Palila: Die Indierock-Band im Interview

Mit „Tomorrow I’ll Come Visit You And Return Your Records“ erscheint ein neues Album von Palila. Wir haben uns mit den Musiker über die Songs, die Thematik und weitere Punkte unterhalten.

Moin zusammen – wo erwischen wir euch gerade?
Chris: Ich mach gerade die Wäsche. Eine meiner Lieblingstätigkeiten im Haushalt.
Mattze: Habe gerade mit alten Freunden telefoniert.
Jonas: Moin.

Für alle, die euch noch nicht kennen – bitte stellt euch kurz vor.
Mattze: Wir sind Palila, machen Indierock und kommen aus Hamburg.

Wie habt ihr euch kennengelernt und dazu entschieden, gemeinsam Musik zu machen?
Chris: Ich hab Mattzes Demos gehört und war begeistert. Eigentlich wollte ich mich erst mal auf meinen Solokram konzentrieren und nicht schon wieder in einer Band Kompromisse machen, aber Mattzes Songs haben mich beeindruckt, ich hab sie gleich auf Bandcamp runtergeladen und ihm ein paar Euro dafür überwiesen. Dann haben wir uns in einer Kneipe getroffen, und Mattze meinte, ich hätte die Demos doch nicht gleich kaufen müssen. Ich hielt die Sachen aber für fertige, tolle Songs.
Mattze: Als ich Chris in der Kneipe traf, war das ein bisschen so wie n Blind-Date. Ich war recht nervös und dann umso begeisterter, als wir feststellten, wie ähnlich wir in Sachen Musik und Musikmachen ticken. Wir legen beide nicht viel Wert auf Perfektion oder Virtuosität. Es geht uns vielmehr um das Feeling, das in einem Song stecken kann. Und Jonas war eigentlich auch schon von Anfang an dabei …
Jonas: Stimmt, 2019 haben Mattze und ich einige der alten Palila-Sachen zusammen ausprobiert, quasi in der Zeit vor Palila. Den Sprung in die Band habe ich allerdings zu diesem Zeitpunkt nicht geschafft, die Band war zu noch nicht bereit für einen Kieler Drummer. Das änderte sich zu Ende 2019. Zwischen den Jahren bekam ich einen Anruf von Mattze: Recall. Seither darf ich dabei sein – was mich ziemlich stolz macht, mit diesen feinen Jungs Musik machen zu dürfen.

Gerade ja leider sehr aktuell – die Corona-Krise. Wie sehr beeinflusst sie euch?
Chris: Wir müssen unsere Tour canceln. Im Mai hätten wir zum Release der Doppel-EP zehn Shows gespielt, alles eingetütet, wunderbare Route, ich hab mich sehr darauf gefreut. Aber da wir nicht von der Musik leben müssen, sind wir immerhin noch in einer nicht ganz so fatalen Situation wie einige andere.
Mattze: Da ich nur Teilzeit arbeite, bleibt mir aktuell auch Zeit für Songwriting und Recording. So gesehen bin ich gerade sehr zufrieden, weil wir dahingehend echt gut vorankommen und schon viel neues Material zusammengestellt haben. Es ist der perfekte Ausgleich zu diesem ganzen Wahnsinn. Aber dass wir die Tour absagen mussten, war natürlich sehr bitter für uns.
Jonas: Hände waschen, Hände waschen, Hände waschen.

Ihr veröffentlicht am 15. Mai 2020 eure neue Doppel-EP „Tomorrow I’ll Come Visit You And Return Your Records“. Wie kommt der Titel zustande?
Mattze: Der Titel stammt aus einer Textzeile von „Stop and Rewind“, ein Song, der auf der Doppel-EP enthalten ist. Im Song geht es um Erinnerungen an die eigene Kindheit und Jugend. Ich habe mit meinem Vater und meinem Bruder früher auf VHS die neuesten Filme aus der Videothek geguckt. Im Abspann liefen dann immer Songs, die mich noch heute an diese Zeit erinnern. Klingt kitschig, aber Musik kann dich glücklicherweise immer wieder zu solchen weit entfernten Orten und Zeiten bringen.

Indie-Rock, bei dem schnieke Melodien zum Vorschein kommen – was möchtet ihr mit eurer Musik aussagen? Wen wollt ihr erreichen?
Mattze: Wir sind Musikfans, die Musik für andere Musikfans machen und freuen uns, wenn die Leute unsere Einflüsse heraushören. Wir möchten uns stilistisch nicht allzu sehr festlegen und lassen uns je nach Stimmung zu unterschiedlichen Stilen verleiten. Wir werden ganz bestimmt nicht das Rad neu erfinden. Unser Anspruch liegt vielmehr darin, in den Songs schöne Momente zu erzeugen.

Wie darf man sich einen Live-Abend mit euch vorstellen?
Mattze: Uff … war das geil!
Jonas: Es geht um Tanz und gute Laune. Es geht um Kopfnicken und Sehnsucht. Es geht um den Kick, um den Augenblick.

Was sind eure Pläne für die Zukunft?
Chris: Gesund bleiben, Tour nachholen.
Mattze: Mit Freunden in ‘ne Bar gehen! Und irgendwann mit Palila auf kleinen Festivals spielen.
Jonas: Oh ja, schnuckelige Festivals wären was.

Was bedeuten euch die folgenden Wörter?
Familie
Mattze: Heimat, Natur, Zusammenhalt.
Jonas: Heimathafen.

Freunde
Mattze: … sind so verdammt wertvoll!
Jonas: Hafenheimat.

Empathie
Chris: Eine ganz essenzielle menschliche Eigenschaft, die einem der Kapitalismus abzutrainieren versucht.
Jonas: Ich bin beeindruckt, wie Empathie gerade jetzt in der Corona-Zeit wieder an Bedeutung gewinnt. Das macht mir Mut.

Vögel im Weltall
Mattze: Ich habe Lisa Büntemeyer, eine gute Freundin von mir, gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, für uns einen Vogel zu zeichnen. Wir kamen dann nach und nach auf die Idee, dass der Vogel auch einfach mit einer Rakete auf den Mond geflogen sein konnte. Ich kann mir vorstellen, dass er dort seinen Plattenspieler hat und nach Feierabend gerne alte Platten von Neil Young hört.

Hamburg
Mattze: Ohne Hamburg gäbe es kein Palila.
Chris: Für viele „die schönste Stadt der Welt“. Ja, ja, ihr Provinzpatrioten, denk ich mir dann immer. Dass sich die AfD hier meist schwertat, erwähne ich aber gern mal lobend.
Jonas: Für einen Wochenendtrip ganz nett, wenn man anschließend wieder zurück nach Kiel kann.

Tough Magazine
Mattze: Ein sehr liebenswertes Mag, dass auch die kleinen Bands ins Blickfeld rückt. Gibt’s heute ja leider nicht mehr allzu oft. Danke dafür!!
Jonas: Danke!!
Chris: Unser Sprungbrett in die Niederlande, hoffentlich.

Vielen Dank, die letzten Worte gehören natürlich euch.
Mattze: Danke euch und danke, dass du es als Leser*in bis hierhin geschafft hast. Hoffentlich sehen wir uns auf einem der nächsten Konzerte.
Jonas: Hände waschen, Hände waschen, Hände waschen.

Interview von Florian P. im April 2020

Dieser Artikel wurde am: 7. Mai 2020 veröffentlicht.

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