Mit „Rehab“ ist das Debütalbum der Band Shades of God erschienen. Wir haben uns mit dem Kopf und Gründer, Daniel, über viele verschiedene Themen unterhalten.
Moin Daniel, wo erwischen wir dich gerade?
Daniel: Oh momentan bin ich am Platten verpacken und versenden. Ich räume meine Sammlung ein bisschen auf. Aber habe viele gute alte Sachen entdeckt, sowas wie Dave Edmund’s Love Sculpture oder Rory Gallagher und so weiter und sofort. Ich stehe auf dieses ganzen sechziger oder siebziger Jahre Rock-Acts. Da gab es ziemlich gute Sachen mit ziemlich guten Sängern und alles schön bluesiges Zeug.
Im November 2019 hast du die „Band“ Shades Of God gegründet, die nur aus dir besteht. Erzähl uns, wie es dazu kam.
Daniel: Nachdem ich Anfang letzten Jahres ein Burnout erlitten habe, der wiederum in eine fette Depression mündete, war ich Anfang 2019 neun Wochen in einer Tagesklinik und im Herbst noch weitere 8 Wochen in einer Reha-Einrichtung im Schwarzwald. Da ich mir schon dachte, dass ich dort viel Zeit haben werde, habe ich alles mitgenommen, was ich auch auf eine einsame Insel mitnehmen würde, von meiner Familie mal abgesehen: also ein MacBook, ein gutes Interface und meine Gitarre.
Der Schwarzwald ist ein toller Ort. Ich bin viel alleine durch die Wälder gewandert und habe viel Nordic Walking gemacht Berg Hochberg runter, das hat mir den Kopf frei gemacht. Am Abend habe ich, anstatt mich vor die Glotze (mit miesen Empfang) zu hängen, mich meinen Gedanken und meiner Musik gewidmet. Ich hab einfach drauf los gespielt. Ich habe nicht darüber nachgedacht was ich da aufnehme, ich hab einfach gemacht. Das Interessante dabei ist, dass am Ende was Gutes bei raus gekommen ist.
Das ganze Song Writing ist also komplett dort entstanden. Den Rest habe ich dann daheim in München aufgenommen. Normalerweise spiele ich ja bei Blind Mess. Aber diese Songs waren/sind eine Mischung aus Metal, Death Metal, Thrash Metal, irgendwie ein Mischmasch aus allem was Energie freigibt. Und ich wollte sie auch nicht für Blind Mess verwerten, sondern zu meinem ganz persönlichen Soundtrack machen. So entstand die Idee zu Shades of God.
Wie muss/kann/darf man sich die One-Man-Band vorstellen?
Daniel: Das ist ganz einfach erklärt: man kann machen was man will. Es gibt niemanden der einem reinredet. Es gibt keine Règlements. Und das ist ein gutes Gefühl. Man muss niemandem eine Rechenschaft ablegen. Obwohl mir die Arbeit mit Blind Mess natürlich genauso viel Spaß macht.
Du hast vom Anfang bis zum Ende alles alleine gemacht – wieviel Zeit hast du in das Debütalbum investiert und hast du es dir genau so vorgestellt?
Daniel: Im Prinzip hat der ganze Prozess ein dreiviertel Jahr gedauert. Da war dann endlich alles fertig aufgenommen, abgemischt und gemastert etc. Da ich bis Anfang des Jahres zusätzlich noch krankgeschrieben war, und dann 2020 Corona kam, hatte ich viel Zeit mich dem zu widmen. Und ich denke es ist genau so geworden wie ich es mir vorgestellt hatte. besonders stolz bin ich auch auf das Cover, das ist eine Collage aus Bildern, welche ich während meines Aufenthalts in der Reha gemacht habe.
Durch den Burnout und den damit verbundenen Depressionen wird ein völlig anderes Licht auf das Projekt geworfen. Kannst du über die Zeit sprechen? Wie erging es dir?
Daniel: Es war ein sehr schweres Jahr. Bei mir vorher jemand erzählt hat er hatte einen Burn out, konnte ich mir das nicht vorstellen. Aber es war wirklich so. Ich bin eines Morgens aufgewacht, ging duschen, saß auf dem Bett und konnte mich nicht mehr anziehen. Ich wusste zwar wie es geht aber ich konnte es nicht umsetzen. Da war der Punkt erreicht wo meine Frau mich gleich zum Arzt geschleppt hat. Ich habe viel über mich gelernt. Ich habe wieder gelernt mit Achtsamkeit durchs Leben zu gehen und nicht alles für selbstverständlich zu nehmen. eine Depression ist keine tolle Sache. Man kann nichts dagegen tun und fühlt sich schlecht, fühlt sich allein obwohl ich eine tolle Familie habe, die in der Zeit zu mir gestanden hat und glücklicherweise immer noch steht. Auch für meine Frau und unsere drei Töchter war es nicht einfach. Sie mussten viele Entbehrungen hinnehmen. Ich bin Ihnen dafür sehr dankbar, das Album ist ihnen gewidmet.
Wie geht es dir heute?
Daniel: Heute geht es mir eigentlich wieder ganz gut. Doch meinen ursprünglichen Beruf in der Grafik- und Marketingbranche möchte ich an den Nagel hängen, ich komme damit nicht mehr zurecht. die Gründe dafür sind sehr vielfältig. Also halte ich Ausschau nach einem neuen beruflichem Wirkungsfeld.
Ein klug gewählter Albumtitel, wenn man das Ganze betrachtet. Für dich der wichtigste Schritt, um wieder neu zu starten?
Daniel: Definitiv. Es ist der krönende Abschluss einer beschissenen Zeit. Ich bin aus dem dunklen wieder ins Licht gekommen. Musik ist etwas wunderbares a es ist meine Religion. Udo Jürgens sagte einmal: ein Leben ohne Musik wäre ein Irrtum – er hatte recht.
Was bedeuten dir die folgenden Wörter?
Familie
Daniel: Vertrauen, Dankbarkeit und Toleranz.
Freunde
Daniel: Man braucht nicht viele, wer 2-5 sehr gute Freunde hat kann sich durchaus glücklich schätzen.
Vom Schatten ins Licht
Daniel: Es gibt immer eine Lösung. Man darf nie aufgeben. Jemand sagte einmal: am Ende wird alles gut. Und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.
Metal
Daniel: Macht Spaß zu hören und selbst zu spielen. Ich kann mich darin verlieren und super abschalten. Und es hat was befreiendes aggressives. Das mag ich.
München
Daniel: Eine Stadt, in der es an sehr viel Szene fehlt. Es gibt zu wenig (bezahlbare) Proberäume. Es gibt nicht mehr wirklich viele Clubs hier in denen Live-Musik gespielt werden kann. Viele machen irgendwann zu, weil so wenig Publikum da ist oder sich die Nachbarn beschweren oder die Miete zu teuer ist. Schade für eine solche Stadt. Ich komme eigentlich aus Hannover und dort sieht die Sache etwas besser aus.
Tough Magazine
Daniel: Super Magazin mit interessanten Artikeln und Inhalten. Ich finde es super, dass es solche Magazine gibt und es ist mir eine Ehre mit Shades of God dabei sein zu dürfen. Vielen Dank!
Vielen Dank, die letzten Worte gehören dir.
Daniel: Ein großer Traum von mir ist dieses Album als Vinyl in den Händen zu halten. Da das Interesse bisher recht gut ist, werde ich neben einer auf 25 Stück limitierten Kassetten Edition, in den nächsten zwei Wochen eine Crowdfunding Kampagne starten um 100 Vinyle machen zu lassen. Ich hoffe es finden sich genug Leute, die die Platte haben möchten und mir damit helfen diesen Traum zu verwirklichen. Mehr Infos findet ihr auf meiner Facebook Seite von Shades of God. Merci und bleibt‘s gesund.
Interview von Florian P. im Juli 2020
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