Neben Bands und Clubs geht es auch den Booking,- und Promotionfirmen nicht gut, während der Corona-Zeit. Wir haben uns mit Hage, dem Gründer von Spider Promotion, über diverse Themen unterhalten.
Moin Hage, wo erwischen wir dich gerade?
Hage: Hi Flo, ich bin quasi direkt auf dem Sprung! Ich hole jetzt gleich den Mietwagen ab und dann düse ich nach Hamburg zum Knust, wo wir heute ein Konzert mit unserem Künstler Meadows aus Schweden machen. Im Anschluss geht es für weitere Konzerte in die schöne Schweiz. Ich freue mich sehr darauf nach 7 Monaten Stillstand endlich mal wieder so etwas wie eine Mini-Tour zu haben.
Stell dich kurz vor!
Hage: Ich bin hage, 41 Jahre alt, Wassermann und Booker bei Spider Promotion. Meine Lieblingsfarbe ist schwarz, ich bin Linkshänder, mag Kaffee und bin stolz darauf meinen Rauchkonsum auf maximal 5 Zigaretten am Tag gesenkt zu haben. :o)
Du betreibst Spider Promotion – erkläre kurz, um was es sich dabei handelt.
Hage: Ich habe Spider Promotion vor 12 Jahren gegründet, mein Kollege Peti kam irgendwann dazu und ging nie wieder weg (worüber ich sehr dankbar bin!). Zusammen mit einigen freien Mitarbeitern betreiben wir die Agentur. Wir sind eine Künstleragentur, die mittlerweile mehr als 400 Konzerte europaweit bucht und abwickelt. Wir kümmern uns außerdem auch um die Promotion unserer Bands, coachen und managen diese in allen Bereichen des Musikbusiness. Wenn man so will, alle Leistungen aus einer Hand und das immer mit dem Ziel familiär, vertrauensvoll und konstruktiv miteinander zu arbeiten.
Bands wie Elfmorgen, Miss Vincent, Go Go Gazelle oder auch die Abstürzenden Brieftauben sind bei euch unter Vertrag. Wie hat das alles angefangen und hast du dir dieses Ergebnis genau so gewünscht?
Hage: Es ist ganz beeindruckend wenn man mal zurückschaut, was alles so passiert ist. Bands wie die Brieftauben habe ich mit 13 Jahren auf Kassette gefeiert, ich hätte niemals gedacht, dass man später mal mit diesen tollen Menschen arbeiten würde. Am Anfang der Agentur waren wir froh über 30 Shows pro Jahr in teilweise schlimmen Venues (sorry). Jetzt sind es über 400, man arbeitet mit Bands aus Schweden, England, Italien, Österreich, Belgien und den USA zusammen und es fühlt sich so an, als ob man in der Szene angekommen ist. Der gegenseitige Respekt ist mir persönlich sehr wichtig und den zurück zu bekommen, ist motivierend. Wir sind sehr sehr dankbar über die enorme Entwicklung, die unsere kleine Bude hingelegt hat. Das ist das Ergebnis von ganz viel harter Arbeit auf allen Seiten, viel Liebe und Herz und dem richtigen Push zur richtigen Zeit.
Wie bist du auf den Namen Spider Promotion gekommen?
Hage: Mein Sandkastenfreund Gunnar hat für meine eigene Band immer die Layouts gemacht und aus irgendeinem Grund immer eine Spinne darin versteckt. Als mir die Idee für die Agentur kam, war das deshalb sofort mein erster Gedanke. Außerdem passt der Name ja, da wir uns als „Netzwerk“, als Bindeglied zwischen Künstler, Veranstalter, Presse usw. verstehen. Und Promotion ist am Ende alles. Schien mir der richtige Gedanke.
Natürlich müssen wir euch kurz zum Thema Corona kommen – denn gerade ihr als Bookingfirma musstest einiges einstecken…wie ist die aktuelle Situation bei euch?
Hage: Wir haben seit Beginn der Krise Ende Februar mehr als 250 Konzerte verschoben. Die Einnahmen von einem kompletten Jahr sind futsch und das bei doppelter und dreifacher Arbeit. Da ich als Soloselbstständiger durch jedes Raster falle, bekomme ich keinerlei staatliche Hilfe und lebe seit 7 Monaten von dem, was meine Altersvorsorge mal sein sollte.
Welche Gedanken gingen euch durch den Kopf, als die Nachricht kam, dass alle Konzerte abgesagt werden müssen?
Hage: „Kaffee, ich brauch´ Kaffee!“ Nein, im Ernst: Man konnte es natürlich nicht glauben. Wir waren alle geschockt. Und teilweise ist man das immer noch. So etwas verdaut man nicht von heute auf morgen. Es ist simpel gesagt eine Katastrophe. Aber viel Zeit zum Nachdenken blieb am Ende gar nicht, weil man sofort reagieren musste. Alleine im März standen 50 Shows bei uns auf dem Plan, für die wir sofort Lösungen finden mussten.
Nach Corona – wie sieht die nahe Zukunft aus? Rosig? Ungewiss?
Hage: Ungewiss und leider auch äußerst perspektivlos. Sollte die Politik nicht in ernsthafte Diskussion mit der Branche gehen, sterben wir am ausgestreckten Arm. So fühlt es sich leider seit 7 Monaten an. Es ist kaum zu glauben, wie mit uns allen umgegangen wird, es hat mich erschüttert und macht mich jeden Tag aufs Neue traurig und wütend zugleich.
Ein Highlight ist sicherlich, dass die Tribe Friday-Tour starten darf. Wieviel Arbeit steckt dahinter und was muss man tatsächlich alles beachten, damit aktuell so ein Konzert/eine Tour stattfinden kann/darf?
Hage: Sehr viel Arbeit. Unbezahlte Arbeit wohlgemerkt, denn unter den geltenden gesetzlichen Auflagen kann man eine Tour nicht mal kostendeckend hinbekommen. Veranstalter, Band und auch wir wissen das, aber wir haben uns dennoch dafür entschieden, weil wir ein kleines Zeichen setzen und etwas Einmaliges schaffen wollten. Den Veranstaltern gebührt der größte Dank, da sie sich durch alle Hygeniekonzept-Vorgaben kämpfen mussten. Das war und ist der Löwenanteil der Arbeit.
Hast du aktuell ein Lieblingslied?
Hage: Alles von Placebo. Das wird sich wohl auch nicht mehr ändern. :o)
Wie stehst du zu Spinnen?
Hage: Mag ich nicht. Würde ich aber dennoch nie töten. Immerhin ist das unser Wappentier und ein sehr nützliches Tier. :o)
Was wünschst du dir für die nächsten 10 Jahre?
Hage: Das alle Menschen, die mir wichtig sind gesund und glücklich sind und wenn es nicht zuviel verlangt ist, ich ebenfalls. Für uns alle, dass wir lernen respektvoller miteinander umzugehen, mehr füreinander einzustehen und gute Sachen voranzutreiben.
Danke für deine Zeit, die letzten Worte gehören dir.
Hage: Ich habe zu danken! Bleibt tapfer und kämpft weiterhin für die Musik. Rock´n Roll und bis die Tage, der Hage.
Interview von Florian P. im September 2020
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