Mit „Stay Rudel-Stay Rebel“ haben die Ska-Punker von Rantanplan ihr neues Album veröffentlicht. Wir haben uns mit der Band über die neuen Songs und weitere, spannende Themen unterhalten!
Liebe Rantanplan. Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt, uns einige Fragen zu beantworten. Wobei erwischen wir euch gerade?
Gero: Ich koche gerade. Ich ruf dich nachher zurück. Tut tut tut…
Torben: Ich wollte mit unserem Posaunisten dieses Interview führen und muss das nun wohl alleine tun. Unser Merchandiser Riddlin wäscht gerade ab. Da kann ich mich dann wenigstens voll drauf konzentrieren.
Mit „Stay Rudel-Stay Rebel“ steht euer neues Werk in den Startlöchern. Was ist eurer Meinung nach das Besondere an dieser Scheibe?
Torben: Sie ist besonders neu. Sie ist besonders gut. Im Ernst: Wir hatten zum ersten Mal in unserer langen Bandgeschichte eine terminliche Vorgabe vom Label und das hat tatsächlich einigen Druck auf uns ausgeübt. Das ist aber vollkommen okay gewesen, weil wir sonst noch zwei Jahre gebraucht hätten. Wir sind auch besonders faule Säcke.
Was denkt ihr: Wie werdet ihr hiermit die Rudel von Ska-Punkern von den Trinknäpfen auf die Tanzfläche bewegen?
Torben: Hä? Entschuldigung, heissen sie?
Rantanplan – Kill den Spiegel
Vor dem Release gab es eine kleine Ausschreibung auf eurer Facebook-Seite für Hunde-Modells die aufs Cover wollen. Wie war die Resonanz und wie ist die Entscheidung gefallen?
Torben: Das war der pure Wahnsinn. Über 500 Bilder wurden uns zugeschickt. Die Auswahl war hammerhart, aber hat auch ultra Spaß gemacht. Von meinem persönlichen Favoriten ist nur der Ausschnitt einer Pfote geblieben und meine Nr.2 hat es auch nicht ins Cover-Artwork reingeschafft. Das war so ein Kleiner mit Maulkorb. Jeder hat so seine Favoriten gehabt und am Ende haben auch Freunde mitentschieden. Schlussendlich hat unserer begnadeter Grafiker Roli uns das Ganze nochmal „anders“ dargelegt und fertig war die Laube, äh Hundehütte.
„Stay Rudel-Stay Rebel”. Rudel beschreibt ja eher die Vielzahl und Rebell leider eher die Minderheit. Wie kam es zum CD-Titel und was ist Rantanplan-Musik in euren Augen? Eher Rudel oder eher Rebell und warum?
Torben: Nein. Das Rudel, welches wir meinen, ist der Freundeskreis. Die erlesene Zahl jener Menschen, welche sich gegenseitig durch Krisen helfen. Ihr meint eher die große Herde. Mit der haben wir nichts zu tun, wenn wir auch schon so manches Herdentier abtrünnig gemacht haben und manches sogar zum Rudeltier wurde. Stay Rudel – Stay Rebel ist auch eine Hommage an No Sports. Die prägten ja den Original-Slogan „Stay Rude – Stay Rebel.
Das Album „Stay Rudel-Stay Rebel“ – wie ordnet ihr es in die restlichen Rantanplan Veröffentlichungen ein und was denkt ihr, wie wird es bei den Fans ankommen?
Torben: Ich denke nicht, das wir uns damit irgendwie ducken oder verstecken müssen. Es ist ein typisches Rantanplan-Album und wir haben uns damit mächtig den Arsch aufgerissen. Es ist das 10te Studioalbum, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Es ist natürlich sehr schwer, das Level dermaßen hoch zu halten, aber meiner Meinung nach schaffen wir das doch ziemlich gut. Hat ja auch niemand gesagt, das es einfacher wird, für eine Band, die mit ihrem Debüt-Album schon einen Medien-Hype hatte.
Rantanplan – Stay Rudel-Stay Rebel
Auf eurer Scheibe besticht die Vielfalt der Musik. Welche Songs bedeuten euch am meisten und welche schaffen es in die Live-Setlist?
Torben: Danke. Mir liegt der Nachtzug nachPparis am meisten am Herzen, weil er aus tiefsten ehrlichen Herzschmerz geboren wurde. Das gesamte Songwriting und die Produktion waren bei mir überschattet, von der Trennung von meiner Familie. Das ging und geht mir sehr nah. Der Nachtzug ist ein tolles Ventil für diese schlimme Melancholie.
„Maschine“ wurde vorab schon ausgekoppelt. Ein Song, der nicht unbedingt Rantanplan-typisch aus den Boxen schallt. Ein Neubeginn oder wie kam es zu dieser Auskopplung?
Torben: Wir sind zwar im Allgemeinen dafür bekannt, das wir Skapunk machen, jedoch findet man auf jeder Rantanplan-Scheibe auch völlig anders geartete Songs. Wir beschränken uns nicht in unserer Auslegung von Punk und benutzen nicht immer nur „Schema F“. Das Lied hat vor allem Drakkar und unserem Management so sehr zugesagt, das eine Video-Single draus wurde.
Auch „Rudegirl From Outta Space“ geht in eine andere Richtung. Ruhigere, chilligere Musik. Was bedeutet euch der Song und wie entstand dieser? Sommer unter Palmen?
Torben: Der Song entstand im letzten Sommer, in einem ehemaligen Gemischtstall, während unserer zweiten Songwritersession auf dem Nopperhof bei Rostock. Das haben wir quasi als Soundcheck gejammt. Bruder Ulf kam am zweiten Tag mit diesem Text und Flow um die Ecke und während wir an irgendeinem doofen Riff dafür rummachten, fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen, dass es eigentlich super zu unserer ersten Jam passen täte und so kam es dann ja auch. Auch spricht hier wieder mein sehnsuchtsvolles Herz und schmachtet dieses märchenhafte Rudegirl an.
Euer Partytrick ist schon sehr speziell :). Welche Partytricks habt ihr noch parat :) ?
Gero: Ich kann eine volle Flasche Bier auf meinem Kopf balancieren.
Torben: Er kann ausserdem rauchen und Bier trinken gleichzeitig! Der Partytrick ist eigendlich ein Protest-Song. In Süddeutschland gibt es unter den Tischen der Brauhäuser Pissrinnen. Bei uns gibt es sowas nicht und deshalb mussten wir den Partytrick erfinden. Quasi das Spei-Cobra-Capoeira in der Hose des Nordtrinkers.
Tough Tipp: CD-Review „Rantanplan – Stay Rudel-Stay Rebel“
Der Titeltrack macht mega Laune und eröffnet das Album perfekt. Ein typischer Rantanplan-Titel. Solche Songs: Für euch eher Routine oder immer wieder was Besonderes?
Torben: Tatsächlich kam der, glücklicherweise, noch im letzten Moment aus der Pistole geschossen, als Ulf mich fragte: Torben, was denkst du, fehlt dem Album noch? Und ich entgegnete: ein richtiger Skapunk-Smasher, der alles auf den Punkt bringt und wegbläst. Dann sang er mir leise diese Strophe vor und ich nahm die Westerngitarre und spielte diesen Riff dazu und zwei Minuten später war das ganze fertig. Das klingt vielleicht leichtfüssig, ist aber in Wirklichkeit nur möglich, wenn man ein gewisses gemeinsames künstlerisches Zusammenleben hat. Bei mir und Ulf ist das so. wir haben ja auch lange zusammen gewohnt. Mit ihm zusammen hab ich immer ein recht warmes Gefühl, zu einer Art Boheme zu gehören und zuweilen inspirieren wir uns gegenseitig total gut.
Es ist eine besonders schwierige Aufgabe solch einen a-typischen Rantanplan-Song heutzutage zu schreiben, ohne sich selbst zum gähnen zu bringen. Das versuchen wir natürlich immer wieder und scheitern aber auch kontinuierlich. Das bedarf jahrelanges Durchbeissen, um auf essenzielle Stücke zu kommen. Wenn, wie in diesem Falle, das dann auch ganz schnell ging, muss man doch manchmal jahrelang darauf warten und mit sauren Gurken rumdealen.
Liebe Rantanplan, bittet entscheidet euch: Eher Rudel, oder eher Rebel?
Torben: Okay. Ich spiel mit, aber nur unter Protest, weil ihr hier ja „Rudel“ negativ ausgelegt und ich eigentlich lieber HERDE schreiben wollen würde… Also gut:
Lucky Luke: RUDEL
Rantanplan: REBEL
Joe Dalton: RUDELREBEL
Uli Hoeneß: RUDEL
Große Freiheit: RUDEL
Torben Meissner: REBEL
Tim Armstrong: RUDELREBEL
Richard „Dicky“ Barrett: REBEL
Was bedeuten euch die folgenden Begriffe:
Ska-Punk: MEINE SCHUBLADE. FINGER WEG
Samba–Köpfer: ALBUM 3 und ALBUM 2
Hundedressur: SITZ,PLATZ,FASS
Maulkorb: MARLONS MOJO MUSS EINEN TRAGEN, ABER MOJO IST AUCH DER GRÖSSTE SCHÄFERHUND DER WELT.
St.Pauli: HIER WOHNEN WIR. IST SCHON KOMISCH, WENN JEDER DEN STADTTEIL KENNT, IN DEM MAN LEBT, ABER ICH WILL MICH GAR NICHT BESCHWEREN, WIR ERNTEN AUCH GERNE DEN FAME
Gedichte: ES GIBT GUTE. ES GIBT SCHLECHTE.
Tough Magazine: FOR BUNDESKANZLERIN. UNSERE STIMME HABT IHR.
Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören euch.
Band: Deutschland. Ich sag nur drei Worte: Vielen Dank
Interview von Thorsten im Januar 2019
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