„Leinen los“: The Anchor Brakes im Interview

Vollgas Voraus! The Anchor Brakes kommen aus Düsseldorf und nehmen uns auf eine wilde Fahrt mit. Leinen Los heißt ihre Debüt EP und bietet vier Kracher, für die in der Tough Zentrale die Piraten-Flagge gehisst wurde. Irgendwie wollte jeder die EP haben. Wir haben uns schließlich geeinigt 😊 und nach lautem zusammen-feiern den Jungs einige Fragen geschickt. Seid gespannt auf die Antworten.

Hey ihr Lieben. Schön, dass ihr euch die Zeit für das Interview nehmt. Wobei erwischen wir euch gerade?
The Anchor Brakes: Hey, gerade müsste ich (Niko) eigentlich für die Meisterschule lernen. Da alles wichtiger ist als lernen und ich schon 6x die Fenster geputzt habe, hab ich mich nun für dieses Interview entschieden. Der Rest der Band leckt noch die (Kater-) Wunden vom vergangenen Freitag… man wird nicht jünger….

The Anchor Brakes. Entstanden in Corona-Zeiten. Oder schon davor? Erzählt etwas über die Bandgeschichte und die Mitglieder.
The Anchor Brakes: Eigentlich waren The Anchor Brakes eine Schnapsidee von Stephan und mir. Wir spielten bereits zusammen bei den Rusty Chords. Die Band löste sich aber dann irgendwann auf. Bei einem gemeinsamen Besuch des Großefehn Open Air und reichlich Alkohol wurde folgender Plan geschmiedet; Lass uns nochmal gemeinsam Musik machen und dann hier auftreten. Aus der Schnapsidee wurde dann doch ernst und es entstanden 2018 The Anchor Brakes. Ursprünglich in anderer Besetzung wurden auch relativ zügig mehrere Gigs gespielt. Während des Pandemiebeginns kam es dann leider zu Unstimmigkeiten in der Band und so verließen uns der Bassist und der zweite Gitarrist… Eigentlich war klar „Das war’s dann jetzt“. Aber irgendwie wollte doch niemand so recht aufgeben und so zogen wir im Frühjahr 2020 mit Andy (ex The Other und aktuell noch KORSAKOW) unseren Bassisten an Land. Eine sehr gute Entscheidung wie sich heute rausstellt.

Ihr seid allesamt keine Unbekannte. Wann kam der Entschluss, mit The Anchor Brakes eine neue Band an den Start zu bringen?
The Anchor Brakes: Wie bereits erwähnt hatten Stephan und Niko (Bock, nochmal Musik zu machen. Niko kommt eigentlich eher aus der HC Ecke und hatte mit den Subversive Brats schon mehrere Jahre Erfahrung auf dem Buckel. Stephan war in etlichen Bands (u.a. GTO’s und Rusty Chords) umtriebig. Ingo am Schlagzeug ist musikalisch auch kein unbeschriebenes Blatt. Wir hatten einfach Bock und haben es gemacht😃.

Und wie kam der Bandname zustande? Was ist der Hintergrund hinter „THE ANCHOR BRAKES“?
The Anchor Brakes: Eigentlich ist es wahrscheinlich wie bei jeder Band. Man sucht und sucht, findet aber keinen Namen. Der Namen entstand aus einer Textzeile von Nowhere Bound: „till the anchor breakes…“ Es war die Schreibweise, die Ingo nicht so gefiel. So änderten wir diese in „The Anchor Brakes“. Passender hätte der Name heute nicht sein können, denn eines eint uns alle und das ist die Liebe zum Meer.

Die der EP beiliegenden Karte verrät es ja schon etwas, aber führt es gerne mal aus. Wo würdet ihr die Band musikalisch einordnen wollen? Fans welcher Bands sollten bei euch mal ganz genau hinhören?
The Anchor Brakes: Um ehrlich zu sein finden wir es ganz schick, keine bestimmte musikalische Richtung zu haben. Es ist Punkrock – mal poppig, mal nach treibend, mal schnulzig und dann wieder mit dem Vorschlaghammer. Die Fans welcher Bands sollten bei uns mal genau hinhören? Alle netten Menschen dürfen uns hören! Genau hinhören sollten vielleicht Fans der AFD oder anderem Unfug – das ist zwar keine Band, aber in manchem Lied teilen wir mit, was wir von derart Verblendeten halten – nämlich nichts.

In Corona-Zeiten ist das Proben und Songschreiben sicher schwer. Wie sind die ersten vier Songs für die „Leinen Los“ entstanden?
The Anchor Brakes: Eigentlich ist das Song Schreiben gar nicht so schwer. Wir haben in der Zeit viel rum probiert und gebastelt. Man muss aber auch sagen, dass wir alle immer noch unheimlich „on fire“ sind und aktuell neues Zeug ziemlich zügig entsteht.

Und wie habt ihr Corona-konform aufgenommen?
The Anchor Brakes: Tatsächlich jeder einzeln… das war schon komisch. Da wir ja alle schon Tonträger ans Licht gebracht haben, wussten wir, dass sowas am besten im Kollektiv läuft. Da wird dann nochmal rumgeschraubt und man kann hier und da Akzente setzen und auch nach getaner Arbeit ein Bierchen zusammen trinken. Diesmal beschränkte es sich auf Online Präsentationen. Jeder hört durch und schaut ob es passt…war seltsam…wir sind dennoch sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Das ist nicht zuletzt dem Tim Schulte zu verdanken, der uns aufgenommen und gemixt hat.

Das fertige Produkt schließlich in den Händen zu halten. Was bedeuten euch die Songs jetzt beim selbst hören und nicht selbst spielen?
The Anchor Brakes: Wir sind glücklich und stolz auf das, was wir musikalisch da hingelegt haben. Insbesondere wenn man bedenkt, dass das gesamte Projekt „the Anchor Brakes“ kurz vorm scheitern stand! Auch das zusammen auf der Bühne stehen macht uns in der Kombination extrem viel Spaß!

Kommen wir zum Inhalt Vier Songs. Und alle gut nach vorne. In Leinen los singt ihr vom Heimathafen, Kurs verlieren, Anker. Aus welchem Anlass ist die Nummer entstanden?
The Anchor Brakes: Als erstes möchten wir sagen, dass so gut wie alle Songs in irgendeiner Form Erlebtes oder Erfahrenes beinhalten. Bei „Leinen Los“ ist es das Schiff, welches mal ins Schlingern gerät. Dieses steht symbolisch für das Leben. Und der Kerninhalt bedeutet kurz gesagt Freiheit – Heimat. Wir alle sind gern unterwegs, aber am Ende doch froh wieder zu Hause zu sein… In diesen Zeiten leider ein Privileg, welches nicht vielen Menschen zu Teil wird.

„Mann mit Hut“ ist ein Highlight. Besser kann man AFD-Wähler ja nicht in einem Refrain unterbringen. Wie wichtig war es euch, schon in der ersten Veröffentlichung so stark politisch zu geben?
The Anchor Brakes: Wir machen Punkrock. Wir kommen aus der Punkrock Ecke. Mehr Erklärung braucht es nicht. Es soll ja Menschen geben, die meinen Punk sei eben auch mal sexistisch, homophob oder gar latent rassistisch – weil Punk eben alles dürfe. Finden wir nicht. Punk ist für uns eben nicht unpolitisch, war’s niemals und wird es auch niemals sein!

„Wahnsinn“ scheint persönlich. Welcher Hintergrund hat das Stück?
The Anchor Brakes: Niko schreibt unsere Texte. Leider leidet er seit mehreren Jahren unter Depressionen. Das Texten hilft ihm dabei Dinge zu verarbeiten, was uns alle ziemlich freut. So auch bei Wahnsinn, wo es darum geht, eben weiter zu kämpfen und nicht aufzugeben. Sowohl Andy als auch Niko haben mit psychischen Problemen zu kämpfen und gehen damit sehr offen um, mit dem Ziel weiter zu enttabuisieren. Das macht uns als Band ziemlich stolz. Es ist nur ein kleiner Teil den wir dazu beitragen können, aber eben auch ein Teil.

„Zu lange her“ blickt etwas zurück. „Kreuzenden Linien“ und Zeiten denen hinterhergetrauert wird. Wem würdet ihr dieses Stück gerne widmen?
The Anchor Brakes: Zu lange…wer kennt das nicht… Freundschaften, die irgendwann zerbrechen, weil irgendwer sich scheiße Verhalten hat und anstatt darüber zu reden wird einem der Rücken gekehrt. Haben wir natürlich auch schon erlebt. Sowohl auf der Seite von dem Menschen, der scheiße war, als auch auf der Seite des Sturen. Was wir damit sagen wollen ist: Irgendwann gibt es kein Zurück mehr und es ist irreparabel. Ein trauriges Phänomen unserer heutigen Gesellschaft. Man tauscht immer direkt die gesamte Lampe obwohl nur die Glühbirne defekt ist…das gilt für Freundschaften wie auch für Partnerschaften.

Nach der EP ist vor… Auf was dürfen wir uns freuen? Live-Auftritte? Oder ist schon ein Album in Planung?
The Anchor Brakes: Plan war ja ursprünglich beim Großefehn Open Air zu spielen, der einzige Grund für die Gründung der Band…das Festival gibt es leider nicht mehr. Also musste ein neues Ziel her: Wir spielen so lange, bis wir bei Rock am Ring sind! Uns wird man also noch mehrere Dekaden live erleben dürfen😀.

Ansonsten gibt es natürlich Überlegungen für ein Album. Das könnte man auch sicherlich realisieren, wenn unser Labelchef nicht die gesamte Kohle in Rotwein investieren würde…also Roman, falls du das liest: Wir wären bereit! An dieser Stelle möchten wir noch ein großes Danke an Hinterhof Produktionen senden!

Was bedeuten euch die folgenden Begriffe:
Musik-Business
The Anchor Brakes: Keine Ahnung, da müsst ihr Musiker fragen

Düsseldorf
The Anchor Brakes: Schönheit und Moloch zugleich. Aber eben unsere Heimat.

Alt Vs Kölsch
The Anchor Brakes: K… was?!

Hohe See
The Anchor Brakes: Volle Kraft voraus!

Rhein
The Anchor Brakes: Taufbecken für jede/n Düsseldorfer/in.

Heimat
The Anchor Brakes: Ist tatsächlich kein Ort, sondern ein Gefühl.

Kart-Punk
The Anchor Brakes: Wenn Stephan nicht den Pott holt wird er gekündigt.

Corona Vs. Fortuna
The Anchor Brakes: Haben wir keine Meinung zu.

Tough Magazine
The Anchor Brakes: Bestes Magazin überhaupt vielen vielen Dank, dass wir bei euch das Interview machen durften! Wir lieben euch Plastic… ähhh Tough Magazine!

Wir bedanken uns bei euch für die Zeit, die ihr euch genommen habt? Natürlich gehören die letzten Worte dir. Also los :)…
The Anchor Brakes: Ohne Quatsch: Danke für das Interview. Wir finden wirklich wichtig, dass Independent Magazine wie das Tough bestehen. Respekt vor eurer Arbeit! Ansonsten wünschen wir allen Leserinnen und Lesern, unseren Fans und Familien, dass sie gesund bleiben.

Tatsächlich haben wir uns sehr gefreut, dass die The Anchor Brakes sich die Zeit genommen haben. Eine EP; die Vorfreude weckt. Auf Konzerte und weitere Veröffentlichungen der sympathischen Jungs aus Düsseldorf. So darf man den Anker lichten. Wir bleiben dran! Reinhören.

Interview von Thorsten im April 2022

Dieser Artikel wurde am: 9. Mai 2022 veröffentlicht.

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