„Papa Punk“: Zwakkelmann im Interview

Der gute Schlaffke Wolff veröffentlicht mit „Papa Punk“ ein neues Zwakkelmann-Studioalbum. Wir vom Tough Magazine unterhielten uns zur Veröffentlichung mit ihm über sein neues Album.

Lieber Schlaffke. Vielen Dank für die Zeit, die du dir für uns abknüpfst. Wobei erwischen wir dich gerade?
Schlaffke: Ich sitz gerade am Computer und war auf so `ner seltsamen Internet-Seite mit… Ach was, lassen wir das. War nur Spaß.

Die Band Zwakkelmann ist für dich praktisch die zweite (oder sogar dritte bzw. vierte Karriere, wenn man Schlaffke und Zepp bzw. Die Kinskis mit einrechnet) nach Schließmuskel. Wie kam es zum Zwakkelmann?
Schlaffke: Bereits zu Schließmuskel-Zeiten war mir klar, dass ich mal was Eigenes starten werde. Loriot hätte gesagt: „Dann hab ich was Eigenes, dann hab ich mein Jodeldiplom.“ Es ging damit los, dass ich mir mit Beginn der 90er Jahre das Gitarre spielen selbst beibrachte. Daraufhin entstanden wahnsinnig viele Songs, die ich unmöglich alle bei Schließmuskel oder Schlaffke & Zepp bzw. Die Kinskis hätte verwursten können. Irgendwann fing ich an, die Lieder mit einem Mehrspurrekorder aufzunehmen. Das war sozusagen die Geburt Zwakkelmanns. An Auftritte dachte ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht.

Zwakkelmann existieren bereist seit 2004. Nun bereits dein 8. Album. Wie entstehen Zwakkelmann–Songs?
Schlaffke: Das ist unterschiedlich, manchmal entwickelt sich lediglich aus einer Gesangsharmonie, einem Refrain oder einer Textpassage ein Song. Oder klassisch, ich nehm meine Gitarre in die Hand, schlag ein paar Akkorde an, sing dazu ins Blaue hinein und daraus entsteht dann ein Lied. Die Texte schreib ich meist nachträglich auf die Melodien. Ich glaube, dass das Texten zwar auch mit Inspiration zu tun hat, aber im Endeffekt mehr Fleißarbeit ist. Eine Arbeit, wenn man da von arbeiten reden kann, die ich gerne mache.

Es ist bereits dein zweites Album auf Hulk Räckorz. Wie kam der Kontakt mit Fratz zustande und was empfindest du als neu auf den letzten beiden Werken im Vergleich zu deinen älteren Veröffentlichungen?
Schlaffke: Fratz kannte ich bis dato eher flüchtig von Konzerten. Als wir nach einem neuen Label Ausschau hielten, erinnerte ich mich an ihn. Hulk Räckorz liegt ja praktischerweise direkt bei uns um die Ecke. Glücklicherweise hatte er Bock drauf, mit uns was zusammen zu machen. Ich bin froh, dass wir mit Hulk eine neue Heimat gefunden haben. Fratz is` auch echt ein sympathischer Zeitgenosse.

So große Unterschiede seh ich zwischen den ersten 6 Zwakkelmann-Alben und den beiden danach, also der Entschuldigung- und der Papa Punk-CD auf Hulk Räckorz, gar nicht. Außer, dass ab Tonträger Nummer 5. nicht mehr im heimischen 16-Spur-Studio produziert wurde, sondern in richtigen Tonstudios. Bei Papa Punk hat sich aber insofern was verändert, weil nun anstatt Techt, Tobi trommelt. Das hört man den Aufnahmen schon an.

„Papa Punk“ heißt dein neues Album. Bist auch der Papa der Punkmusik? Falls ja: Wer ist dann die Mama und falls nein wer ist für dich Papa und Mama der Punkmusik?
Schlaffke: Ich nix Papa. Ha, ha, ha! Vielleicht Siggi und Bärbel von Eisenpimmel? Oder Fratz und Vera? Cindy und Bert?

Zwakkelmann – Ra, Ra, Ramones

In „Papa Punk“ stellst du klar, dass dein neues Werk Liedermacher-Punkrock-Hardcore-Schlager für Bekloppte und Versager ist. Welches ist deine größte Versager-Hymne?
Schlaffke: Äh, das stell ich im Info zur Papa Punk-CD klar. Vielleicht „I`m a Loser“ von den Beatles. „Versager“ von Schließmuskel. Nee, „Verlierer-Dasein“ von Zwakkelmann. Quatsch, ich hab`s, Zwakkelmanns „Nashville Tennessee“. Versagen, Verlieren sind typische Schlaffke-Themen.

Kommen wir zur CD. „Ra-Ra-Ramones“ wurde als erstes Video ausgekoppelt. Wie waren die Reaktionen und was hätlst du persönlich von den Opas des Punks?
Schlaffke: Bis jetzt waren die Reaktionen durchweg positiv, was mich natürlich freut. Ich bin erwartungsgemäß Ramones-Fan, würde sie aber nicht, so wie im Text, als beste Band der Welt bezeichnen. Das waren dann wohl doch eher die Beatles, die Beach Boys oder The Clash. Und vielleicht, was Live-Konzerte angeht, The Who. Aber in Bezug auf Punkrock waren die Ramones natürlich von großer Bedeutung. Womöglich die wichtigste Punkrock-Kapelle überhaupt.

Country Musik in „Nashville Tennessee “. Du singst über deinen Besuch in der USA. Ist der Song autobiografisch oder welchen Hintergrund hat dieser?
Schlaffke: Mir is` letztens erst aufgefallen, dass „Nashville Tennessee“, auch wenn es genau genommen fiktiv ist, au­to­bio­gra­fisch sein könnte. Ja, da ist es wieder, das Verlieren bzw. Versagen. Ich verlier und verleg ja auch gerne mal Dinge, aber das ist eine andere Geschichte. In diesem Falle geht es ja um einen gescheiterten Countrysänger. Es könnte aber genauso gut ein Schlager- oder Punksänger sein.

Ich war aber leider noch nie in „Nashville“, würde es aber gerne mal tun. Zu „Nashville Tennessee“ gibt es übrigens ein spitzen Video.

Die „Dumme Nazibraut“. die nie über den Tellerrand schaut. Wieder ein Song, der den Menschen aufzeigt, was derzeit schiefläuft. Du singst „Ich gewinne jetzt hier Land“. Was denkst du, wie kann man allgemein gegen Nazibräute (männlich oder weilblich) langfristig gewinnen ohne das diese etwas Land bekommen?
Schlaffke: Schwierig, verballerte Nazis, wie die „Dumme Nazibraut“,  lassen sich schwerlich erreichen. Da kann man nur hoffen, dass sie irgendwann von selbst die Kurve kriegen. Der Text handelt ja von einer wahren Begebenheit, als ich auf Facebook mit so `ner bekloppten Nazi-Tante aneinander geriet. Solche selbst erlebten Dinge inspirieren mich immer noch am meisten.

Natürlich sollten wir uns rechten Spinnern vehement entgegen stellen. Auch wenn es vielleicht nicht immer was bringt, Aufklärung betreiben und in den Dialog gehen. Wobei Diskussionen, speziell in asozialen Hetzwerken wie beispielsweise Facebook, problematisch sind. Da wird auch gern mal was falsch interpretiert oder verstanden. Bisweilen nervt es doch arg.

Zwakkelmann – Nashville Tennessee

Du singst über Alex Scherz. Mach es uns nicht so schwers, wer ist denn dieser Alex Scherz, von dem du singst?
Schlaffke: Du meinst den Song „Selbstverständlich“, oder? Tja, würde auch gern mal wissen, wer dieser Alex Scherz ist? Ein Aprilscherz im März mit Herz und einer Hausfrauenterz abwärts? Verdammter Reim-Phantomschmerz!

„Miss Verständnis“ ist einer meiner Lieblingssongs auf dem Album. Man trifft diese Frau Miss Verständnis ja in Zeiten des Internets immer häufiger. Was denkst du, wer eignet sich am besten, um Miss Verständnis zu ehelichen? Vielleicht Mister Unmut?
Schlaffke: Das kann gut sein. Vielleicht auch Herr Angst-O-Hase oder Fahrig Urlaub? Wie steht es da im PP-Booklet geschrieben? „…Hübsche Frauen machten ihn dummerweise verlegen. Sie blockierten in ihm jene Hirnregion, die für die Konversation zuständig ist…“ Ist mir leider schon häufiger widerfahren, dass ich mit Frauen, die mir gefielen, wirr aneinander vorbei geredet habe.

Auch der altgediente Rock ´n´ Roll wird besungen. Nicht totzukriegen aber doch, nach deiner Strophe, hier und da etwas schwerfällig. Was denkst du hat dem Rock ´n´ Roll die Leichtigkeit genommen?
Schlaffke: Schwer zu sagen. Bartträger im Rock? Hippies? Die Kommerzialisierung der Popmusik? Mehrspurtechnik? Die Achtziger? Straight Edge? Das Saxofon? Das Keyboard? Die Panflöte? Rock- und Popakademien? Digitale Technik? Das Internet? Streamingdienste? Sein biblisches Alter (also das des Rock`n`Roll)? Ich weiß es nicht.

Dein Album hebt sich von anderen Veröffentlichungen auch dadurch ab, dass es einen Unterschied gibt zwischen CD und den (mittlerweile geläufigen) Streams. Im Booklet erzählst du, neben den Texten, eine charmante Geschichte von dem alten Papa Punk. Eine Weiterentwicklung von Schlaffke, der nun nicht nur kurze Geschichten in Liedform, sondern beinahe kleine Romane schreibt. Wie kam es zu der Papa Punk Geschichte?
Schlaffke: So was ähnliches hab ich schon mal 2008 mit der Vollhorst-CD gemacht. Diesmal aber noch opulenter und konsequenter. Die Geschichte war auf einmal da. U.a., weil sich die Papa Punk-Produktion so lange hingezogen hat. Ich schreib ja auch seit Jahren an einem Buch.

Irgendwie wollte ich unseren Hörern mehr auf den Weg geben. So wie damals mit besagter Vollhorst-CD. Es ist ein Bonus für alle Käufer des Tonträgers. Ich denke, sie kriegen `ne Menge geboten. Nebenbei bemerkt hat mir das Schreiben schlichtweg Spaß gemacht. Wer Lust hat, kann sich die Story geben, wer nicht, konzentriert sich eben auf die Musik.

Zwakkelmann über die neue Papa Punk-CD

Nachdem ich so viel über deine neue Veröffentlichung gefragt hab. Nun zu deiner persönlichen Meinung. Da Zwackelmann (mit CK nicht KK) als Zauberer aus Räuber Hotzenplotz bekannt ist: Was findest du an deinem neuen Album zauberhaft?
Schlaffke: Da gibt es jede Menge. Zum Beispiel der Gesang von „Notdurftverrichtungszeitanalyse“, das kleine Hörspiel von Olli Schulz, die Fotos im Booklet, die Gitarre am Ende von „Plymouth Superbird“, Schlagzeug und Bass bei „Dumme Nazibraut“ und und und. Ach, eigentlich find ich alles zauberhaft. Zauberhaft is` mir übrigens lieber als Einzelhaft.

Du bist auch immer wieder live am Start. Wann wird es den Papa Punk live zu bestaunen geben?
Schlaffke: 11.05. Düsseldorf – Pauls Savanne-Osterath – 8 Jahre Rockzentrale – Das Festival
18.05. Heiligenhaus – privat – Z. mit Band
07.06. Ellerdorf – Wilwarin Festival – Z. mit Bigband – plus viele andere
31.08. Moers – Akustik Royal Beerfestival – Z. solo

Da kommt noch mehr. Einfach auf www.zwakkelmann.de vorbeischauen. Wird regelmäßig aktualisiert.

Schließmuskel feierte vor kurzem ein kurzes Live-Wiedersehen. Plant ihr nochmal einen Auftritt?
Schlaffke: Nee, da ist nichts dergleichen geplant.

Lieber Zwakkelmann, bitte vervollständige die folgenden Sätze:
„Ja, vielleicht bin ich asozial“…
Schlaffke: …ist bis dato wohl unser größter Hit.

Im Hambi war ich, weil…
Schlaffke: …ich mir ein Bild von den Gegebenheiten vor Ort machen wollte, weil es mich interessiert hat und ich die Demonstranten unterstützen wollte.

Bei den Avangers ist HULK:
Schlaffke: …keine Plattenfirma.

PAPA PUNK wird eine Trilogie mit OPA PUNK und ENKEL PUNK…
Schlaffke: …im Onkelz-Gewand. Nein, ganz sicher nicht!

Videogrüße sind…
Schlaffke: …nicht lebenswichtig.

Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören dir.
Schlaffke: Ich nehm sie mir, die Worte und gebe sie zurück. Ich bedanke mich bei euch, dem Tough Magazine und allen armen Menschen, die es geschafft haben, bis hierhin zu lesen. Unterstützt die kleinen Kräuter, sind die großen auch viel lauter.

Beste Grüße und piss dahin…Schlaffke alias Zwakkelmann!

Interview von Thorsten im April 2019

Dieser Artikel wurde am: 6. Mai 2019 veröffentlicht.

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