„Sei du selbst“: Volker Putt im Interview

Mit „Sei du selbst“ ist das neue Album der Oi!-Punkband Volker Putt erschienen. Wir haben uns mit der Band über die Songs, die Szene, den Live-Shows und weiteren Themen unterhalten!

Hey, wobei erwischen wir euch gerade?
Volker Putt: Einer von uns übt gerade Songs beim Biertrinken, der andere sitzt gerade nackt neben seiner Freundin auf dem Sofa. Einer schreddert nebenbei auf seiner Gitarre und der vierte ist auf dem Weg zum 90er Festival. Wer was macht, darfst du gerne selbst erraten.

Mit „Sei du selbst“ ist euer neues Album erschienen. Wie kann man sich einen „normalen“ Studiotag bei euch vorstellen?
Volker Putt: Konzentriertes Arbeiten bei entspannter Atmosphäre und kreativen Blödeleien oder eben einfach nur Blödsinn :D „And again!“ „Das war schon sehr gut. Aber kannst du das bitte auch nochmal sauber spielen?“ „Ooooh! One Take! Next Song!“

Was würdet ihr sagen, hat sich zum Vorgängeralbum „Zwischen Pils, Punk und Politik“ geändert?
Volker Putt: Soundtechnisch ist der Stil viel runder und fetter geworden. Auch sind die Texte und Songs insgesamt noch ausgereifter und komplexer als noch beim Vorgänger.

Den Song „Refugees Welcome“ hattet ihr bereits 2015 aufgenommen. Warum habt ihr den Song mit auf das neue Album genommen?
Volker Putt: Uns ist das Statement damals wie auch heute wichtig. Daher ist es uns ein klares Anliegen gewesen, die Auskopplung noch einmal für unser Album neu aufzunehmen.

Damit verbunden ist mir aufgefallen, dass auch der Sound im Allgemeinen anders abgemischt ist und er etwas dumpfer klingt. Was sind dafür die Gründe?
Volker Putt: Der Sound eines Albums ist immer geschmackssache. Wir mögen einen kantigen, natürlichen Sound und sind kein Freund von Loudness War oder synthetischen Klängen. Was nutzen einem 4-5 Gitarrenspuren mit HighEnd-Einstellungen, wenn diese nicht live gespielt werden können. Und Bands, die sich im Studio ihre fetten Soli zusammenschneiden, die sie bei einem Gig aber selten richtig spielen können, gibt es genug.

In vier Jahren kann viel passieren – wo lag bei euch der Schwerpunkt in Bezug auf die Texte?
Volker Putt: Die meisten Ideen entstehen einfach aus Situationen, die uns selbst passieren oder die aus unserer Sicht mit Humor oder auch gewissem Ernst thematisiert werden sollten. Seien es Wortwitze wie in „Koma Libre“ oder reflexives Storytelling in „Nette Mario“, aber auch selbstkritische Haltungen wie bei „Punkrock, halt’s Maul“ bzw. das Aufgreifen gesellschaftlicher Probleme wie in „Berge, Täler, Neonazis“. Uns bewegt sehr vieles und da vergreifen wir uns auch mal in eine andere Genre- und Tonart wie bei „Postmodernde Zeit“.

Was bedeutet euch die Oi!/Punk-Szene und wie ist sie in Helmstedt und Umgebung?
Volker Putt: Da wir mittlerweile „nur“ noch den Proberaum in Helmstedt haben, sind wir dort eher selten unterwegs. Die Szene dort erscheint sehr klein, wenn man wie wir auch international viel rum kommt. Ein gesamtheitliches Bild über die Szene ist schwierig, da ist viel Dynamik drin. Und das ist uns auch wichtig. Eine kritische Diskussionsbereitschaft war schon immer wesentlicher Teil der Subkultur. Unpolitische Einstellung halten wir jedoch für mindestens fragwürdig. Jede Aussage die soziale Aspekte hat, kann darauf zurückgeführt werden. Auch wenn man sich einfach über die Arbeit beschwert, hat die Aussage meist einen politischen Ursprung. Selbst das Saufen, wenn man sich über die Bierpreise beschwert, sind ja Steuern drauf.

Aber wenn wir über gemeinsame Eigenschaften nachdenken, sollten eine tolerante, respektvolle, solidarische und selbstbestimmte Grundeinstellung nicht fehlen, mit der wir die größtmögliche Freiheit aller erreichen wollen, ohne Vorurteile gegenüber dem anderen zu haben oder dabei vor Tabus zurückschrecken. Das kann schön, aber auch schmerzhaft sein.

An vielen Stellen der Songs könnte man Pauli auch mit Toifel von Berliner Weisse verwechseln – also falls einer von euch krank wird, könnte ja sofort der andere einspringen oder?
Volker Putt: Haha, vielen Dank. Wir fassen das mal als Kompliment auf. Der geübte Hörer wird da aber sicher einige Unterschiede feststellen. Ursprünglich war der Plan mehr Einfluss vom Metall durch die Stimme in den Punk zu bringen. Da kannte Pauli Bands wie Berliner Weisse noch nicht, da er doch eher aus dem klassischen Deutschpunk kommt. Das was du heute hörst ist das Ergebnis. Auch wenn wir die Jungs musikalisch und persönlich sehr mögen, würden wir nie tauschen wollen.

„Volker Putt III“, „Punkrock, Halt’s Maul“ oder „Postmoderne Zeit“ – besonders in den Songs werden die Wörter herrlich langgezogen – wie hat die Stimme gelitten?
Volker Putt: Häh, gar nicht. Pauli ist meist der Letzte, der bei längeren Touren noch volle Stimme hat.

Eure Tour ist gerade vorbei – wie war es? Welche Hütte hat gebrannt?
Volker Putt: Es war eine herrlich schöne, aber auch teilweise anstrengende Tour. In zehn Tag fast 2.500 Kilometer gemacht und gefühlt 100 mal ausgeladen, aufgebaut, abgebaut, eingeladen, weiter. Zwischen 30 – 200 Gäste war jeden Tag was dabei. Insbesondere erinnern wir uns gerne an Leipzig, Parchim, Wismar, Chemnitz und Erfurt. Wir haben viele neue Leute getroffen, aber auch viele Herzensmenschen wiedergesehen. Auch die anderen Bands, mit denen wir uns die Bretter geteilt haben, waren eine Bereicherung. An dieser Stelle lieben Gruß an die duften Dudes von Heiamann, Pommes oder Pizza, Faust X Bein, Numbskull, East End Chaos und den Rest.

Was ist das Besondere an einer Volker Putt-Show?
Volker Putt: Wir sind die einzige Band, die politischen Punk mit sattem Oi-Sound mischt. Unsere Shows stecken voller Energie, wechselnden Songstilen und schlechten Witzen. Wer mehr will als gröhlend und klatschend ein paar Sauf-Lieder zu trällern und politisch engagiert ist, ist auf unseren Konzerten genau richtig. Wir stehen zu jeder Textzeile und spielen alles aus Überzeugung und jedes Mal mit größter Leidenschaft.

„Sei du selbst“ ist bei Sunny Bastards erschienen – wie kam der Sprung zur Plattenfirma?
Volker Putt: Es gibt nicht viele Labels mit denen wir uns vorstellen konnten zusammenzuarbeiten. Wir sind sehr zielstrebig und haben Bock ordentlich was loszureißen. Dies sollte mindestens auch die Plattenfirma haben. Nach ein paar Nachrichten und Telefonaten mit Sunny Bastards, wurde allen schnell klar, dass wir zusammen was starten wollen und wurden uns einig.

Bitte entscheidet euch:
Berge oder Meer? Meer (Pauli) Berge (Max), Berge (Kay), Berge (Kelle)

Voll kaputt oder ansatzweise gesund? Wer etwas voll kaputt ist, ist auch ansatzweise gesund. Aber volkerputt spart Altersheime.

Bier oder Wein? Sekt, Whiskey, Cuba Libre und Bier.

Pest oder Cholera? Wtf? Space AIDS vielleicht…

Pizza oder Döner? Fast egal, wichtig ist das es mit Liebe zubereitet ist.

Pommes oder Pizza? Nette Jungs und tolle Band.

Netflix oder Kino? Da sind wir uns tatsächlich uneinig. Für gute Filme, die mir wichtig sind, gebe ich gerne Geld an der Kinokasse aus, statt mich von einer Kultur-Flatrate versorgen zu lassen. Bei Letzterem verdienen doch nur die dran, die sowieso schon genug Kohle haben. Ich suche mir meist das aus, wo beim Künstler oder bei der Künstlerin am Meisten hängen bleibt (Pauli). Die anderen entscheiden es eher je nach Zeit und Laune (Kelle) oder würden gerne öfter ins Kino als sie können, weil sie es schätzen (Max). Kay entscheidet sich lieber für ein paar Stunden in der Zukunft in Chemnitz.

Was fällt euch zu folgenden Wörtern ein:
-Freundschaft= Zusammen ist man weniger allein. Ein echter Freund ist unersetzlich.

-Zuhause= Ist ein seltsamer Ort und dort wo Familie ist.

-Volker Putt IV= 2022 oder vielleicht ein bisschen später ;)

-D.I.Y.= Wichtiger Bestandteil der Szene und für Individualität. Wenn du dir nicht sicher bist: Mach ‘it einfach.

-Wortspiele= Neben Flachwitzen, die einzig wahre Form von Humor!

-Tough Magazine= Aufstrebendes, interessantes Magazin mit vielen Nischen. Macht weiter so.

Vielen Dank, die letzten Worte gehören natürlich euch!
Volker Putt: Solidarische Grüße an alle, die unseren Weg mit begleiten. Danke an unsere Fans und an diese, die es noch werden wollen. Wir sehen und hören uns. Alerta!
Eure VOLKER PUTTen

Interview von Florian im Juli 2018

Dieser Artikel wurde am: 11. Juli 2018 veröffentlicht.

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1 Kommentar

  1. man man was für´ scheiss – tut ja nur noch weh….

    Antworten

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