Ryker’s: Die Hardcore-Helden im „The Beginning…“-Interview

Mit „The Beginning…“ erscheint am 31.05.2019 das neue Album der Hardcore-Legenden Ryker’s. Wir haben uns mit Dennis und Chris über die Entstehung der Songs, die Hintergründe und vieles mehr unterhalten.

Moin! Wo erwischen wir euch gerade?
Dennis: Sitze gerade im Zug und bin auf dem Weg zur Probe.
Chris: Beim Sport, ich muss mal ein paar Gewichte stemmen um mich mental auf die Probe vorzubereiten und dann hole ich Dennis vom Zug ab.

Mit „The Beginning…“ erscheint am 31.05.2019 euer neues Album. Lief bei den Arbeiten zum neuen Album alles wie sonst ab? Oder gab es Veränderungen im Vergleich zu den Vorgängern?
Dennis: Für mich auf jeden Fall, weil ich diesmal auch meine Ideen und Texte mit einbringen konnte. Die Songs zum letzten Album hab ich 5 Tage vor dem Studiotermin das erste Mal gehört.
Chris: Tatsächlich ist das Album diesmal richtig gewachsen und es waren auch wirklich alle extrem in das Song- und Textwriting involviert. Ich denke, das hört man. Zudem hatten wir eine ziemlich exakte Vorstellung wie das Teil klingen soll und die hat Andy Classen grandios umgesetzt.

„The Beginning…“ heisst das Album – warum habt ihr euch für den Album-gebenden Song als Titel entschieden?
Dennis: Weil er so großartig zum Cover-Kontept passt ? Und weil es auch so gut zu Ryker’s 2019 passt. Wer hätte vor 25 Jahren gedacht, dass Ryker’s in dieser Zusammensetzung dieses Album aufnehmen? Ich jedenfalls nicht. Das Leben ist nicht berechenbar und hält viele Überraschungen bereit. Darum geht’s.
Chris: Der Titel stammt aus einer Zeile eines Don Winslow Romans. Beim Lesen dachte ich mir nur, wow! das klingt wirklich genial – The Beginning… doesn’t the end. Denk mal drüber nach, da steckt soviel drin.

Ryker’s – Let’s Ruin The Scene

Als Vorreiter gab es bereits die Songs „Losing Touch“, „Lets Ruin The Scene“ und „Cast in Stone“ zu hören/zu sehen. Wie fallen bei euch solche Entscheidungen? Wie sucht ihr die Songs aus, die vorab ausgekoppelt werden?
Dennis: Entweder man weiß intuitiv, welcher Song sich gut für ein Video eignet oder man möchte ein Zeichen setzen. Losing Touch war irgendwie sofort klar, weil er so schön ballert und für „Let’s Ruin The Scene“ haben wir uns ganz bewusst entschieden, weil er so anders ist als das, was man von Ryker’s erwarten würde. Amüsanterweise sind hier die Reaktionen genauso wie erwartet. Song und Video polarisieren und das ist gut so. Das klare Statement lautet: Scheiss auf die anderen und mach dein Ding. Schau dir mal die heutigen Bands an… Viele klingen gleich und versuchen krampfhaft irgendein Klischee zu erfüllen.
Chris: Da bin ich 100% bei Dennis. Und glaub mir, da kommen noch ’nen paar coole Teile hinterher.

Das Cover fällt auch direkt ins Auge – wie waren da eure Gedanken? Wusstet ihr schon früh, wie das Artwork gestaltet werden soll oder wie entsteht sowas bei euch? Und von wem stammt es?
Dennis: Chris hat mir von der Idee mit dem knienden Engel erzählt und ich war sofort Feuer und Flamme. Für mich war wichtig, dass der Engel am Ende gewinnt und Toni von BDHW, übrigens der beste und kreativste Labelboss, den man sich wünschen kann, hatte die Idee mit der Blutspur und dem dreifach Aufklappcover – und so kam eins zum anderen.
Chris: Nachdem Vasil Vasev Vasse auf „Never Meant To Last“ abgliefert hat, war uns klar, dass er auch der Richtige für das neue Cover wird – und ich denke – er hat sich da echt nochmal übertroffen. Und wichtig war uns, dass das Gute gewinnt. Als mir Dennis sagte, das der Engel auf jeden Fall gewinnen muss, habe ich nur gelacht und dachte mir… logisch! Great Minds Think Alike ;-)

Wie kann man sich einen Tag mit euch im Studio vorstellen? Und von was für einer Zeit reden wir eigentlich? Wochen? Monate?
Dennis: Ich habe mir mittlerweile angewöhnt immer erst ins Studio zu kommen, wenn alle Instrumente schon aufgenommen sind. Früher, bei Brightside, war ich immer die ganze Zeit dabei, aber das ist taktisch ziemlich unklug. Als erstes ist der Drummer fertig und will den Rest der Zeit nur noch feiern. Dann kommen schrittweise Bassist und Gitarristen dazu und wenn man dann endlich selbst mal an der Reihe ist, ist man total durchgefeiert und hat dann auch noch von allen am wenigsten Zeit, weil davor so viel rumgebummelt wurde. Undankbar.
Chris: Ich bin eigentlich immer im Studio zugegen, weil ich eine genaue Vorstellung von den Songs und dem Sound habe und wir auch immer wieder mal was ausprobieren und ändern. Aber letztlich reden wir von einigen Wochenende, nicht von Monaten… da wirste im Studio sonst auch verrückt.

Ryker’s – Losing Touch

Das Album umfasst 15 Songs – ihr habt viel zu sagen, immer noch! Was inspiriert euch zurzeit oder allgemein? Gerade was die Texte angeht…
Dennis: Größtenteils persönliche Erfahrungen, aber natürlich auch die gesellschaftlichen Umstände. Wenn man mit halbwegs offenen Augen durch die Welt geht, findet man mehr Themen als man Songs schreiben kann.
Chris: Für mich ist das ganze Album wirklich sehr persönlich und ergibt zusammen mit Songs, Texten und Artwork absolut Sinn. Man könnte fast von einem Konzeptalbum sprechen ;-)

Auch live spielt ihr in diesem Jahr einige Konzerte. Wie bereitet ihr auch jeweils darauf vor?
Dennis: Wir proben ab und zu mal das Set.
Chris: …und feiern dann im Anschluss bis 3 Uhr morgens um in den Tour-Modus zu kommen.

Gibt es Rituale bei euch vor oder nach den Konzerten? Wenn ja, welche sind das? Darf man die verraten?
Dennis: Egal ob’s stürmt oder schneit, ich muss joggen vor der Show. Unaufgewärmt kannst du mich nach 2 Songs in die Tonne kloppen. Wer uns mal live gesehen hat, der weiß, dass bei Ryker’s kein Standfußball gespielt wird.
Chris: Die Ghettofaust ist ebenfalls wichtig! Ich bin vor Auftritten 100% fokussiert und konzentriert und will auch niemanden sehen außer meinen 4 Mitstreitern und unserem TM René… und dann Feuer frei.

Gibt es Unterschiede bei den Fans der jeweiligen Länder? Oder laufen die Konzerte in der Regel alle gleich ab?
Dennis: Bei dem Konzerten an sich merkt man keinen Unterschied, aber in der Art und Weise, wie man behandelt wird. Es war so herzerfrischend in Indonesien, weil man da mit strahlenden Augen und einer so offen und herzlichen Wärme empfangen wurde. Die deutsche Hardcore Szene ist da vergleichsweise zurückhaltend, kritisch und oft auch verkrampft, weil einer cooler als der andere sein will.

Ryker’s – Cast In Stone

Was bedeuten euch folgende Worte?
Familie
Dennis: Familie ist ein seelischer Anker und jeder Mensch, der eine Familie hat, sollte sich glücklich schätzen und dankbar dafür sein und nicht den Fehler machen Sie als Selbstverständlichkeit zu betrachten.
Chris: Familie, Freunde – für mich geht es nicht ohne. Und ja Dennis, absolut, dieses Gut muss man hegen und pflegen!

Freiheit
Dennis: Wo fängt Freiheit an und wo hört sie auf? Das muss jeder für sich selbst herausfinden und da hat jeder seine eigenen Vorstellungen. Für den einen ist Freiheit die persönliche Selbstverwirklichung, für den anderen mit 240 über die Bahn zu ballern.
Chris: Das Wichtigste überhaupt!

Hardcore
Dennis: Mein treuer Begleiter seit frühester Jugend und für den Rest meines Lebens.
Chris: Hat mir sehr, sehr viel gegeben und mein Leben nachhaltig beeinflusst – und ich/wir versuchen etwas zurückzugeben… dieses: HC for life ist für mich jedenfalls mehr als ein ausgelutschter T-Shirt Slogan.

Ryker’s 2025
Dennis: Neben Rene, dem besten Tourmanager der Welt und Sebi, dem besten Mercher der Welt, wird sicherlich bei den Shows ein Physiotherapeut dabei sein müssen, der die alten Muskeln nach der Show wieder gerade biegt. Und eine Souffleuse, die uns die Songs zuflüstert, weil keiner mehr die Playlist lesen kann und alle zu eitel sind mit Brille auf die Bühne zu gehen.
Chris: …da hat Dennis gerade alles zu gesagt ;-)

Vielen Dank, die letzten Worte gehören natürlich euch!
Dennis: Danke für das Interview Flo! Danke für das Interesse liebe(r) Leser(in).
Chris: …kauf die Scheibe, die ist wirklich gut! Echt jetzt! Verdammt!

Interview von Florian im Mai 2019

Foto: www.facebook.com/sonne2105sonne

Dieser Artikel wurde am: 20. Mai 2019 veröffentlicht.

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