„Mir tut alles weh“: Männi im Interview

Mit „Mit tut alles weh“ hat Männi sein neues Album veröffentlicht. Wir haben uns mit dem Musiker über die neuen Songs, die Hintergründe und weitere Themen unterhalten!

Hallo Männi! Welch Zufall, aber schön, dass ich dich hier vor dem Krankenwagen treffe. Wo kommst du gerade her? Untersuchung oder hat der Punk dich krank gemacht?
Männi: Äh also ich hab hier gerade ein Video im Kölner Karneval gedreht und meine Ibus vergessen und dachte ich könnte bei meinen Arztkolleginnen mal schnorren. Ja lustig punk und krank reimt sich. Ich glaube mir ginge es körperlich ohne Punk auch nicht besser, aber vielleicht die ein oder andere Gehirnzelle hat das musikalische Genre dann schon auf dem Gewissen.

Einen Krankenschein bekommt man für ne Erkältung aber den Punkerschein? Wie bist du zur Punkmusik gekommen und was bewegt dich, diese selbst zu praktizieren?
Männi: „Praktizieren“? – ah ich erkennen einen roten Faden in diesem Interview. Wahrscheinlich wegen des Albumtitel „Mir tut alles weh“ oder? Okay dann spiele ich mal mit; im Gegensatz zum Krankenschein ist so ziemlich das beste am Punkerschein, dass jeder Mensch auf der Welt sich ihn einfach selber ausstellen kann. Und so hab ich das auch gemacht. Es gab so zwei Richtungen wo das herkam. Zum einen von Schulfreunden, die mir Die Ärzte und WIZO zeigten und kurz darauf die Best-of der Toten Hosen „reich & sexy“ schenkten. Und zum anderen gab es da Roland den einzigen „Punk“ auf der Schule, der dort im Internat wohnte. Ich hab im Schulchor gesungen, aber wenn der ausgefallen ist hab ich dann mit ihm abgehangen. Er hat mir so Kassetten gezeigt. Sehr gut erinnere ich mich zB an „Gerechtigkeit“ von Slime. Meine Mutter fand das nicht ganz so passend für mein damaliges Alter (ca 10), aber ihr war letztendlich nur wichtig, dass ich weiß worum es da geht. Als ich mir das A mit dem Kreis auf meine Schuhe gemalt hab hat sie gefragt ob ich überhaupt wisse was das bedeute. Und ich durfte die Schuhe erst dann anziehen, als ich ihr im Lexikon gezeigt habe, dass ich jetzt wisse was Anarchie sei und eine Gesellschaft ohne Herrschaft gut finden würde.

Parallel dazu habe ich ab ca 9 Jahren – warum auch immer – das Schlagzeugspiel von einem Jungen aus dem Dorf gelernt. Musikalisch war noch alles offen, aber es hat sich dann im Laufe der Jahre und durch verschiedene Bands in denen ich gespielt habe immer mehr rausgestellt, dass mein Herz bei melodischen Punk/Rock immer die meisten Hüpfer macht. Später kam dann Metal dazu, aber das ist eine andere (Krankheits-) Geschichte.

Punk macht krank! Kann man diese Aussage so stehen lassen und welche Kurorte empfiehlst du Abhängigen besonders?
Männi: Ne macht 0 krank. Ich empfehle Wellness-Spa bei kleinen Clubshows und man hört ja immer wieder „viel Trinken“ sei wichtig!

Mit „Mir tut alles weh“ hast du ein tolles neues Album am Start! Erzähl etwas zur Entstehung dieser Platte und wie bist du auf den Titel gekommen?
Männi: Oh Danke! Nach der letzten Platte hab ich einfach schon Studio für Schlagzeugaufnahme gebucht und zusammen mit Bianca von Dackelton Records Termine gesetzt bis wann alles fertig sein soll. An Ideen oder Output mangelt es mir auf jeden Fall nicht, aber dass ich am Ende damit zufrieden bin ist echt ein harter Prozess. Ich habe seit der EP 2015 ja die Formel alle Songs selber zu machen; also alle Instrumente, Aufnahmen, Texte schreiben, Einsingen etc. Ich liebe diese Freiheit und hasse diesen Kampf mit mir selber. Naja während dieses Weges kam mir der Titel „mir tut alles weh“ immer wieder in den Kopf. Das waren dann immer die Tiefpunkte. Gleichzeitig passierte auch gesellschaftlich wieder soviel was mir Kopfschmerzen bereitet hat. Der Titel passt irgendwie auch zu den gesellschaftskritischen und politisch angehauchten Songs und dann ist es auch dabei geblieben.

Welche Songs sind für dich die fiesesten Ohrwürmer, die einen nicht mehr loslassen und süchtig machen?
Männi: Die krassesten Dinger sind halt die, die wirklich wie ein Loop im Ohr funktionieren. Also wenn der Refrain gar nicht wirklich abschließt, sondern immer wieder von vorne gesungen werden kann/muss.

Mit „Ibuprofi“ huldigst du einem Schmerzmittel. Was denkst du, reicht in Zukunft auch der Song allein, um Schmerzen zu vertreiben?
Männi: „Ibuprofi“ soll auf keinen Fall eine Verherrlichung sein, sondern ist für mich persönlich eine Erinnerung es damit nicht zu übertreiben. Das dafür ausgegeben Geld landet nämlich an falscher Stelle und oft gibt es eine bessere Lösung als die kleinen weißen Dinger zu nehmen (Spoiler: Sport). Zum Beispiel schüttet der Körper ja (geilerweise) auch tolle Sachen aus, wenn man viel lacht oder Sport treibt. Ich habe mir beim Schreiben jedenfalls schmunzelnd vorgestellt, wie auf einem Konzert dann alle das ole ole mitgrölen würden (und das erwarte ich jetzt auch!!!).

Männi – Ibuprofi

Mit dem Einsam-Skit bleibst du aber ordentlich tapfer. Beschreibe etwas, wie es zu diesem schönen Einfall kam und WIZO fühlst du dich als Männi denn einsam?
Männi: Es gab verschiedene Tiefpunkte beim Schreibprozess zum Album und als eine ganz miese Nacht im Proberaum zu Ende ging und ich wirklich dachte „das gibt nix mehr“, weil noch soviel Arbeit vor mir lag, gab es ein Chatgespräch was mir so ein bisschen die Augen geöffnet hat. Mir war von da an klar es gibt keine „Abkürzung“, um an gute Songs zu kommen (bzw. Songs zu schreiben mit denen ich zufrieden bin). Ich dachte bis dahin der Weg den ich immer gehe sei einfach zu umständlich und nicht „effektiv“ etc. Doch dann habe ich erfahren, dass ich damit eventuell nicht alleine bin.

Das „Alkoholimplantat“ ist beinahe patentwürdig. Ein guter Vorschlag für die moderne Industrie. Gab es schon Rezept-Anfragen und wenn ja, wem würdest du ein solches Implantat empfehlen bzw. verbieten?
Männi: Bisher ist das Album ja noch nicht veröffentlicht, aber im internen MÄNNI-Bandkreis stößt die Idee überall auf offene Ohren. Ich glaube auch, dass es nicht mehr so lange dauern wird, bis es das gibt. Die Ursprungsidee des Songs ist aber auch eher die, dass ich festgestellt habe in was für ätzende und nervige Situationen ich manchmal komme und auch weiß es wird etwas dauern bis das jetzt vorbei ist; naja und dann der Wunsch wie man diese Zeit anders überstehen könnte. Für eine Empfehlung müsste ich das erstmal ausgiebig testen: also her damit! Und etwas Verbieten ist nicht so mein Ding.

Auch „Ich melde mich“ ist ein Männi-Hit. Wenn du dich nicht bei Ärzten zur Vorsorge meldest, was möchtest du mit dem Song den Hörern mitgeben?
Männi: Meldet euch regelmäßig bei euren Freunden und trefft sie im Reallife! #echteMenschentreffen-challenge2019

Anscheinend hast du auch Wahrheitsserum beim Schreiben der Songs genommen, denn mit „Das erste ehrliche Liebeslied“ bringst du eine Abschlussnummer, bei der man mehr als nur Schmunzeln muss. Ist dieses Lied jemand besonderem gewidmet oder eher aus Spaß entstanden?
Männi: Der Spaß stand schon im Vordergrund. Ich weiß noch, dass ich gerade einen guten Schluck Bier getrunken hatte, als mir die Refrainidee kam und ich hab mich wirklich verschluckt, weil ich es selber so lustig fand; naja und etwas Wahrheit steckt in dem Witz schon auch drin. Ich würde ihn aber niemals als Widmung für die eventuell naheliegendste Person in meinem Leben sehen (das wäre ja frech). Beim Aufnehmen des Songs war eher der Fall, dass ich das komplett ausblenden musste, um nicht dauernd zu denken was Menschen aus meinem privaten Umfeld denn darüber denken würden. Ich trenne da auch zwischen Samuel und MÄNNI so gut es geht. Es ist vielleicht kein Doppelleben, aber als MÄNNI mache ich nun mal auch andere Sachen, Texte und Songs, als privat. MÄNNI ist aber auch keine Kunstfigur. Gibt mir noch ein paar Alben und vielleicht kann ich das dann besser erklären. Aber bei diesem Song muss ich zugeben ist der Pfad besonders schmal ;-)

Männi – Krasseste Gang

Sobald die Platte raus ist werden die ersten Reviews und weitere Interviewanfragen kommen. Reviews und Kritiken. Etwas das dich krank macht oder eher ein Ansporn weiter zu arbeiten?
Männi: Alles was positiv geschrieben wird macht mich happy und alles was negativ ist macht mich fertig. Egal wer was schreibt rechnet damit, dass ich alles lesen werde. Ich spiele sogar mit dem Gedanken da in die Offensive zu gehen und wie bei meiner EP die Reviews als Video vorzulesen. Alle sagen es sei dumm das alles zu lesen, aber ich mache das trotzdem. Es macht mich weder krank noch Ansporn. Ich weiß nicht genau, warum ich das mache. Weitermachen werde ich so oder so. Im Idealfall interessieren sich mehr dafür, unterhält, bringt zum nachdenken oder regt auf.

Nach der CD ist vor der Tour. Wo brauchts du mehr Ibuprofen? Beim Schreiben von Songs oder auf der Tour?
Männi: Auf Tour ist die Taktik echt sehr oft vorm ins Bett gehen noch ne Ibu damit es morgens besser weitergeht. Und ja beim Aufnehmen, wo ich 90% vorm Laptop hocke, brauchte ich die auch oft. Was bei mir halt hilft ist Laufen oder Schwimmen. Ich MUSS es wirklich wieder regelmäßig machen, dann fluppt auch sonst alles gut.

Die Setliste der Tour. Nur eigene Songs, oder auch Cover Versionen? Und was erwartet den Fan auf der „Mir tut alles weh“ Tour?
Männi: Bisher nur eigene Songs. Cover hab ich auch Bock drauf, aber wie gesagt es gibt soviel eigenen Output, dass ich wann auch immer Zeit ist am Repertoire zu feilen, ich dann lieber an eigenen Songs bastel. Auf Tour erwartet euch eine etwas andere Umsetzung der Songs als auf Platte; mit viel Spielfreude vorgetragen und lieben Bandmenschen (krasseste gang), aber auch nur, wenn der Alkoholpegel stimmt. Letztendlich zähle ich darauf, dass die Zahl der mitsingenden Menschen weiter steigt und ich dann vielleicht mal was weniger machen muss und mehr trinken kann. Außerdem suche ich einen Fahrer oder eine Fahrerin mit viel Spaß daran betrunkene Menschen über Nacht zurück nach Aachen zu fahren (

ko*****@mn**.de











).

Lieber Männi, bitte entscheide dich (mit Begründung)!
Die Ärzte Vs. Krankenschein
Männi: Die Ärzte  – bin Fanboy.

Steißbein Vs. Gipsbein
Männi: Ich glaube das Steißbein kann auch in Gips gelegt werden oder?

Alkohol Vs. Melancholie
Männi: Ja Beides halt (s. Alkohol & Melancholie)

Im Bett Vs. Krasseste Gang
Männi: Das sind meine zwei Welten: Touren und komplett flach liegen. Beides supi!

Was bedeuten dir die folgenden Begriffe?
Punklegenden
Männi: Hast du das genommen, weil das im Wikipediaartikel steht? Ich verbinde damit halt ab jetzt immer das Bonusalbum, was ich für die Antilopen Gang aufgenommen hab. Was ein Ritt in so kurzer Zeit das aufzunehmen und dann halt mit „meinen“ Punklegenden.

Männi
Männi: Das ist halt mein Spitzname von früher.

Vorurteile
Männi: Ätzend und nervig. Schwer abzulegen. Akzeptiere dass es sie gibt und dann bewusst damit umgehen.

Hypochonder
Männi: Wäre mir zu anstrengend.

Verboten
Männi: zB „Küssen verboten“

Wal Hoffnung
Männi: Das ist das Projekt, was ihr ins Leben gerufen habt. Ich will dafür immer noch ein kleines Video machen, weil das Thema Meer-Plastik-Verschmutzung ja nicht weniger wichtig wird und mit dem Wal habt ihr da auch noch mein Lieblingsmeerestier mit drinnen. In dem Video will ich übrigens sagen, dass ich selber ein ziemliches Plastikschwein bin, aber ich es gut finde, dass jetzt alle mit der Thematik „rumnerven“. Ich fordere alle auf, die etwas mit Plastik produzieren sich alternativen zu überlegen. Meinetwegen sollte all das, wovon wir wissen, dass es auf Dauer im Meer landet und dort für lange Jahre rumschwimmen wird verboten werden. Verbieten finde ich sehr gut (s. Oben); also, wenn man die richtigen Sachen verbietet.

Tough Magazine
Männi: Ja soll ich euch jetzt in den Himmel loben oder was? Auf jeden Fall schom ein langer Kontakt und ich lese sehr viele Interviews von euch.

Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören Dir und natürlich gute Besserung vom Tough Magazine.
Männi: Gute Besserung passt immer, danke. Sympathisch kommt jetzt bestimmt, wenn ich mich bei euch für eurer Interesse und eure Zeit bedanke. Stimmt zwar, aber ich warte erstmal euerer Review zum Album ab. Okay, hab es gerade gelesen und alles cool. Ich freue mich auf die Tour und, dass dann dort auf Grund eures Reviews die Käufer/innen der Platte auch alle aufs Konzert kommen. Danke Tough Magazine!

Interview von Thorsten im März 2019

Dieser Artikel wurde am: 23. März 2019 veröffentlicht.

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