Mit „Leviathan“ ist das neue Album von Mr.Hurley & Die Pulveraffen erschienen. Wir haben uns mit den Musikern über die Songs, die Zeit im Studio und weitere Themen unterhalten.
Hey ihr Verrückten. Wo erwischen wir euch gerade?
Band: Ahoy! Wir verstecken uns gerade vor unserem Captain, weil der schon wieder will, dass wir arbeiten. Keine Ahnung, wie der auf solche absurden Gedanken kommt. Aber wo wir schon mal hier im Lagerraum zwischen den Fässern sitzen, bereiten wir gleich mal unsere nächste Tour vor, die im Februar startet.
Mit „Leviathan“ ist euer neues Album erschienen. Wie liefen die Arbeiten im Studio? Wo habt ihr wielange aufgenommen?
Band: Wir haben so ziemlich den ganzen Februar und März des letzten Jahres im DocMaKlang-Studio in Osnabrück verbracht. Da sind auch unsere letzten Alben entstanden und unser Produzent Tobi ist ein alter Freund von uns, das macht die Arbeit sehr angenehm.
Wie kann/muss/darf man sich einen Tag bei euch im Studio vorstellen?
Band: Das kommt drauf an, wann in der Produktion dieser Tag liegt. Die ersten Tage spielen wir alle Songs erst einmal schnell ein, ohne viel Schnickschnack. Dann stecken wir die Köpfe noch mal zusammen und schauen, wo es noch Dinge zu verbessern gibt. Feedback von Tobi ist uns da sehr wichtig, und im Studio hört man immer noch ein paar Sachen raus, die man beim Songwriting nicht mitbekommen hat. Ist man sich einig, wie der Song endgültig klingen soll, werden die einzelnen Instrumente eingespielt. Oft ist nur einer von uns den ganzen Tag beschäftigt. Die anderen sind natürlich trotzdem da, um ihre Meinung zu sagen.
Es geht auf dem neuen Album um den Untergang, den Alkohol und die Seefahrt. Wie sieht es aus, wenn ihr einen neuen Song zusammenb(r)aut?
Band: Schritt 1: Irgendjemand hat ne Idee für ein blödes Wortspiel.
Schritt 2: Wenn die anderen das Wortspiel genauso witzig finden, wird gemeinsam ein Text gebrainstormt.
Schritt 3: Man schreibt ne Melodie dazu.
Schritt 4: ???
Schritt 5: Profit!
…okay, etwas komplizierter ist es schon. Aber im Groben passt das.
Zwischen den Songs gibt es mit „Blakes Walfahrt“ ein neues Hörspiel in, wie bereits von euren vorherigen Alben gewohnt, mehreren Teilen. Wie wäre es mal mit einer Lesetour neben der Livetour?
Band: Hätte sicher was. Wir kriegen immer wieder auch die Frage gestellt, ob wir mal eine reine Hörspiel-CD machen wollen. Da hätten wir tatsächlich auch richtig Lust drauf, aber das ist natürlich auch ein Riesenaufwand. Da hat die Musik momentan Vorrang.
Stichwort Livetour: Mitte Oktober 2019 ging es auf große Fahrt. Wie bereitet ihr euch darauf vor?
Band: Das ist tatsächlich halbwegs aufwändig. Wir haben für die Tour eine eigene Bühnen- und Lichtshow, das zu konzipieren und zu proben ist nicht ganz ohne. Zur Generalprobe haben wir die Bühne einmal komplett in einer Lagerhalle aufgebaut und quasi ein Konzert nur für unsere Techniker gespielt. Oder meinst du, wie wir uns geistig vorbereiten? Mit Pfeffi.
Was darf/kann man von einem Abend mit euch erwarten?
Band: Eskalative Piratenstimmung. Songs zum Feiern, Tanzen, einige zum Trinken und sogar ein paar zum Nachdenken. Und jede Menge Publikumsinteraktion.
Ihr seid Geschwister, richtig? Was unterscheidet euch damit im Gegensatz zu anderen Bands?
Band: Andere Bands sind keine Geschwister. Außer die Kelly Family. Die sind tatsächlich auch Geschwister. So gesehen sind wir die Kelly Family, aber in Piraten.
Seid wann gibt es denn die Idee, eine Band zu gründen? Und war von vornerein klar, was ihr für Musik machen wollt? Wie sah der Anfang aus?
Band: Das war eigentlich nur eine Schnapsidee. In osnabrück haben wir ein jährliches Straßenmusikfestival, bei dem eine Jury den verrücktesten Auftritt kürt. Und da haben wir uns 2009 gedacht: Wir können so ein paar Shantys und Trinklieder aus dem irish Folk spielen, lass uns mal ein paar Kostüme zusammenimprovisieren und Piratenmusik machen. Wir haben zwar nicht gewonnen, hatten aber so viel Spaß dabei, dass wir einfach mal weitergemacht haben.
Jetzt sind schon zehn Jahre vorbei – eine Zeit, in der ihr 5 Alben veröffentlicht und unzählige Konzerte gespielt habt. Habt ihr euch das 2009 genau so vorgestellt?
Band: Nein, natürlich haben wir uns das nicht so vorgestellt, dass diese superalberne Idee derart durch die Decke gehen würde. Dass wir mal in den Top Ten der Charts landen oder davon würden leben können, hat damals erst recht keiner von uns erwartet. Aber wir beschweren uns ganz sicher nicht.
Es gibt ja so einige Seen in Osnabrück – auf welchem segelt ihr denn am liebsten? ;-)
Band: Die Lightnning passt leider auf keinen See so richtig drauf. Aber auf dem Rubbenbruchsee kann man Tretboot fahren, das ist auch okay. Die anderen gucken da nur immer komisch, wenn wir sie kapern.
Ihr kommt als Piratenband, wie schon gesagt, viel rum. Was sagt ihr denn zu den Plastikinseln auf den Meeren? Was kann man tun? Was kann jeder im Alltag machen?
Band: Das betrachten wir tatsächlich mit einiger Besorgnis. Allerdings gibt es ja einige vielversprechende Projekte, wie zum Beispiel Ocean Cleanup. Davon abgesehen kann man auch im Alltag schauen, wo sich Plastik vermeiden lässt – viele Supermärkte bieten schon unverpackte Nahrungsmittel an, oder man beteiligt sich an einer solidarischen Landwirtschaft. Shampoo gibt es auch als Haarseife, Duschgel sowieso – man würde sich wundern, wo Plastik überall unnötig ist.
Was sollte man machen, wenn man dem Leviathan begegnet?
Band: Da gehste besser schnell an Land!
Bitte entscheidet euch.
Bier oder Rum
Band: Pfeffi!
Hai oder Wal
Band: Ess ich beides nicht.
Volle oder ruhige Fahrt
Band: Wir sind eher die Fahrt-halb-voll-Typen.
Leviathan oder Rahab
Band: Schmeißen wir jetzt einfach willkürliche theologische Begriffe rein? Dann: Hypostatische Union!
Vielen Dank, die letzten Worte gehören euch. Prost!
Band: Dann sagen wir unsererseits: Ganz lieben Dank! Wir wünschen aus schwärzestem Piratenherzen immer eine Handbreit Rum im Becher!
…und jetzt kauft unsere CD!
Interview von Florian im Januar 2020
Foto: Kanonenkugel-Conni
0 Kommentare