„Herzschlag“ von Antidepressiva. Ein Album, das bei vielen (Deutsch)Rockern und Menschen, die Spaß an guter Musik haben, sicher für Stimmung sorgen kann. Im Zuge dieser Veröffentlichung hat sich deren Frontmann, Jörg Kaiser, bereit erklärt, uns einige Frage zu beantworten.
Lieber Jörg, danke dass du dir die Zeit für uns nimmst. Wobei erwischen wir dich gerade?
Jörg: Eigentlich, wie im letzten halben Jahr, bei Sachen die die Band betreffen. Es war für uns alle was stressig die letzte Zeit.
Antidepressiva sind nun mit „Herzschlag“ am Start. Ein sehr vielfältiges Album. Erzähl uns etwas über den Entstehungsprozess.
Jörg: Songs standen ja einige auf dem Plan und wir haben erstmal geschaut welche aufs Album sollen. Bei 6 Leuten ist das ja nicht immer so einfach und deshalb stimmen wir da demokratisch ab. Die Mehrheit entscheidet. Nachdem die Songs standen haben wir im Dezember mit den Drums angefangen und da wir alles selber machen, außer Mastering, ist das ja nochmal ne andere Arbeitsweise als im großen Studio. Bei uns sind die Aufgaben klar verteilt und für den musikalischen Teil sind dann Martin und ich zuständig. Der Heggi ist dann quasi nochmal das dritte Paar Ohren. Meistens kommt der Text und das Grundgerüst von mir. Der Martin bringt sich komplett mit ein und der Heggi hört drüber. Diesmal hat der Martin aber auch zwei Stücke und einen Text beigesteuert. Wir probieren dann solange rum bis uns das gefällt. Martin und ich nehmen auf und dann mixt der Martin das Ganze.
Ihr wart ein Jahr lang nur akustisch unterwegs und nun wieder mit Strom. Wie kam es zu diesen Entscheidungen, ein Jahr mal ohne Strom doch nun wieder volles Programm aufzufahren?
Jörg: Das Ganze ist durch zwei Faktoren passiert. Der erste war das wir keine Schlagzeuger hatten und damit Zeit hatten und dann kam unser Timo und wir hatten da schon ein paar Stücke fertig und haben uns gedacht das es ja eine Schande wäre die jetzt nicht zuspielen. Außerdem wollten wir mit dem Stück „Keiner hört ihr zu“ ne wichtige Aussage machen.
Der andere Faktor war das ich das immer schonmal machen wollte. Einfach mal unplugged.
Martin hatte da auch tierisch Bock drauf und der Rest eigentlich auch.
Wenn ich das ganze aber Review passieren lasse muss ich sagen das die Band , und wir streiten uns nie weil wir uns in und auswendig kennen und das zum größten Teil von Kindesbeinen an, fast daran zerbrochen wäre. Es war einfach Zeit für Rock n Roll. Und viele Freunde haben das auch immer wieder gesagt. Zwei gute Freunde von uns ,Hansi und Peppo, haben da gedrängt ohne Ende. Also haben wir irgendwann gesagt ok, ihr macht ein Festival und wir spielen wieder mit Strom. Daraus ist dann irgendwie die Rock Sommer Nacht entstanden.
Das war ein großes Glück für uns aber auch viele Tränen weil Peppo leider schwer krank wurde und dann gestorben ist. Aber gut das ist ne andere Geschichte.
Die Songs von Antidepressiva sind oftmals persönlich. Über das Leben. Was bedeuten dir eure Songtexte und wie entsteht ein neuer Antidepressiva Song?
Jörg: Oh also für mich sind Texte immer am wichtigsten und unsere Texte bedeuten mir sehr sehr viel. Das ist auch bis auf „Superheld“ alles passiert und erlebt. Also ein ehrliches Ding. Nichts gestellt oder erfunden. Wir spielen auch keine Rollen wie das von vielen praktiziert wird. Wir sind einfach 6 Freunde die viel Wert auf Menschlichkeit und Freundschaft legen und die einfach zusammen Musik machen wollen.Wir pflegen auch den Kontakt zu unseren Fans, auch privat. Ich mein jeder hat ja sein Umfeld oder mach von mir aus den Fernseher an. Es gibt genug was einen berührt oder beschäftigt. Wenn ich meine das es ein Thema gibt dann pack ich mir meine Acoustic-Gitarre und probier mal ein bißchen rum. So ensteht eigentlich ein Antidepressiva-Song. Jedenfalls wenn ich den schreibe. Bei mir kommt Gerüst und Text zur gleichen Zeit. Der Martin macht das wieder anders.
Wenn du das Album betrachtest. Welches ist dein persönlicher Favorit?
Jörg: Das ist schwer. Da gibt es einige. „Irgendwo“ und „Irgendwas für uns“ aber auch „Leuchtfeuer“ oder „Rockstar“ oder auch gerne „Mittelfinger“. Jeder von uns würde andere Titel nennen.
Sicher habt ihr das Album auch länger bevor es nun ans Tageslicht kam, euren Freunden und Bekannten vorgespielt. Wie wichtig ist euch das Feedback aus dem näheren Umfeld im Vergleich zur Presse?
Jörg: Ja ist uns sehr wichtig aber das haben wir diesmal kaum gemacht. Erst wo alles fertig war.
Die Presse ist mir eigentlich egal. Das Album muss uns ja auch gefallen. Einige Blätter sind eh gesteuert oder man kennt die ein oder andere Band und versucht dann die anderen klein zu halten oder schlecht zumachen. Nicht mein Credo . Ich bin eher für Bandfreundschaften ganz ohne Missgunst. Zusammen was erschaffen und was erreichen. Das ist was wofür ich mich einsetzte. Wir haben bei uns z.B. eine neue Konzertreihe im Redhot. Da waren früher Carlos Santana, Lenny Kravitz, Silbermond und und und. Mein erster Wunsch war lokalen Bands die Chance zu geben jeweils vor einer bekannten Band zu spielen. Das wird jetzt auch einmal im Monat ab dem 26.10 so gemacht. Ich kenne Leute die hätten geguckt das sie jeden Monat immer nur selber spielen. Wir spielen da auch mit aber nur einmal. Die anderen Plätze gehören anderen Bands. Schön ist das wir das aussuchen. Also der Hansi und ich und somit die uns bekannten Arschlöcher da dann wohl eher nicht spielen.
Sicher gibt es auf diesem Album mehr Songs, die man als Singlekandidaten sehen könnte. Wie kam es zum Titeltrack und zum starken „Leuchtfeuer“?
Jörg: Herzschlag ist ein wichtige Song für die Freundschaft in der Band. Da ist ja nicht nur der Proberaum der uns verbindet sondern unser Leben. Manchmal braucht man einen Arschtritt aber auch einen Anker für einen Neuanfang und so ist Leuchtfeuer entstanden. Den kann man auch ein bißchen auf die Band beziehen und zwar nach der unplugged Phase. „ Alles auf null, alle auf Anfang, komm und setz die Segel“
Eines meiner Highlights ist „Irgendwo“. Ein Song, der sich kritisch mit den Zuständen der Welt auseinandersetzt. Erzähl uns etwas über den Hintergrund dieses Stücks!
Jörg: Wir als Band wollen nicht politisch aktiv werden. Allerdings wenn ich mir heute so die Sachen angucke die passieren dann hab ich da ne klare Meinung zu. Ich finde Extremisten jeglicher Couleur einfach zum kotzen. Jeder pickt sich das raus was er für seine Seite benutzen kann aber eigentlich geht es allen nur um die fette Kohle und den eigenen Arsch. Jedenfalls den Leuten die da im Hintergrund die Fäden ziehen. Da gibt es keine Ausnahme. Ich hab mal ein paar Themen in den Song reingepackt die ich wichtig finde aber da gibt es schon noch einige mehr. Ich mach da aber auf Konzerten fast immer vor zum Beispiel “Wer du bist“ klare Ansagen zu weil ich das wichtig finde.
Etwas experimenteller geht ihr bei „Tanzen“ und „Weit weg“ zur Sache. Sind Antidepressiva denn gute Tänzer oder eher weit weg vom Tanzen? Was bedeuten dir solch experimentellere Sachen?
Jörg: Ich kann nicht tanzen und der Martin auch nicht. Heggi bestimmt . Markus glaub ich auch. Bei Timo und Michael bin ich mir jetzt nicht so sicher. Tanzen ist ja eigentlich ein Spasslied aber nach einer waren Geschichte. Weit weg ist von Martin und ich fand der passte gut zum Rest und war trotzdem mal anders.
Euer „Mittelfinger“ überzeugt und wird sicher auch live einschlagen. Wo sind deine TOP3-Mittelfinger-Adressaten in der heutigen Gesellschaft?
Jörg: Da sag ich jetzt mal nichts. Hab ich oben schon. Es gibt einige. Da kommst du mit ner Top 3 nicht aus.
Das Album lebt ja von vielen rockigeren Stücken. Kommen wir zurück zu eurer Akustik Sache. Wäre es auch möglich die „Herzschlag“-Songs komplett akustisch aufzunehmen oder geht da was verloren?
Jörg: Ich würde behaupten das wir das hinbekommen würden. Aber da hätte keiner mehr Lust zu. Der Ole hat uns gefragt ob wir nicht mal unplugged mit spielen wollen. Musste ich leider ablehnen weil der Rest wahrscheinlich das Messer ausgepackt hätte.
Nachdem das Album draußen ist habt ihr bereits weitere Pläne. Was erwartet uns aus dem Hause Antidepressiva. Kannst du uns schon was verraten?
Jörg: Wir planen natürlich einiges an Konzerten zu spielen. Auch 2020. Dann haben wir auch noch 20 Jahre Antidepressiva. Außerdem haben wir uns vorgenommen direkt mit neuen Songs anzufangen. Also quasi auf ein neues Album hinarbeiten und das ohne Zeitdruck und ohne Datum.
Bitte entscheide dich mit Begründung.
Kölsch Vs Alt
Jörg: Kölsch. Alt macht Kopfschmerzen.
Live Vs Studio
Jörg: Beides geil – Studio ist cooles arbeiten und live macht mehr Spass.
Fortuna Vs BVB
Jörg: Weder noch. Ich habe mit Fussball nichts zu tun.
Urlaub Vs Tour
Jörg: Beides und das immer.
Deutschrock Vs Punkrock
Jörg: Ist doch alles das gleiche. Ich seh uns nicht als Deutschrock-Band aber auch nicht als Punkrock-Band. Ich mag beides, wenn es gut gemacht ist.
Was bedeuten dir die folgenden Begriffe:
Grevenbroich
Jörg: Heimat und Freundschaft.
Psychiater
Jörg: Brauch ich nicht. Bin mein eigener. Außerdem hab ich gute Freunde.
Herzschlag
Jörg: Leben, Meine Familie und meine Freunde.
Freundschaft
Jörg: Ich bin bestimmt nicht immer einfach würde meine Frau sagen aber sie würde sagen das ich für meine Freunde der Beste und anständigste Freund bin den man sich wünschen kann. Du kannst alles machen und ich würde dir alles geben und mich vor jede Kugel werfen. Enttäuschen darfst du mich aber nicht. Dann hast du ein Problem und das verzeihe ich auch nicht. Niemals.
Tough Magazine
Jörg: Finde ich super. Auch das hier sehr sehr viele Bands behandelt werden. Ein sehr cooles Magazin und ein Wirklich herzlicher und netter Kontakt.
Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören dir.
Jörg: Die letzten Worte… mhh . Danke ans Tough Magazine für ein cooles Interview. An Alle da draußen. Vielleicht hört ihr euch das Album oder auch gerne die anderen Sachen von uns mal an. Vielleicht gefällt es. Bestellen kann man es unter anderem unter diesem Link. Danke an die anderen Kapitäne der Band: Markus,Heggi,Martin, Timo und Michael. Danke an unsere Familien für die letzten Monate. Vielleicht kommt ihr mal auf ein Konzert von uns. Bis bald.
Interview von Thorsten im September 2019
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