Mit „Käpt’n Helge zieht auf’s Land“ haben Ferdy Doernberg und Anke Sobek ein Kinder-Rock-Musical geschrieben, aufgenommen und veröffentlicht. Wir haben mit Ferdy Doernberg gesprochen und einige Informationen von ihm erhalten!
Hallo, wo erwischen wir dich gerade?
Ferdy: Guten Morgen, mein Name ist Ferdy Doernberg und ich bin Berufsmusiker, spiele in diversen Bands ( Rough Silk, Axel Rudi Pell, Matt Gonzo Roehr, Sainted Sinners ) und arbeite ansonsten als Studiomusiker und Live-Musiker mit diversen Künstlern aus verschiedenen Musikrichtungen zusammen. Nebenbei habe ich bislang 5 CDs als Singer/Songwriter veröffentlicht und nun habe ich zusammen mit Anke Sobek, die ebenfalls bei Rough Silk als Bassistin tätig ist und früher in den Bands Nikki Puppet, mit denen sie 5 CDs veröffentlicht hat, und Schierling spielte, eine Kinderplatte namens „Käpt´n Helge zieht auf´s Land“ aufgenommen und um diese zu promoten sitze ich hier gerade mit einer Tasse Kaffee und führe dieses Interview.
„Käpt’n Helge zieht auf’s Land“ steht in den Startlöchern – wie und vor allem wann kam euch die Idee, eine Kinderrock-CD zu machen?
Ferdy: Der Ansatz war eben der, eine rockige Kinderplatte mit handgemachter Musik und durchaus dem Mut zu Gitarrensoli zu machen, da es ein solches „Punkrock-meets-Metal-meets-Country-meets-Gothic -meets-Rockabilly-meets-Seemannslieder-meets-NDW-meets-Pop-meets-Oi!-Rockmusical/Hörspiel“ für Kinder in dieser Form ja bisher noch nicht gegeben hat. Wir selbst haben zwar keine Kinder – aber viele Freunde von uns klagten immer darüber, dass sie so unter den herkömmlichen und oft sehr lieblos nur mit Computersounds gemachten Kinderplatten leiden würden – und so kam uns die Idee, mal eine Kinderplatte zu machen, an der sich auch die Eltern erfreuen können und bei der alles mit Liebe zum Detail und ausschliesslich mit echten Instrumenten „handgemacht“ ist – also so wie eine „ernstgemeinte“ CD für Erwachsene eben auch! Es ist halt wirklich ein echtes Rockalbum „auch für grosse Kinder“ mit wilden Drums, Shoutchören, verzerrten Gitarren einerseits – und leisen Country-, Reggae- und sogar Folk-Parts andererseits – je nachdem, was die Geschichte am jeweiligen Punkt gerade erfordert.
Warum ein einäugiger Mops? Eigentlich spielt der ja „nur“ eine Nebenrolle; warum heißt die CD nicht „Anki Panki zieht auf’s Land“?
Ferdy: Helge, den Mops, gibt es ja wirklich und nachdem leider einmal im Garten von einer dort eingedrungenen kampferprobten Bauernhofskatze sein Auge so stark verletzt wurde, dass es nicht mehr zu retten war, entstand für den nun einäugigen Mops schnell der Spitzname „Käpt´n Helge“ und damit die wurde er natürlich zwangsweise zum Piratenmops. Daraus entstand dann der Refrain des Songs „Ahoi, Käpt´n Helge“ eigentlich mehr als ein Joke. Irgendwann kam uns dann die Idee, mehr daraus zu machen. Das Ganze ist eigentlich im Grundkonzept relativ schnell – und ein Grossteil der Story sowie die Grundidee für einige Lieder sogar auf einer langen Autofahrt – entstanden und das Songwriting dauerte nicht lange. Was dann lange dauerte, war halt die Umsetzung. Da wir ja sehr viele Gäste auf der CD haben, musste das natürlich von den Terminen her passen. Dass der Mops nur eine „Nebenrolle“ ist, sehe ich allerdings nicht so. Für mich ist er schon ganz klar die Hauptfigur.
Wie sahen die ersten Überlegungen damals aus?
Ferdy: Das habe ich ja eigentlich eben schon beantwortet. Die Grundidee war, einmal eine Kinderplatte der etwas anderen Art zu machen, die nicht wie so oft billig nur mit Computersounds gemacht wurde – sondern eben handgemacht mit echten Instrumenten und musikalisch eben durchaus als „Rockplatte für Erwachsene“ bestehen könnte. Wir sind sehr zufrieden mit dem Album – musikalisch ja sowieso – aber eben auch mit der grafischen Umsetzung. Die tollen Zeichnungen stammen von Vincent Roehr, dem Sohn von Matt Gonzo Roehr, dem Gitarristen der Böhsen Onkelz, der ja auch auf der CD mitspielt und von der Grundidee an auch in das Projekt involviert war – im Prinzip ist der erste konkrete Plan in Bezug auf das Gesamtprojekt an einem schönen Grillnachmittag auf seiner Terasse entstanden, als wir ihn und seine Familie besucht hatten – da kam auch die Idee mit den Zeichnungen zustande. Vincent ist unglaublich talentiert und hat uns total begeistert mit seinem Sinn für Details und seinem Talent.
Die Fotos und die Frontcovermontage sind von Martin Huch, der auch als Musiker auf der CD zu hören ist. Er ist u.a. der langjährige Gitarrist von Heinz Rudolf Kunze, Reinhard Mey, Herman van Veen und vielen anderen, der aber auch als Fotograf viel Erfolg hat. Er hat unter anderem das Cover für die letzte Dave Stewart-CD ( Eurythmics ) gemacht und sogar Größen wie Johnny Depp, Aerosmith und Billy Gibbons ( ZZ Top ) fotografiert. Martin ist ebenfalls ein langjähriger Freund von uns. Das Artwork-Design stammt von Nicole Winter von NIWI-Design, die über den Kontakt der Plattenfirma Sunny Bastards in das Projekt involviert wurde und ebenfalls eine hervorragende Arbeit abgeliefert hat.
Es haben soviele Menschen/Musiker auf dem Album mitgewirkt – ist es nicht ein Mammut-Projekt, das alles so umzusetzen, wie man es sich dann vorstellt?
Ferdy: Da es nicht nur ein Album voller Songs ist, sondern eben auch ein Hörspiel, ging zum Beispiel viel Zeit für „Fieldrecordings“ drauf. So stand ich zum Beispiel ca. eine Stunde lang in der Lüneburger Heide inmitten einer Schafherde mit einem mobilen batteriebetriebenen Aufnahmegerät und wartete darauf, dass sie „mäh“ sagen würden. Was taten sie aber ? Gras fressen!!! Haha!!
Alle Mitwirkende sind Freunde von uns, mit denen ich bis auf wenige Ausnahmen auch zusammenarbeitet oder in der Vergangenheit zusammengearbeitet habe. Das war eigentlich weniger kompliziert als wir uns das vorgestellt hatten. Nachdem der Anfang gemacht worden war, kam es dann auch vor, dass sich Leute bei uns meldeten und fragten, ob wir noch einen Part für sie hätten. Wir sind extrem dankbar und glücklich, so viele talentierte Freunde zu haben, die allesamt einen tollen Beitrag abgeliefert haben.
Am Ende konnten wir es kaum glauben – aber es sind tatsächlich 64 Mitwirkende:
Sascha Pierro ( Marquess ), Chris Caffery ( Savatage ), Matt Gonzo Roehr ( Böhse Onkelz ), Axel Rudi Pell, Henny Wolter ( Nitrogods, Thunderhead ), Christof Stein-Schneider ( Fury In The Slaughterhouse, Wohnraumhelden ), Sebi Stomper ( Stomper 98 ), Frank Pané ( Bonfire ), Jeff Kollman ( UFO, Chad Smith´s Bombastic Meatbats, Glenn Hughes ), Helge Engelke ( Fair Warning ), Roland Grapow ( Masterplan, Helloween ), Chris Zeller ( Rotz & Wasser )Chris Laut ( Ohrenfeindt ), Oliver Schröder ( u.a. Otto Waalkes ), Steve Mann ( Sweet, Eloy, MSG ), Carsten Lizard Schulz ( Domain, Dead End Heroes, Evidence One ), Marcel Brozeit ( Emscherkurve 77 ), Dick Dropkick ( Spitfire ), Thomas Kroll ( Vortex ), Daniel Schulz ( Unzucht ), Christos Mamalitsidis ( Nikki Puppet, Victory ), Marco Wriedt ( Axxis ), Stefan Putnik ( Wien´s No. 1 ), Adrian Kühn ( Kärbholz ), Marvin Glytas ( Herzlos ) , Tommi Tox ( Toxpack, Stomper 98 ), Schröder ( Berserker ), Sabina Classen ( Holy Moses ), Frank Paul ( Oceans Of Time ), Thomas Enders ( Brennstoff ), Mike Terrana ( Yngwie Malmsteen, Rage, Tarja, etc…), Alex Wenn ( Gunter Gabriel, Matt Gonzo Roehr ), Mike Mandel ( Rough Silk, Matt Gonzo Roehr ), Martin Huch ( Heinz Rudolf Kunze, Reinhard Mey, Stoppok ), Dr.Thorstein ( Terill ), Ecki Huedepohl ( It´s M.E. ) , Ralf Koopmann ( Die Blumen ), Oliver Jaath ( Reckless Tide ), Costa Pantasidis ( u.a. Helene Fischer ), Miriam Olbrich ( Traum er´leben ), Subculture Squad ( Jan Subculture, Nils Subculture, Max Subculture, Calle Subculture ), Daniel Siebert ( Inquiring Blood ), Thomas Richter ( Vogelfrei ), Chris Schulz ( Slow Horses ) sowie noch Sprecher, Background-Vokalisten und natürlich die Kinder, die die Kinderstimmen eingesungen und performt haben.
Was ich persönlich besonders toll finde, ist, dass so viele verschiedene Musiker aus den unterschiedlichsten Musikrichtungen auf der CD vertreten sind, die wahrscheinlich ansonsten oft niemals zusammen auf einem Album bzw. Song vertreten gewesen wären. Das ist – glaube ich – so ziemlich einmalig! Musik ist halt doch eine universelle Sprache – und auch wenn sich Fans unterschiedlicher Genres oft „bekriegen“, trifft das auf Musiker viel seltener zu.
Käpt’n Helge zieht auf’s Land – Ferdy Doernberg – Videogruß
Ich gehe davon aus, dass sämtliche Mitwirkende direkt zugesagt haben – von daher hättet ihr doch bestimmt nochmal 30 Songs aufnehmen können, oder?
Ferdy: Na ja, ein paar Absagen gab es schon. Das waren dann witzigerweise hauptsächlich Leute aus der Heavy Metal-Ecke, die Angst hatten, dass es für sie imageschädigend wäre, z.b. auf Deutsch zu singen, oder auf einer derartigen CD vertreten zu sein. Aber zum Glück waren das Einzelfälle. Nicht verwendete Lieder gibt es aber nicht. In diesem Fall wurden alle geschriebenen Songs auch verwertet, da dem Ganzen ja auch eine Geschichte zugrundeliegt. Die Rollenvergebung war eigentlich relativ einfach. Direkt jemandem auf den Leib geschrieben wurden nur 2 Songs: „Carlos der Stier“, da Daniel Schulz von Unzucht ja Halb-Spanier ist und „Franzl, der Marder“- der wurde auch erst geschrieben, nachdem wir Stefan Putnik kennenlernten und er uns mit seinem Wiener Akzent und Schmäh sowie seinem angenehmen Wesen beeindruckt hatte. Bei anderen Songs hatten wir definitv Wunschkandidaten im Auge, die dann zum Glück sofort zusagten ( Chris Zeller, Chris Laut und Christof Stein-Schneider z.b.) – „Ahoi Käpt´n Helge“ und „Zähneputzen“ musste ja z.b. jemand singen, der des Hanseatischen Dialektes mächtig ist und auch ein gewisses schauspielerisches Talent hat, da ja die Sänger auch gleichzeitig ihre Rollen im Hörspielpart auch sprachen.
Ein absoluter Wunschkandidat war z.b. auch Sebi Stomper, da sein Song ja eigentlich eine Mischung aus Motörhead und Agnostic Front ist – aber mit einer derartigen tieferen Lemmy-artigen Stimme wahrscheinlich für Kinder nicht mehr verständlich gewesen wäre, und bei dem Song ist der Text sehr wichtig, da sehr viel lehrreiche Informationen transportiert werden – darum hatte ich sofort Sebi im Ohr, der ja eine klarere, hohe und trotzdem Hardcore-punkige-Stimme hat und dann zum Glück auch sofort zusagte. Er hat das herrvorragend gemacht und, da er selbst Kinder hat, war er auch gleich Feuer und Flamme.
Dank euch läuft die CD fast rund um die Ohr bei uns zuhause, da mein Sohn die Lieder auch sehr gerne hört – wie sind die bisherigen Resumees, die ihr persönlich erhalten habt?
Ferdy: Oh schön, das freut mich! Eigentlich durchgehend positiv! Offizielle Testvorführungen gab es aber nicht. Aber natürlich kennen die Kinder einiger Mitwirkender und Freunde von uns die CD schon seit längerem!
Welche Verbindung habt ihr persönlich mit dem Landleben?
Ferdy: Ich persönlch bin ein absoluter Landmensch. Ich habe zwar auch schon in Großstädten gelebt, aber das ist nicht so meins. Anke lebt auch auf dem Land – aber wie ich durchaus in Stadtnähe, so dass man nicht komplett abgeschnitten ist. Das ist – finde ich – auch so „the best of both worlds“!
Könnt ihr Pro und Contras aufzählen, was wo eventuell besser ist? Großstadt oder Landleben?
Ferdy: Hm, konkret besser oder schlechter ist das ja nicht. Das muss ja jeder für sich selbst entscheiden. Mir persölnlich gefällt es halt auf dem Land besser als in der Grossstadt. Aber da ist ja jeder Mensch zum Glück verschieden.
Wird es einen weiteren Teil geben oder ist noch nichts geplant?
Ferdy: Im Moment nicht akut – aber da sind die Möglichkeiten ja unbegrenzt. Das hängt natürlich auch ein bischen davon ab, wie die Reaktionen ausfallen.
Vielen Dank für die Zeit, die letzten Worte gehören dir!
Ferdy: Liebe rockmusikbegeisterte Eltern: Wenn Ihr wie diverse unserer Freunde ebenfalls von den handelsüblichen Kinder-CDs genervt seid und nach einer Kinderplatte, die auch einem Rockfan gefallen dürfte und trotzdem kindgerecht und lehrreich aber auch humorvoll ist, könntet Ihr bei Käpt´n Helge vielleicht fündig werden.
Interview von Florian Puschke im März 2017
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