Mit „Paradies“ haben Kalapi ihr neues Album veröffentlicht. Wir haben uns ausführlich mit der Band über die neuen Songs, ältere Titel, Pläne und weitere Themen unterhalten.
Hey ihr Lieben. Schön dass ihr euch die Zeit fürs Tough Magazine nimmt. Wobei erwischen wir euch gerade?
Kalapi: Neben der ganzen Vorbereitung für den nächsten Release und alles was er mit sich bringt? Na auf das folgende Interview mit euch freuen.
Für die Leser, die euch noch nicht kennen. Wer oder was ist KALAPI?
Kalapi: KALAPI ist pure Lebensfreude, Freundschaft, gute Musik und Spaß! Weil wir vier durchgeknallte Typen nach einer erfolgreichen und gut flüssigen Probe ein Wort dafür gesucht haben ist KALAPI dabei rausgekommen, alles andere war schon rechtlich geschützt.
Die Frage nach dem Bandnamen kam bestimmt schon öfters. Deshalb stellen wir diese nun nicht. Aber falls doch, wie würdet ihr diese beantworten wollen?
Kalapi: Naja, wenn vier Leute die Finger nicht vom Alkohol lassen können und beim Bandnamen-Scrabble nur diese Buchstaben übrig bleiben, dann entsteht KALAPI.
Den Stil eurer Band kann man zwar in die „Deutsch-Punk“ Schublade stecken aber Schubladen Denken ist eher nichts für euch. Wie entstehen denn eure Songs? Welche Themen sind euch am wichtigsten?
Kalapi: Wenn die Schublade Punkrock heißt ist das ok, da fühlen wir uns sehr heimisch drinnen. Unsere Songs entstehen eigentlich durch ein Gefühl das wir dann ziemlich schnell als Song umsetzen. Kopf aus Herz an! Aber oft sind es natürlich auch??? im Kopf oder eben absolutes Unverständnis. Das betrifft zum einen das ganze politische, siehe AFD, Kriege und Hass jeglicher Art anderen Menschen gegenüber. Aber auch das „nicht zufrieden sein“ mit sich selber. Liebt euch und die Menschen, genauso wie Ihr den Planeten den wir uns teilen respektieren solltet. Wir haben nur den einen! Und dann darf natürlich der Spaß an der Sache nicht fehlen, den bauen wir auch in unsere Songs mit ein.
Als Band seid ihr seit 2011 aktiv? Was hat sich verändert für euch in neun Jahren Kalapi?
Kalapi: Wir haben relativ unerfahren begonnen, haben am Anfang Gigs vor 5, 6 Leuten gespielt. Aber immer mit voller Überzeugung und Lust an der Sache. Was wir aus den letzten Jahren mitnehmen sind extrem viele Erinnerungen, viele neue Freundschaften und Bekanntschaften. Auch die Freundschaft unter uns vieren ist dadurch auf ein neues Level gestiegen. Und was sich verändert hat: es kommen immer mehr Leute sogar wegen uns!
Was sich auf jeden Fall geändert hat sind ja auch eure Auftritte. Gerade mit Slime auf Tour. Wie kam dieser Kontakt und wie fühlt ihr euch vor dieser Institution auf der Bühne zu stehen?
Kalapi: Ohne Übertreibung, können wir das aus tiefsten Herzen sagen, das es eine super Zeit mit Slime war. Das sind auch alles Herzensmenschen. Dann natürlich noch ihr Jahre langes politisches Engagement. Der Kontakt kam eher Zufällig und eigentlich nur für die Show in München, aber zum Glück ist es da ja nicht dabei geblieben. Und wir arbeiten dran, dass der Kontakt auch weiter bestehen bleibt!
Wo würdet ihr Gemeinsamkeiten zu Slime sehen und was unterscheidet euch?
Kalapi: Ich glaube, auch wenn es abgedroschen klingt, sind es Gemeinsamkeiten wie die Leidenschaft zur Musik und das „immer weitermachen“! Unterschied…. mhhhh… natürlich zum einen die Tatsache das Sime eine feste Institution im Punk ist. Daran arbeiten wir auch gerade und hoffen mit unserem Song Gegenwehr ein gutes Statement gegen Rechts gesetzt zu haben. Auch ganz wichtig: wir sind etwas jünger.
Zu euren Veröffentlichungen. „Schachmatt“ ist ein Album, das vor mit Themen wie Freundschaft, Liebe, Freiheit spielt. Doch über allem steht natürlich der Punkrock. Was bedeutet euch „Schachmatt“ heute?
Kalapi: Schachmatt war unser ersten Album, von daher ist natürlich auch vom Gefühl her etwas besonderes. Wir lieben und hassen die Songs gleichermaßen und kommen beim Erstellen von Setlisten immer in hitzige Diskussionen welche Songs wir daraus spielen sollen.
Das Cover von „Schachmatt“ zeigt umgeworfenen Spielfiguren. Welchen „König“ würdet ihr gerne mal stürzen?
Kalapi: Das wären gleich mehrere, Kriegstreiber, Hetzer, Geld- und Machtgeile Diktatoren. Auch wenn wir in diesem Spiel „nur“ die Bauern sind.
Als Vorbote zum neuen Album „Paradies“ habt ihr mit „Sichtweisen“ ein schöne EP auf den Markt gebracht. „Der Tag Ist Da“ und auch die anderen Songs überzeugen durch Druck und durch gute Melodien. Wie ist diese EP entstanden und warum habt ihr damals nicht gleich ein ganzes Album fertig gestellt?
Kalapi: Ich glaube es war unter anderem auch eine Geldfrage – wir haben keine Plattenfirma im Hintergrund die uns eine Produktion finanziert sondern wir machen immer noch alles selber. Außerdem hatten wir einfach mega Bock auf eine VÖ und wollten nicht noch an mehr Material rum feilen und es ewig herauszögern.
Kommen wir zum „Paradies“. Ein schöner Name für eine Veröffentlichung. Wie kam es zu dieser Namensgebung?
Kalapi: Wir sind der Meinung, dass wir in einem Paradies leben könnten. Leider ist der Mensch wohl nicht in der Lage das zu erkennen und versucht krampfhaft dagegen an zu kämpfen.
Was erwartet den Hörer im „Paradies“?
Kalapi: Kraft und Energie und hoffentlich den ein oder anderen Anstoß zum umdenken. Aber auch die Message nicht alles nur Schwarz und Weiß zu sehen. Da draußen gibt es soviel, genießt das Leben und setzt euch für schwächere ein.
Wie ist diese Platte entstanden? Alles wie immer oder war etwas anders?
Kalapi: Eigentlich wie bei der ersten, nur vielleicht ein bisschen professioneller? Nein. Wir hatten einfach nur Lust auf eine neue Platte und haben auch ein paar B-Seiten wieder aufgegriffen die uns am Herzen lagen noch einmal richtig gut aufzunehmen. Und wir haben mit jeder Platte dazugelernt. Daran wollten wir anknüpfen und was richtig gutes machen. Also doch wie immer, nur mit mehr Erfahrung.
Die Platte wird sicher gut ankommen. Viele starke Songs. Mir persönlich gefällt unter anderem „Alte Stadt“. Gibt es eine Geschichte hinter diesem Song?
Kalapi: „Alte Stadt“ ist eine absolute Herzensangelegenheit von uns. Gekommen ist die Idee zum Text als ich mit der S-bahn Richtung City gefahren bin und erkannt habe das überall nur noch diese neuen, riesigen Bürokomplexe stehen. Kein Graffiti mehr an den Wänden, immer mehr Clubs die schließen und natürlich auch die Tatsache das die ganze Konzertkultur verloren geht.
Die Platte enthält unter anderem mit „Die Jugend von gestern“ einen älteren Song. Wie kam es zu dieser Neuaufnahme?
Kalapi: Das ist einer der Songs die wir in Prinzip nur als B-Seiten veröffentlicht haben. wir waren nie zufrieden mit der Qualität der Aufnahmen, obwohl sie uns inhaltlich so am Herzen liegen. Also haben wir den Entschluss gefasst das nochmal komplett neu zu machen.
„Tanzt!“ ist natürlich ein Highlight. Wer soll für euch tanzen und mit oder für wen würdet ihr gerne mal tanzen?
Kalapi: Für uns darf auf Shows oder Partys jeder tanzen. Primär war die Idee eher, mal weg von den üblichen Klischees zu gehen und einfach mal, auch wenn es manchmal blöd ausschaut, einfach zu tanzen. Das ist sehr befreiend, unbedingt mal ausprobieren. Vielleicht werden irgendwann so Kriege verhindert. Also: TANZT!
Auch „Altlast“ erzählt eine Geschichte. Wie ist diese Nummer entstanden?
Kalapi: Altlast…. eine eher traurige Angelegenheit, die denke ich jeder kennt. Die Trennung von Menschen die einem extrem wichtig sind und tief drinnen auch immer sein werden.
„Deine Augen“ ist natürlich ein Song, der direkt zündet. Auch hier interessiert mich die Entstehung des Stücks und durch welche Augen würdet ihr gerne mal sehen. Und warum?
Kalapi: Hier kamen als wir eigentlich mit den meisten Aufnahmen fertig waren von allen ein paar Ideen zusammen, der Song ist wirklich erst spontan beim Aufnehmen entstanden. Vielleicht, weil wir einfach so einen Spaß dran hatten und irgendwie Bock auf noch eine solche Nummer: Einfach mal nicht an morgen denken, oder warum man was wie tun muss! Mit Freunden einfach Spaß haben und das sieht man doch am besten wenn man seinem Gegenüber tief in die Augen sieht beim Anstoßen.
Ihr habt das Album nun fertig. Die ersten Rückmeldungen von Freuden, Familie aber vielleicht auch Presse sind da. Wie empfindet ihr das, wenn ihr etwas über eure Songs lest oder mit Freunden darüber sprecht?
Kalapi: Das ist ein sehr gutes Gefühl, da wir genau wissen was wir mit den Songs für Gefühle transportieren wollen und genau wird es auch verstanden und kopfnickend bestätigt. Klar gibt es auch Kritiken, die nehmen wir auch gerne an – nur wir sind eben KALAPI und klingen wie KALAPI. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.
Welche Rückmeldungen sind euch persönlich am wichtigsten?
Kalapi: Auf einer Seite alle, auf der anderen Seite keine. Das ist immer sehr schwierig. Wenn ein Song entsteht ist das am Anfang ja etwas persönliches und dann wird es der Masse vor die Füße geworfen. Natürlich will man nicht verletzt werden. Aber im großen und ganzen lernt man mit jeder Meinung umzugehen.
Sicher werdet ihr einige Konzerte spielen. Was ist weiter mit Kalapi geplant?
Kalapi: Geplant ist mit „Paradies“ so lange und exzessiv zu feiern bis es kracht. Nur leider macht auch uns der Coronavirus schon einen kleinen Strich durch die Rechnung, und so wurden auch uns leider schon erste Shows abgesagt. Aktuell haben bei Veranstaltern die Bands Vorrang, die aktuell abgesagt wurden – aber wir planen trotz allem einige Shows um das Zeug möglichst viel Live zu präsentieren – und live ist die Energie auf der Bühne so geil, dass wir am liebsten eh nichts anderes machen würden.
Was bedeuten euch die folgenden Begriffe?
Punkrock 2020
Kalapi: Seid nicht so verbissen, Punkrock bedeutet auch Freiheit und Spaß.
Idole
Kalapi: Viele, da wüssten wir gar nicht wo wir anfangen sollen.
80er Vs 90er
Kalapi: Schauen wir so alt aus ;-)? Es gab immer großartige Bands, zum Teil spielen sie heute noch. Besonders der Punkrock aus den USA ging aus meiner Sicht in den 90ern auf ein neues Level!
Paradies
Kalapi: …könnte vor der Haustüre liegen. Macht was daraus!
Perfekter Schein
Kalapi: Zeigt euch wie ihr seid, Ihr brauch keine Filter. Narben und Falten machen Leute. Steht wieder mehr zu euch!
Tough Magazine
Kalapi: Danke! Großartiges Magazin das es sich lohnt weiter zu verfolgen!
Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören euch!
Kalapi: Erst einmal danke an euch für das Interesse und das Interview. An alle anderen, hört mal bei uns rein und kommt auf einer Show vorbei, ratscht mit uns und lasst uns gespannt in die Zukunft sehen. Vor allem, supportet eure Szene, eure lokalen Clubs und Bands!
Interview von Thorsten im März 2020
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