Das 14. Ruhrpott Rodeo steht für 2020 in den Startlöchern und die Veranstalter stecken mitten in den Vorbereitungen. Als Kopf des Veranstalter-Teams haben wir uns mit Alex Schwers über die Arbeiten hinter den Kulissen unterhalten.
Hallo Alex, wo erwischen wir dich gerade?
Alex: Auf dem Klo!
Du bist der Veranstalter des Ruhrpott Rodeos – war es damals schwierig, einen passenden Namen für das Festival zu finden? Gab es noch andere Ideen?
Alex: Den Namen „Ruhrpott Rodeo“ hatte ich irgendwie schon lange vorher im Kopf. Irgendwann wollte ich mal ein Stock Car Rennen organisieren was so heisst … am Ende ist ein Punk Festival daraus geworden.
Als Kopf des Teams stehst du oftmals im Vordergrund. Wieviele Leute sind bei euch im Team?
Alex: Das ganze Jahr über sind wir zu zweit. Ich kümmere mich ums Booking, Werbung, und sagen wir mal das Gesicht des Festivals. Mein Kollege Werner organisiert die ganzen technischen Dinge wie Strom, Toiletten, Zäune usw. Während des Festivals arbeiten ca 250 Leute. Angefangen von den Thekenkräften, unsere Aufbau Crew die sich wirklich um alles kümmert, Sanitäter, Security, Kassenpersonal usw. Dann sind da natürlich noch Leute mit denen ich das ganze Jahr über immer wieder zusammen arbeite wie zum Beispiel unser Grafiker und die Bürohilfe.
2020 steht das 14. Rodeo an. Wir haben jetzt Anfang Oktober – wie ist der Stand? Was steht gerade an? Wie kann man sich das vorstellen?
Alex: Im Moment ist die heisse Booking-Phase. Ich versuche gerade händeringend einen guten Headliner für den Samstag zu buchen. Das ist nicht immer leicht, die „großen“ Bands haben in der Regel viele Angebote und pokern teilweise sehr hoch. Alle paar Tage telefoniere ich mit meinem Kollegen um neue Ideen auszutauschen. Für nächstes Jahr haben wir wieder ein paar Neuerungen im Kopf. Das Festival ist eigentlich im ständigen Wandel. Gestern habe ich mit dem Bauern gesprochen der uns die Wiesen vermietet. Wir müssen jetzt festlegen welche Flächen wir nächstes Jahr nutzen wollen, weil er auf den anderen Flächen die Saat für die nächste Ernte auftragen muss. Auch fangen wir gerade an die Anträge fürs Ordnungsamt zu schreiben. Das ist sehr umfangreich. Das Problem ist, wir müssen jetzt festlegen für wieviele Besucher wir das Festival aufbauen, was schwierig ist, weil noch nicht alle Bands bestätigt sind und die Besucherzahlen deutlich abhängig sind vom Line Up.
Die Besucherzahlen stiegen oft an und bewegen sich in den letzten Jahren immer zwischen 6000-9000 Menschen. Eine Zahl, die euch so gefällt oder dürfen gerne noch mehr Leute kommen?
Alex: Das Rodeo ist ja immer mal gewachsen und wieder geschrumpft. Ich finde das ganz ok so, dieser ständige Wachstumswahn ist nichts für mich …
Das Thema Platz ist ja bei vielen Festivals auch immer eine Frage – seid ihr zufrieden mit der Location und wie habt ihr sie damals gefunden?
Alex: Die Location ist sehr schön, aber auch sehr teuer. Es ist nichts dort vorhanden und wir müssen alles aufbauen. Andere Locations haben z.B. befestigte Wege, ein vorhandenes Starkstromnetz, Zu- und Abwasserkanäle … Bei uns ist nichts vorhanden und es ist natürlich immens teuer das alles anzukarren. Auf der anderen Seite wissen wir mittlerweile was wir in Hünxe haben … Wir kommen mit den Anwohnern und Bauern sehr gut klar und es ist alles sehr zusammengewachsen. Da überlegt man sich einen Umzug dreimal …. Auf das Gelände sind wir damals aufmerksam geworden weil dort ein kleines Metal Festival stattgefunden hat.
2020 – die ersten Bands stehen fest. Wie sieht so eine Auswahl aus? Gibt es Wunsch-Bands oder bewerben sich die meisten selber?
Alex: Es bewerben sich hunderte Bands … Ich bin ja selbst in erster Linie Musiker, da tut es manchmal echt weh denen absagen zu müssen. Es ist so, dass ich als erstes immer ein Wunsch Line Up im Kopf habe. Das hängt natürlich damit zusammen welche Bands überhaupt gerade live spielen und auch von so Faktoren wie welche Band lange nicht mehr in der Gegend gespielt hat usw.
Ich mache mir dann einen großen Zettel, der aufgebaut ist wie ein Rodeo Plakat mit meinem Traum Line Up. Dann fange ich an die alle anzufragen … der Rest ergibt sich dann so … und wenn am Ende ungefähr die Hälfte von der ursprünglichen Vision spielt, ist das schon viel.
Loikaemie, Social Distortion oder auch Planlos – die ersten großartigen Bands stehen fest. Wie fühlt man sich, wenn solche „Legenden“ der Musik zusagen?
Alex: Klar, das macht Spaß! Meine persönlichen Highlights sind allerdings oft Bands auf die sich die Masse gar nicht so freut. Dieses Jahr waren das zum Beispiel D.I. Vor ein paar Jahren hat mal Michael Monroe von Hanoi Rocks beim Rodeo gespielt, das war für mich das Größte.
Wenn bei dir ein Tag des Festivals im Kopf abläuft, von morgens bis nachts – welche Wörter, Szenen oder Gefühle kommen dir sofort in den Sinn?
Alex: Die Frage die ich beim Rodeo am meisten zu hören bekomme ist : „und, läufts?“ Meine Antwort ist in der Regel : „yo“. Gefühlt jeder dritte der mir entgegen kommt fragt das. Ansonsten freue ich mich immer sehr befreundete Bands zu treffen oder selbst mit ner Band auf der Bühne zu stehen. Alles in allem bin ich aber während des Festival in sehr engem Kontakt mit meiner unmittelbaren Crew, man muss ja schliesslich zusammen das Ding wuppen. Am Abreisetag gehe ich gerne alleine auf dem Campingplatz spazieren und unterhalte mich ein bischen, da mach sich meistens ein Gefühl der totalen Erschöpfung und inneren Zufriedenheit bei mir breit.
Wie sieht ein Festival-Tag bei dir aus?
Alex: Das ist sehr verschieden, auf jeden Fall treffe ich sehr viele Leute und führe unglaublich viele Gespräche.
Auf welche Probleme kann man sich einstellen und auf welche nicht?
Alex: Dinge auf die man sich Einstellen kann, sind keine Probleme mehr :-). Ansonsten bleibt das Wetter (speziell Sturm) ein ständiger Unsicherheitsfaktor.
Da du/ihr ja noch nicht genug um die Ohren habt, gibt es mit „Punk im Pott“ die sogenannte Schwester des Ruhrpott Rodeos, welches auch immer weiter wächst. Ende Dezember spielen in der Turbinenhalle Bands wie The Toy Dolls oder Sondaschule. Wie entstand es?
Alex: Das Punk im Pott Festival mache ich ja schon seit 21 Jahren. Damals war das alles noch anders. Festivals in der Größenordnung gab es kaum. Wenn wir auf Konzerten Flyer verteilt haben, haben uns viele gar nicht geglaubt dass da wirklich so viele Bands zusammen spielen. Das Punk im Pott Festival ist entstanden weil mich meine damalige Freundin verlassen hat weil sie meinte ich würde nichts auf die Reihe kriegen. Ich hab dann überlegt was ich mal machen könnte …. Und das war dann halt ein Punk Festival. Es war nicht abzusehen dass ich das 21 Jahre später immer noch mache…
Welche Musik läuft aktuell in einem Player?
Alex: Sehr viel und sehr verschieden. Ich mag die neue Platte der Kölner Band BLENDEN sehr gerne, hab gerade eine THIN LIZZY Phase und aus irgendwelchen Gründen höre ich gerade gerne THE OFFSPRING. Ich bin nach wie vor ständig interessiert an Musik.
Gibt es auch Tage ohne Musik bei dir?
Alex: Klar, aber selten.
Was bedeuten dir die folgenden Wörter?
Pogo
Alex: Find ich lustig.
Ruhrpott
Alex: Da bin ich geboren und muss aber nicht unbedingt dort sterben
20 Jahre Ruhrpott Rodeo
Alex: Das ist in 6 Jahren …. wäre schön wenn es dazu kommt.
Punkrock
Alex: Eine gute Sache, die mir und vielen anderen sehr viel Energie gibt.
Tough Magazine
Alex: Ich hab euch lieb!
Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören dir!
Alex: Ich danke euch! Wichtiger als Festivals zu veranstalten war mir immer selbst Musik zu machen. In ein paar Wochen kommt eine neue SLIME Platte raus auf der ich Schlagzeug spiele. Sie heisst „wem gehört die Angst“ und ist eine schöne Bestandsaufnahme der aktuellen Zeit. Ausserdem gehe ich Anfang November mit den besten Musikern dieses Planeten ins Studio um meine eigene Platte fertig zu machen. Mehr dazu bald … ich bin total aufgeregt.
Interview von Florian im Oktober 2019
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