nicht wieder genauso ist wie das, was ich vorher gemacht habe. Obwohl: Einen guten Gig mit seinen Freunden feiern kann man bei Solo-Auftritten natürlich nicht!

Wie kam es zum Bandnamen? Warum nicht „Die Berts“ 😉?
Michel: Unser Gitarrist Jente wollte immer mal eine Band, in deren Name „Erwin“ vorkommt. Warum auch immer (lacht). Ich fand dann, dass das mal was anderes ist, wir fanden das alle witzig, daher haben wir uns einstimmig entschieden, so zu heißen! :-)

Wenn du die Erwins mit dem Untergangskommando und Wilde Zeiten vergleichst. Was ist anders, was ist gleichgeblieben?
Michel: Oh, das kann man schwer vergleichen! Kommando endete vor 20 Jahren, Wilde Zeiten vor 4 Jahren, und alles war in der jeweiligen Zeit super. Auch ich bin in dieser Zeit älter bis alt geworden. Da alles in seinem Zeitkontext zu betrachten ist, ist es nicht vergleichbar. Was sicher gleich geblieben ist, zumindest von meiner Seite, ist meine Freude daran, emotionale Lieder zu schreiben und zu singen. Bei den Erwins bin ich da nicht der Einzige, so daß unsere Musik entsprechend vielseitig ist!

Kommen wir zum Debüt. Geschrieben in der Corona Zeit. Auch die Aufnahmen waren sicherlich schwer. Wie ist die Scheibe entstanden?
Michel: Es begann damit, dass Tim und ich uns gegenseitig Songideen geschickt haben. Daraus bastelte ich dann Basisversionen, auf die alle Mucker verteilt in ganz Deutschland Ihr Instrument eingespielt und mir die Daten geschickt haben. Dann habe ich´s am Bodensee gemischt!

Was waren hierbei für dich die lustigsten aber was auch die schwierigsten Momente?
Michel: Schwierig war die ganze Corona-Situation, wir haben uns außer einmal zu viert beim Jente zum Chöre singen quasi während der Produktion nie getroffen. Der Zusammenhalt und das Gemeinschaftsgefühl entstand dann eben in feucht-fröhlichen Video-Konferenzen! Das waren gleichzeitig auch die lustigsten Momente! Wir lachen da echt sehr viel. Ich habe Videokonferenzen echt gehasst vorher. Aber ohne dieses Medium würde es die Erwins sicher so nicht geben!

Kommen wir zu den Songs und fangen mal mit einer Nummer an, bei der du dich selbst coverst. Ein altes Lied vom Untergangskommando ist mit am Start. Immer noch aktuell. Was war der Grund, „Ich hab’s geträumt“ nochmal auf einer CD zu veröffentlichen?
Michel: Der Wunsch, den nochmal neu aufzulegen kam von den Jungs. Ich weiß nicht mehr, wer ihn gehört und vorgeschlagen hat, Steffo glaube ich! Dann haben wir demokratisch beschlossen, ihn neu aufzunehmen. Wie Du sagst ist er leider immer noch „brand“-aktuell!

Natürlich erhalten wir die bewährte Mischung und die Songs gehen super ins Ohr. Glückwunsch dafür. „Wir sind die Erwins“ betrachtet ältere Punkbands mit einem gewissen Augenzwinkern. Beschreibe uns, wie der Song entstanden ist.
Michel: „Wir sind die Erwins“ hat Tim geschrieben. Ein wirklich tolles Lied, finde ich, ich hatte großen Spaß ihn einzusingen!

Das die Erwins feiern wollen zeigt uns unter anderem „Unsere Nacht“. Was bedeuten dir solche Partynummern?
Michel: Ich hatte schon immer großen Respekt, fast Angst vor der Vergänglichkeit. Umso wichtiger ist es mir deshalb, jeden Tag zu genießen und zumindest sinnbildlich gesprochen zu feiern als wär´s das letzte Mal! Wenn mir solche Texte passieren, dann ist dies hier der Grund!

„Tag am Meer“ gehört zu den Balladen, die ewig im Ohr bleiben und von denen du ja schon einige geschrieben hast. Wieder eine starke Nummer. „Und jedes Mal, wenn du hier bist, hast du wieder dieses Gefühl…“ Aus welchem Anlass ist der Song entstanden?
Michel: Das hat Jente geschrieben! Wie genau er entstanden ist weiß ich daher nicht genau! Vermutlich war Jente am Meer, und hat ihn dort in den Dünen gefunden!

„Aus der Reihe tanzt“ soll ermutigen, für die „Wahrheit zu kämpfen“ oder auch mal die Meinung zu sagen. Wem widmest du dieses Stück?
Michel: Euch allen!

Und wie autobiografisch ist diese Nummer?
Michel: Ich habe ehrlich gesagt beim Schreiben nicht so sehr auf den Text geachtet! Klingt komisch, aber eigentlich habe ich da „nur“ ein Gefühl ausgedrückt, ein Punkgefühl! :-)

Mit einer Hymne endet das Album. „Wenn wir uns sehen“ ist ein weiterer Ohrwurm. Trifft der Song auch auf die Erwins zu. Was passiert „jedes Mal, wenn …“ ihr euch seht?
Michel: Das habe ich ursprünglich vor zwei Jahren unplugged für meine Frau geschrieben, für mich persönlich ein sehr emotionales Lied! Ich fand die Idee super, daraus ne Bandversion zu machen, also habe ich es vorgeschlagen! Unser Tim hat das dann Erwin-tauglich umarrangiert!

Wir haben hier einige Nummern erwähnt. Aber welche sind für euch die wichtigsten in der noch jungen Erwins Geschichte?
Michel: Da wird wohl jeder seinen eigenen Favorit haben! Ich mag alle Songs, aber „Unsere Nacht“ gefällt mir besonders gut, das ist halt mein Lieblingsthema (und solche „Ohs“ mag ich, wie einige von Euch sicher wissen, besonders gerne!) und das Lied „Wir sind die Erwins“ finde ich top, weil es so viel Power hat!

Nach der Platte ist vor… Ihr hattet bereits die ersten Live-Auftritte. Was ist hier geplant?
Michel: Wir sind am 15.10. in Balingen, am 16.10. in Halle/Saale, im Dezember evtl im Norden, mal sehen! Auf jeden Fall freuen wir uns riesig, gemeinsam loszuziehen!

Wie sieht eine Erwins Setliste aus? Können wir uns auch auf Nummern von deinen alten Bands freuen oder wie gestaltet ihr das Set?
Michel: Lasst Euch überraschen! Hauptsächlich spielen wir Erwins-Songs vom Album, einige alt-bekannte Lieder aus früheren Tagen können aber durchaus dazwischen rutschen!

Habt ihr schon Pläne für eine weitere Platte?
Michel: Ich glaube Tim arbeitet schon an neuen Songs! Ich habe erst ab ca Mai Zeit mich reinzuknien, vorher kommen noch zwei andere Produktionen!

Kommen wir zum Schluss des Interviews zu Gedankenblitzen. Was bedeuten dir die folgenden Begriffe?
Die Welt vergessen?
Michel: Ginseng hilft, und viel frisches Gemüse!

Pop-Star?
Michel: Gute Unterhaltung!

Superhelden?
Michel: Gibts die? Alleinerziehende Mütter vielleicht?

Song des Jahres?
Michel: Immer der neueste, der gerade frisch entsteht.

Große Bühne?
Michel: Macht mir sehr sehr viel Spaß!

Die Hosen an?
Michel: Bini!

Mit nassen Haaren auf dem Balkon?
Michel: Schnell Trocknen! Es ist schon Oktober!

Interviews in Corona Zeiten?
Michel: Online!

Tough Magazine?
Super!

Wir bedanken uns bei dir für die Zeit, die du dir genommen hast? Natürlich gehören die letzten Worte dir. Also los :)…
Michel: Wir danken Euch für die Tolle CD-Besprechung und die vielen Fragen! Danke daß Ihr Euch so geil um uns Bands kümmert und Menschen an unsre Mucke heranführt! Und an Euch Leser einen fetten lauten Gruß vom schönen Bodensee! Vielleicht sehen wir uns ja demnächst mal live! Euer Michel/ Die Erwins

Tatsächlich haben wir uns sehr gefreut, dass Michel sich die Zeit genommen hat. Ein Musiker, den man im Auge behalten sollte. Nicht nur wegen den Erwins. Auch ein unplugged Projekt ist wieder am Start. Wir wünschen nur das Beste und freuen uns auf weitere Projekte von und mit Michel und den Erwins. Prost.

Interview im Oktober 2021 von Thorsten

Dieser Artikel wurde am: 24. November 2021 veröffentlicht.

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