Mit „Überdosis Leben“ erscheint am 27.01.2017 das neue Album der Vollgas Rock’n’Roll-Band Kärbholz. Wir konnten dem Gitarristen, Adrian, einige interessante Fragen zu den Songs, der anstehenden Tour und weiteren Themen stellen!
Moin zusammen, wo erwischen wir euch gerade?
Adrian: Moin! Mitten in den Tourvorbereitungen und der Vorfreude, endlich die neuen Songs auf Euch loslassen zu dürfen.
Ein frohes neues Jahr nachträglich noch – wie habt ihr gefeiert?
Adrian: Dir auch. Wir haben ganz gemütlich hier in unserem Ruppichteroth mit Freunden und Familie ins neue Jahr gefeiert…so ganz skandalfrei! ;)
2017 startet laut, denn mit „Überdosis Leben“ erscheint am 27.01. euer siebtes Album! Wie liefen die Arbeiten um Studio?
Adrian: Wir haben mal alles auf Null gestellt und das neue Album mit neuen Produzenten in neuem Studio produziert. Wir wollten einfach mal neue Arbeitsweisen kennenlernen und uns selbst fordern und fördern. Die Scheibe ist dann in den Chamäleon Studios in Hamburg und den Chemical Burn Studios in Bad Kösen entstanden zusammen mit Eike Freese und Alex Dietz (Heaven Shall Burn). Das war eine super Zusammenarbeit. Die beiden haben die neuen Sachen direkt verstanden und wir konnten zusammen eine sehr ähnliche Vision entwickeln, wie sich die neuen Songs anhören sollen. Wir haben dann die Scheibe in gut 4 Wochen aufgenommen. Das ist eine ganz schöne Marathonaufgabe und Du tauchst in so eine Art Parallelwelt ab, wenn Du 4 Wochen lang in einem Kellerraum hängst, unter Vitamin-D Mangel leidest und dich nur mit Musik beschäftigst. Diese neuen Arbeitsweisen und Ansätze haben aber dem Album und auch uns selbst enorm was gebracht. Wir haben viel gelernt während dieser Produktion und noch viel mehr Spaß gehabt zusammen. Das hört man doch, oder?!
Dem stimmen wir zu! Nach dem Video-Output zu „Ich kann es nicht ändern“ habt ihr mit „Überdosis Leben“ auch zum Titeltrack ein Filmchen gedreht. Meiner Meinung nach einer der stärksten Songs des Albums! Was bedeutet das „Leben“ eigentlich für euch? Welche Motivation habt ihr?
Adrian: Zu der Zeit, in der ich die Texte geschrieben habe war ich in einer etwas schwierigen Situation – einige werden es kennen. Ich war gerade 30 geworden und das fand ich kacke. Ich habe viel über mich selbst, meine Vergangenheit und meine Zukunft und auch über Vergänglichkeit nachgedacht. Diese Texte waren eine Art Selbstheilung und was soll ich sagen, es hat gewirkt. So wie auch in den Songs am Ende ein Aufstehen und eine Hoffnung gewinnt, so bin auch ich stärker aus dem Songwriting hervorgegangen. Die Songs haben, so finde ich, eine enorm positive Kraft. Überdosis Leben beschreibt ja ein Motiv, das sich im Prinzip durch das ganze Album zieht. Es geht darum, das Leben zu leben, aufzustehen und es selbst in die Hand zu nehmen und sich seiner eigenen Kraft zu Veränderung bewusst zu werden. Es geht darum, sich nicht dem Leben und seinen eigenen Umständen zu ergeben sondern sie selbst zu formen. Es geht darum das Beste aus einer Situation zu machen, die nicht gut ist, Gutes aber zu erkenne und zu genießen. Es geht darum seine Ziele zu verfolgen und sich selbst zu verwirklichen und respektvoll miteinander umzugehen und sich gegenseitig zu stärken. Ja, vielleicht geht es im Leben zu einem großen Teil um diese Dinge.
Kärbholz – Überdosis Leben
„Nur wir beide“ spiegelt eine starke Freundschaft wider – Abende, die viel zu selten stattfinden?
Adrian: Unsere Leben verändern sich. Die Prioritäten setzt sich jeder selbst und manchmal gehen diese auseinander. In dem Song geht es um diesen Abend, an dem Du deinen besten Freund nach längerem wiedertriffst, ihr sprecht und erzählt von dem, was jeder erlebt hat und beide merken: Egal wie lang man sich nicht gesehen hat und egal was dem anderen gerade so wichtig ist, diese Beziehung zwischen zwei Menschen hat bestand und ist wichtig, egal was sonst noch alles wichtig ist. Natürlich, diese Abende sind immer viel zu selten. Aber wenn sie da sind weißt Du, dass Du einem wahren Freund gegenüber sitzt. Davon braucht man nicht so viele…ein paar echte genügen.
Mit „Kind aus Hinterwald“ habt ihr eine „kleine“ Hommage an die Dorfkinder geschrieben. Was ist auch eurer Sicht der größte Vorteil daran, auf dem Land zu leben?
Adrian: Wir sind hier groß geworden und ich könnte mir keinen anderen Ort vorstellen, an dem ich lieber groß geworden wäre. Du triffst Dich mit deinem neuen Mofa, mit deinen Freunden auf einer Wiese, jeder hat ne Kiste Bier dabei, Du machst ein Feuer direkt vor der Hütte, die Du mit den anderen im letzten Jahr dort am Waldrand selbst gebaut hast. Ihr schaut über grüne Hügel, über die nächsten kleinen Ortschaften…das mag jetzt wie eine romantische Vorstellung von der Jugend auf dem Lande sein…aber ehrlich gesagt sind das genau die Erinnerungen, die ich habe. Wir sind jetzt alle älter, aber das Gefühl ist geblieben und die Hütte gibt es immer noch und das Feuer davor zünden wir auch immer noch ab und zu an. Es ist nicht alles super hier auf dem Land. Aber ich glaube, dass Du viel daraus ziehen kannst wenn Du hier groß wirst. Du hast sicherlich ein ganz anderes Verhältnis zur Natur, lebst mit und in ihr und die fehlenden Freizeitangebote für Jugendliche…dann schafft man sich die eben selbst. Jeder kennt jeden und bevor Du selbst weißt was Du Samstag Nacht gemacht hast, wissen es schon die Nachbarn…finde ich immer noch besser als die Anonymität in der Stadt, die ich auch kennen gelernt habe. Das kann nicht jeder nachvollziehen, aber wir haben unser Herz hier. Es ist sicherlich hier alles ein wenig gemächlicher…aber das ist super, wenn Du von der Tour kommst!
Tipp: CD-Review „Überdosis Leben“
„Nur einen Satz“ zeigt die klassische Beziehung aus einem anderen Blickwinkel – wart ihr schon einmal in so einer Situation und konntet ganz bestimmte Sätze aus Rücksicht nicht loswerden?
Adrian: Ja natürlich. Aber aus Rücksicht auf alle Beteiligten möchte ich hier keine Einzelheiten nennen. Der Song beschreibt ja diesen inneren Kampf zwischen Herz und Kopf. Der Kopf sagt Dir lass es. Nur das hat niemand deinem Herz gesagt und das ist im Zweifel meistens stärker. Die Konsequenz aus diesem Lied ist ja, dass das Herz siegt und man seiner Liebe Ausdruck verleiht. Der nächste Schritt ist dann aber über das zu sprechen, was dem Kopf so zusetzt und die Beziehung so schwierig macht. Ich glaube, das ist ein essentieller Teil, wie eine Beziehung nur funktionieren kann: Man muss über seine Gefühle und auch über etwaige Zweifel sprechen und auch sprechen dürfen.
Die Themen Leben, Liebe, Freiheit, das Ganze mit ganz viel Gefühl verpackt, das macht Kärbholz meiner Meinung nach aus. Wer kommt auf die Texte, wer ist das Mastermind bei euch und wie entsteht dann letztendlich der Song?
Adrian: Was die Texte angeht genieße ich volles Vertrauen der anderen Jungs. Das ist super und ehrt mich sehr. Ich glaube aber, dass wir da auch eine gemeinsame Sprache sprechen und (meistens) treffe ich auch den Nerv der Jungs. Ich komme dann mit einem Text und einer musikalischen Grundidee in den Proberaum. Wenn es den Jungs gefällt, quatschen wir drüber und legen dann los. Ab diesem Zeitpunkt nimmt es immer die unterschiedlichsten Wendungen, aber wir alle geben dann unseren Senf dazu und entwickeln zusammen den Song. Du kommst dann an Punkte, an denen es vier Meinungen gibt und Du den Song erstmal auf Seite legst. Meistens sprechen wir aber auch hier intuitiv dieselbe Sprache. Wir spielen dann einfach ganz oldschool drauf los und versuchen Dinge aus. Es freut uns immer, wenn jemand von einer Handschrift oder von einem eigenen Kärbholz Stil spricht. Ich glaube, dass so etwas genau von dieser Arbeitsweise kommt. Davon, dass wir zusammen die Songs spielerisch erarbeiten und nicht am Rechner oder so konzeptionieren.
Kärbholz – Tough Magazine Interview
Natürlich geht es mit dem Album dann auch auf Tour – seid ihr gespannt, wie die Songs ankommen werden?
Adrian: Aber sowas von! Wir sind wie gesagt mitten in den Tourvorbereitungen und wir haben da eine wirklich geile Setlist zusammengestellt. Da sind ganz alte Sachen dabei, die wir seit 2008 nicht mehr gespielt haben und natürlich auch einige Songs der neuen Scheibe. Nach dem jetzigen Stand können wir zwei Sachen sagen: 1. Das wird knallen! Und 2. Wir müssen unbedingt noch ein paar mal proben!
Welcher (neue) Titel darf eurer Meinung nach auf keinen Fall im Set fehlen?
Adrian: „Überdosis Leben“. Das ist ne Grundessenz des neuen Albums, textlich und auch musikalisch und tritt ordentlich Arsch.
Als Support kommen The O’Reillys and the Paddyhats mit. Wie seid ihr zusammen gekommen?
Adrian: Die Jungs haben bereits auf unseren alljährigen Kärbholz-Tagen im Dezember gespielt. Wir sind im selben Verlag aber eigentlich kam der Kontakt viel früher, wie das so ist, zufällig bei ein paar Bier auf nem Konzert zustande. Wir sind sehr froh, die Jungs an Bord zu haben. Die machen astreine Mucke und sind dufte Typen…auch wichtig, wenn man sich zwei Wochen auf der Pelle hängt.
Vielen Dank für das Interview, viel Spaß auf der Tour – die letzten Worte gehören euch!
Adrian: Wir danken für das Gespräch. Holt Euch die neue Scheibe und kommt uns auf Tour besuchen. Oder wie es zwei Weise mal sagten: Bunt ist das Dasein und granatenstark. Volle Kanne!
Interview von Florian Puschke im Januar 2017
Saubere Arbeit Florian