Ten Foot Pole: Sänger Dennis im „Escalating Quickly“-Interview

Mit „Escalating Quickly“ ist das neue Album der Punkrock-Band Ten Foot Pole erschienen. Wir haben uns mit Frontmann Dennis über die Songs, die Entstehung und weitere Themen unterhalten.

Hallo Dennis. Wobei erwischen wir dich gerade?
Dennis: Dank für das Interview. Ich bin gerade in Quebec City und bereite mich für eine Face To Face-Akustikshow, die morgen stattfindet, vor. Es folgt dann eine Komplett-Show am Freitag bei dem Red Bridge Fest in Pont-Rouge.

Zwischen „Subliminabel Messages“ und „Setlist“ war es sehr ruhig um euch. Was habt ihr in den Jahren gemacht?
Dennis: Ich habe mich auf meine Karriere als Konzert-Tontechniker konzentriert und habe tausende Shows gemischt, zum Beispiel für Prince, „Weird Al“ Yankovic, Jimmy Eat World, AFI, Beck etc…Ich habe versucht kleine Ten Foot Pole-Touren zwischen den ganzen Konzerten zu planen. So haben wir ein bisschen in Europa, Australien, Japan, Kanada und Amerika getourt. Außerdem bin ich in den letzten Jahren immer mit meiner Akustik-Gitarre durch die Lange gezogen, habe Songs geschrieben und gespielt – ich denke, dass sich dadurch auch die Qualität der neuen Songs verbessert hat.

Für Menschen, die euch nicht kennen – wie würdest du euch beschreiben und was ist das Spezielle in der aktuellen Konstellation?
Dennis: Ten Foot Pole sind aus einer 80er Jahre Melodic-Hardcore-Band, die Scared Straight, entstanden. Eine freundliche Band mit persönlichen Texten. Unsere Konzerte sind inklusiv, freundlich und egalitär. Ich frage die Menschen bei den Konzerten oft, ob sie eine Frage haben und wir sind nicht ängstlich, in eine Diskussion zu gelangen. Ich denke, dass das Leben oft hart ist und sich viele Menschen alleine fühlen und somit fühlen sich viele von uns oft ziemlich gleich. Ich verarbeite meine Erfahrungen in der Musik in der Hoffnung, dass ich damit die Menschen erreiche. Es fühlt sich schöner an, wenn man etwas zusammen teilt – man ist nicht alleine.

Ten Foot Pole – Don’t Be A Dick

In eurer Setlist habt ihr neu aufgenommene Versionen euere Favoriten. Wie haben die Leute darauf reagiert und wie kam es dazu, dass ihr einige Songs komplett neu aufgenommen habt?
Dennis: Die Setlist wird geplant um weitere Menschen für unsere Musik zu gewinnen, wie zum Beispiel die, die wir auf unseren Konzerten treffen und somit gibt es viele Songs. Wir spielen viele Songs in modernerem Sound, so haben die Leute eine gute Referenz. Und wenn sie es mögen, können sie sich tiefer mit uns beschäftigen und somit auch die Original-Versionen hören. Ich denke, das gibt mir als Songwriter auch die Freiheit, neue Dinge auszuprobieren – zusammen mit den neuen Songs von „Escalating Quickly“.

Kommen wir zum neuen Album. 31 Minuten lang ist es. Eine tolle halbe Stunde mit guter Musik. Warum gibt es nur 11 Songs auf dem Album? Gab es einen Grund, das Album so kurz zu halten?
Dennis: Der Hauptgrund ist, dass wir die Qualität hoch halten wollten, ohne ein Vermögen auszugeben. Jeder Song benötigt eine menge Beachtung im Studio, wenn man so eine hohe Qualität an den Tag legt – also gibt es bei jedem Song sehr viel Arbeit. Das heißt nicht, dass man nicht 20 Songs am Tag aufnehmen kann oder dass man nicht 20 Songs in 20 Tagen schreiben kann – aber mein Ziel ist, dass wir ein Album aufnehmen, auf das wir sehr stolz sein können. Das ist ein tolles Ergebnis der tausenden Stunden, in denen wir Songs schreiben und ein noch tolleres Ergebnis, die Songs zu spielen.  In diesem Fall haben wir einen weiteren Songs halb aufgenommen, als ich mich entschieden habe, dass mir der Text nicht gefällt und wir hatten noch mehr Songideen. Aber das war es nicht wert, tausende von Dollar auszugeben (nachdem wir schon die Gitarren und das Schlagzeug für die anderen Songs aufgenommen hatten).

Während des Aufnahme-Prozesses: Wie war es für euch neue Songs aufzunehmen?
Dennis: Ich finde das Aufnehmen immer sehr spannend, aber ich werde auch nervös – ich hoffe, dass ich die richtigen Entscheidungen treffe, ohne dass die Songs an Potential verlieren. „Escalating Quickly“ hat eine menge Spass gemacht, weil unser Produzent, Ryan Greene (bekannt für die Aufnahmen für NOFX, No Use For A Name, Lagwagon uvm…), das Material liebte und hat uns sogar extra Zeit gegeben, um die Gesangs,- und Gitarrenparts aufzunehmen. Er hat das Ganze mit viel Spaß auf ein höheres Level gebracht.

Ten Foot Pole – Tha Jackals

Welche Anekdote aus dem Studio muss unbedingt erzählt werden?
Dennis: Ich kenne keine Andektode, die erzählt werden muss. Aber es ist witzig zu erzählen, dass ich eine Diskussion mit Ryan hatte. Es ging darum, ob es besser klingt, wenn ich höher singe. Vielleicht war es auch nur Sarkasmuss, weil ich eine menge Schmerzen auf Tour haben werde, um diese Töne auch zu treffen. Außerdem ist es sicherlich interessant zu wissen, dass wir einige Overdubs bei den Gast-Gitarristen hatten – wie bei Dan Jacobs von Atreyu und Dan Palmer von Death By Stereo/Zebrahead. Und in einem Song spielen die beiden gleichzeitig, ein Gitarren-Solo-Duell – es hat sehr viel Spaß gemacht.

Es sind viele Punk-Hymnen auf dem Album. Wie kamen die Songs zustande?
Dennis: Ich habe die meisten Songs mit meiner Akustik-Gitarre geschrieben, als ich als Tontechniker mit Jimmy Eat World und „Weird Al“ Yankovic unterwegs war. Ich habe versucht, jeden Tag zu spielen – manchmal auf Bürgersteigen oder auf Parkplätzen auf der ganzen Welt, sogar kleine Shows, als mal kein Konzert anstand. Ich nenne es „Prozess durch Demütigung“. So erkenne ich, ob ein Song gut ist, wenn ich mich nicht schäme, ihn öffentlich vor Menschen zu singen, die keine Fans sind. So erkenne ich, was gut ist und diese Songs schaffen es dann auch auf das Album. Die Messlatte lag dieses Mal höher, als bei den vorherigen Alben.

„Everything Dies“ ist der Opener des Albums. Warum glaubst du, dass alles stirbt oder worum geht es im Song?
Dennis: Ich war deprimiert, wegen einem persönlichen Problem, welches monumental erschien. Aber dann dachte ich daran, dass und wie alle von uns sterben werden, der Planet wird sterben und ich hatte ein bisschen Spass daran, dass wir eigentlich alle verloren sind. Es gibt keinen Ausweg, wir werden alle sterben – auch unsere „Welpen“. Also sollten wir relaxen und tanzen, bevor wir abkratzen.

Ten Foot Pole – Everything Dies

„Don’t Be A Dick“: ein wahres Monster. Gibt es eine Story zum Song?
Dennis: Ich versuche oft, ein sarkastisches Arschloch zu sein, zum Beispiel um den Leuten um mich herum zu zeigen, dass ich verärgert bin. Aber ich mache dann alles immer nur noch schlimmer und mit dem Song erinnere ich mich immer daran, nett zu sein. Das verbessert unser ganzes Leben, denke ich.

„Goodbye Sunny Days“ bringt etwas Melancholie ins Album. Wo sind die sonnigen Tage? Was bedeutet euch der Song?
Dennis: Mein Leben ist ein Mix aus hoffnungsvollen, zuversichtlichen, energischen, optimistischen (vielleicht nur durch guten Kaffee) Tagen und pessimistischen Tagen, an denen ich mich erledigt fühle. Ich schrieb den Song an einem Tag, an dem ich dachte, dass das Leben es nicht wert ist. Aber alleine das Schreiben und Singen des Songs reicht manchmal schon aus, um auch die dunkelsten Zeiten zu überstehen.

Ich habe drei Songs erwähnt, die ich richtig gut finde. Was sind deine Favoriten und warum?
Dennis: Einer meiner Favoriten ist „Victim Of Humility“, er handelt vom Schüchtern-sein. Ich habe den Song für mich und andere Emphaten geschrieben, um mich daran zu erinnern, aufzustehen und alles zu versuchen, denn sonst hört man nur die lauten, arroganten Menschen auf der Welt. Apropos blöde Menschen, „The Jackals“ ist auch ein Favorit, der von den Parasiten handelt, die davon provitieren, weil sie andere manipulieren und wie es ihnen gelungen ist, die Gesellschaft und Freundschaften für korrupte Zwecke zu zerbrechen. Der Song „Forever Road“ handelt vom Widerstand und das wir verstehen müssen, dass wir immer gegen die Gier und Korruption kämpfen müssen. Wir müssen mental vorbereitet sein, denn der Kampf scheint unendlich zu sein.

Ten Foot Pole – Unbroken

Was bedeuten euch die folgenden Wörter?
Fat Wreck:
Dennis: Fat Mike’s Plattenfirma, die zeigt, dass es eine scheinbar fürchterliche Band im Jahr 1985 trotzdem schaffen kann, großartig zu werden. Und sie entwickeln sich immer noch, so wie er auch Bier mit Festivals verbindet.

Punk Rock 2019:
Dennis: Es scheint so, als würde der 80er,- und 90er-Jahre-Punk wieder aufleben, das ist schön.

Bandgefühl:
Dennis: Ich habe versucht, eine Band zu gründen, die Spaß hat und es aushält beim touren Geld zu verlieren – das ist schwierig!

Trip:
Dennis: Wir haben einige vor uns, wie zum Beispiel Australien, Süd-Amerika und Europa. Das wird sehr spannend, aber auch risikoreich…

Deutsche Fans:
Dennis: Wir haben jetzt einige Jahre nicht in Deutschland getourt. Ich hoffe, dass dort immer noch einige alte Freunde sind, die uns im Oktober/November sehen möchten.

Tough Magazine:
Dennis: Es ist ja ein deutsches Magazin, es ist also ziemlich schwierig für mich, mir dazu eine vernünftige Meinung zu bilden.

Danke für das Interview. Die letzten Worte gehören dir.
Dennis: Ich schätze euch und die Leser dieses Interviews wirklich sehr. Bitte checkt tenfootpole.com und holt euch Infos zu unseren Tourdaten, hört unsere Musik. Außerdem könnt ihr unsere Patreon-Aktion abonnieren, das hilft uns natürlich, um weitere Alben zu produzieren und gibt uns natürlich weitere Möglichkeiten. Ich denke, dass das nächste Album ein Akustik-Album wird. Möglicherweise kommt danach ein härteres Ten Foot Pole Album, da das aktuelle Album ja etwas sanfter ist.

Interview vonh Thorsten im Juni 2019


ENGLISH VERSION

Hello Dennis. Thank you for taking the time to do the interview. What are you doing right now?

Thank you for inviting us to interview!  Right now I’m in Quebec City, preparing for an acoustic show with Face to Face tomorrow, followed by a full band show playing with them Friday at a festival in Pont-Rouge called Red Bridge Fest.

From 2004 („Subliminable Messages“) to „Setlist“ it was pretty quiet around you. What have you done over the years?

I focused on my career as a concert sound engineer, mixing thousands of shows for artists including Prince,  “Weird Al” Yankovic, Jimmy Eat World, AFI, Beck, etc.  I tried to do little TFP tours in between my career gigs, so we toured a bit in Europe, Australia, Japan, Canada and US.  The last few years I carried around an acoustic guitar and wrote songs and performed, which I think helped improve the quality of our new songs.

For people who don’t know you. How do you define yourself as a band and what is special about the current Ten Foot Pole constellation?

Ten Foot Pole evolved from an 80’s melodic hardcore band, Scared Straight.  It has always been a friendly band with lyrics about personal, real life situations/perspectives.  Our shows are inclusive, friendly and egalitarian—for example, I often ask the crowd if there are any questions, and we aren’t afraid to get into a discussion.  I think life is full of pain and people feel alone, even though many of us feel very similar emotions and challenges—my goal is to share experiences through music, in hopes that people feel connected as they recognize that our experiences might make us feel together rather than alone, in this challenging adventure.

In the Setlist you have recorded new versions of Ten Foot Pole Favorites. How did the people react to these new recordings and when did you decide to record completely new material?

Setlist was planned to provide potential new fans, like people we meet at shows, with a nice summary of our history.  It has modern recordings of our favorite songs, so that new people checking out the band have a nice reference.  Then if they like that, they can dig deeper and go check out all the other songs and original recordings.  In my mind, Setlist kind of solidified our identity and history, which gave me the freedom, as a songwriter, to try very new directions with all new songs in Escalating Quickly.

To the new album: 31 minutes. A great half hour of good songs. Why do you only have 11 songs on the album? Was there a reason to keep the record so short?

The main reasons are to keep quality high without spending a fortune on recording.  Each song gets a lot of attention in the studio, when doing a high quality recording, so every new songs creates a mountain of work.  This isn’t to say that you can’t record 20 songs in a day, or write 20 songs in twenty days, but my goal in creating a record is to have something we can be proud of, that shows respect for the thousands of hours that were spent writing the songs and even more that will be spent playing the songs.  In this case we had one more song that was half recorded when I decided I didn’t like the lyrics, and we had a couple of song ideas that we almost added… but it wasn’t worth the additional thousands of dollars in costs to add a song… (after the drums and guitars were already done on the other songs).

During the recording process: How was it for you to record new songs?

I find recording exciting but also I get nervous, hoping I don’t make choices that smother the potential of a new song.  Escalating Quickly was a lot of fun because Ryan Greene, our producer —famous for NOFX, Lagwagon, No Use for a Name and many other iconic albums—really loved the material and spent extra time having us sing vocal harmonies and play extra guitar parts.  He really pushed it to the next level with layers of fun parts.

Which anecdote from the studio must necessarily be told?

I don’t know about one anecdote.  I suppose it might be amusing to know that I had a discussion with Ryan about whether it really sounds better if I sing in higher keys, or if he is just sadistic and gets pleasure knowing that I will be in pain on tour trying to hit those notes.  Also I think it is interesting to mention that we had some overdubs by guest guitarists such as Dan Jacobs from Atreyu and Dan Palmer from Death by Stereo and Zebrahead… and in one song they played at the same time—dueling guitar solos—and they were both just giggling, having so much fun doing outlandish parts.

There are a lot of punk anthems in „Escalating Quickly“. How did these songs come about?

I wrote most of these songs with an acoustic guitar while touring as the sound engineer for Jimmy Eat World and “Weird Al” Yankovic.  I tried to play every day, sometimes on sidewalks or in parking lots around the world, sometimes at little shows on days off.  I call this songwriting process “trial by humiliation” in that I knew if songs were good when I felt not ashamed to sing them to non-fans in public places.  This process made me through out very many songs, and only my favorites made it to the record, which I think was a bit higher bar than the standards for songs on our previous records.

„Everything Dies“ is the opener of the album. Why do you think that all is dying or what is this song about?

I was feeling depressed about a personal issue that seemed monumental at the time.  But then I thought about how all of us will die, even the planet will end, and I had a bit of fun and happiness from wallowing in the fact that we are doomed.   There is no happily ever after because eventually we all die.  Even our puppies.  So we might as well relax and dance around a bit before we croak;)

„Do not Be A Dick“: A real monster. Is there a story about this song?

I’m frequently tempted to be a sarcastic asshole, showing people around me that I’m annoyed, for example.  But me adding to the pain and suffering in life just makes things worse.  So I wrote that song to remind myself to try to be nice, as I think it will make all our lives better.

„Goodbye Sunny Days“ completes the album more melancholic. Where are the sunny days? What does the song mean to you?

My life seems to be a mix of days when I feel hopeful, confident, energetic, optimistic (maybe I just had some great coffee), and days where I feel defeated, pessimistic and doomed.  I wrote this song on one of the later days, in a moment where I felt like life wasn’t worth the effort.  But even the act of writing and singing this song sometimes is enough to help me move past the darkest of times.

I have now mentioned three songs that I particularly like. What are your favorites and why?

One of my favorites is Victim of Humility which is about being shy—I wrote it to remind myself and the other empaths to stand up and try, because otherwise only the loud arrogant bully types of people will enjoy life and run the world.  Speaking of the dicks running things, The Jackals is a favorite, about the parasites that profit from manipulating people, and how they have succeeded in fracturing society and friendships for corrupt purposes.  The song Forever Road is about resistance, and how we understand that there will always be a need to fight greed and corruption, so we need to be mentally prepared because the struggle to make things better seems to last forever.

What do the following terms mean to you?

Fat Wreck:

Fat Mike’s label that shows that even a band that seemed irresponsible and terrible in 1985 was able to become great and create a big impact—they still are building, as he pushes forward by combining beer with festivals in the Punk in Drublic efforts.

Punk Rock 2019:

Seems there is a resurgence in people liking 80’s and 90’s punk, which is nice.

Band Feeling:

I’m trying to create a band that has fun and can withstand the challenges of touring while losing money, which is very difficult.

Trip:

We have a few possible trips ahead, such as to Australia, South America and Europe.  This can be exciting, but also risky…

German fans:

We haven’t toured there for a few years now, so I hope there are still some of our old friends that will come and see us in October/November…

Tough Magazine:

I notice it is written in German, so it’s hard for me to have an understanding/opinion as I’m ignorant.

Thank you for the interview. The last words are yours.

I really appreciate you, and the people willing to read this interview!  Please check out tenfootpole.com to get info about tourdates, to hear music, and to see about getting in our club—our Patreon subscription which helps us to fund future recordings and also gives little benefitsJ  I think the next recording will be an acoustic album, probably followed by a heavier TFP record, since this record was a bit gentle.

Dieser Artikel wurde am: 15. Juni 2019 veröffentlicht.

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