„Herzlich Willkommen“: Tante Inge im Interview

Um die Weihnachtszeit herum musste ich an die Tante Inge denken. Nicht weil diese zum Fest bei mir reingeschneit kam, sondern weil die Band aus Horb, mit dem Namen Tante Inge, ebenso wie die Toten Hosen seinerzeit einmal ein Weihnachtsalbum veröffentlicht hatten. Doch 2019 haben uns Tante Inge nicht mit weiteren Weihnachtssongs unterhalten, sondern eine sehr kurze CD mit sieben Songs veröffentlicht, die auf den schönen Namen „Herzlich Willkommen“ hört. Sehr erfreut waren wir, dass die Jungs auch zu einem Interview ein „Willkommen“ an den Tag legten und uns Antworten zu Tanten, Onkeln, Punk, Party, Dosenbier, Sommer, Willkommen und Antiwillkommen beantwortet haben.

Hey ihr Lieben. Schön dass ihr euch die Zeit fürs Tough Magazine nehmt. Wobei erwischen wir euch gerade?
Tante Inge: Ganz entspannt und stilecht mit einer Dose Bier am Schreibtisch beim Fragen beantworten

Für die Leser, die euch noch nicht kennen. Wer oder was ist Tante Inge?
Tante Inge: Tante Inge ist eine Fun-Punk Band vom Rande des Schwarzwaldes. Wir spielen in diesem Jahr seit 25 Jahren mehr oder weniger erfolgreich überall wo man uns lässt

Geprägt sind eure Songs natürlich vom Punk-Rock. Jedoch vermischt ihr hier und da auch andere Stile in den Songs. Wie würdet ihr eure Musik denn beschreiben wollen?
Tante Inge: Der Begriff „Partyrock“ begleitet uns schon seit unseren Anfangstagen, daher finde ich das ziemlich passend. Wobei die Idee mit den verschiedenen Stilen im Punkrock ja auch nicht neu ist. Die Ärzte (mit denen wir auch gerne mal verglichen werden) haben so etwas schon immer gemacht, und auch die Hosen haben irgendwann damit angefangen Country und Reggea Einflüsse in ihre Arrangements einzubauen. Ich schreibe die Songs oft als reine Punkrocknummer, im Proberaum zusammen klingt das dann oft ganz anders. Und das ist gut so.

Partyrock und Dosenbier heißt euer erstes Album. Ein Song darauf, der sicher sowohl Punkrockfans aber auch anderen Musikhörern (Deutschrock, Schlager) gefallen dürfte ist der „Bodensee“. Was verbindet euch mit dem Bodensee?
Tante Inge: Die meisten unserer Songs haben mehr oder weniger autobiografische Hintergründe. Da wir in relativer Nähe des Bodensees aufgewachsen sind haben wir dort viel Zeit in Kindheit und weniger unschuldige Zeiten in der Jugend dort verbracht.

Wie die Toten Hosen, so habt auch ihr eure Weihnachts-CD am Start. Schön ist es, dass hier unglaublich viele Eigenkompositionen am Start sind. Was bedeutet euch denn Weihnachten, wenn man Songs wie das überaus besinnliche und lustige „Ich bleib im Bett“ dem Fest der Liebe widmet?
Tante Inge: Ich persönlich habe eine sehr kontroverse Einstellung zu Weihnachten. Auf der einen Seite mag ich es, dass es bei mir (auch beruflich) in dieser Zeit etwas ruhiger und entspannter (nicht besinnlicher wohlgemerkt) wird. Ich mag es, wenn die Familie zusammenkommt (wir sehen uns sonst eher selten und verstehen uns ganz gut, womit der weihnachtliche Familienstress eher ausbleibt). Auf der anderen Seite verachte ich die Scheinheiligkeit die für mich in dieser Zeit irgendwie offensichtlicher wird, wenn die Ellenbogengesellschaft ihr wahres Gesicht zeigt. Ich feiere Weihnachten auch nicht mehr traditionell.

Auf der Heiligabend CD singt ihr vom „schwarzen Tag“. Einen schwarzen Tag empfindet ihr bei „Titten raus es ist Sommer“ aber nicht. „Ihr könnt mich alle mal“ ist zum Beispiel ein echter Kracher. Was bedeuten euch diese doch politischen Songs?
Tante Inge: Politik spielt in unseren Songs eine eher untergeordnete Rolle. Es gibt hauptsächlich ein Thema zu dem wir niemals schweigen werden und das ist Fremdenfeindlichkeit. Ansonsten haben wir festgestellt, dass unsere Songs besser sind wenn wir die ernsthaften Themen hinter sehr viel Ironie verstecken. Wir wollen den Leuten auch nicht mit unserer Meinung auf den Sack gehen. Ein Tante Inge Konzert ist eine Party, deshalb spielen wir auf den Weihnachtskonzerten auch nur die lustigen Songs des Albums

Natürlich haben wir auch bei dieser Veröffentlichung Stilwechsel am Start. Mit „Currywurst zum Frühstück“ befindet sich einer meiner Tante Inge Favoriten auf dieser CD. Wie wichtig ist Currywurst für Tante Inge?
Tante Inge: Currywurst ist geil.

2019 ist ja mit „Herzlich Willkommen“ der letzte Tante Inge Longplayer erschienen. Warum hat das Werk dieses Mal nur so wenig Songs in Vergleich zu den Vorgängern?
Tante Inge: Bei jedem Einzelnen von uns haben sich in den letzten paar Jahren privat sehr viele Veränderungen ergeben, so dass wir eigentlich sehr wenig Zeit für die Aufnahmen und auch das Songwriting hatten. Des Weiteren sind wir schon immer eine recht faule Band. Außerdem haben wir aufgrund der „Erfolge“ unserer letzten Alben nicht damit gerechnet, dass dieses Album so gut ankommt und so beachtet wird wie es jetzt gerade passiert.

„Punkrockhaus“ ist natürlich ein Song für alle Neueinsteiger. Was denkt ihr, wie sehr beschreibt dieses Stück die Band Tante Inge?
Tante Inge: 100%

„Schönheit vs Dummheit“ muss man nicht erwähnen, sondern sollte jeder genießen. Was empfehlt ihr den Hörern beim ersten Hören?
Tante Inge: Wieder ein typisches Beispiel für unsere Art von Songwriting: Das klingt beim ersten Hören alles sehr lustig, die ernsthaften Inhalte sind eher zwischen den Zeilen zu finden.

Es darf bei euch auch mal melancholisch sein. Aus welcher Geschichte ist „Diese Straßen“ entstanden?
Tante Inge: Genau aus dieser, die der Song beschreibt: Du ziehst aus Deiner Heimat weg, in der Du die wichtigsten Stationen Deiner Jugend erlebt hast. Irgendwann kehrst du zurück, erkennst vieles wieder und wirst wehmütig. Andererseits fällt Dir auch auf wie doof Du damals warst und dass es eigentlich alles gut ist wie es ist.

2019 ist Willkommen erschienen. Wird es 2020 ein Antiwillkommen als Fortsetzung geben oder was ist geplant?
Tante Inge: Antiwillkommen ist nicht unser Stil. Natürlich haben wir vor an den derzeitigen Run anzuknüpfen, werden es aber dieses Jahr nicht schaffen was Neues zu veröffentlichen. Deshalb überlegen wir gerade noch an anderen Möglichkeiten unser 25jähriges gebührend zu zelebrieren. Es bleibt spannend.

Wenn ihr euren Namen umbenennen müsstet. Was würdet ihr eher nehmen? Böse Tante oder Onkel Inge?
Tante Inge: Nichts davon. Wir mussten uns in unserer Vergangenheit aus rechtlichen Gründen schon zwei Namenswechseln unterziehen. Dann haben wir uns einen Namen gesucht der so bescheuert ist, dass den keiner haben will. Also sehen wir keinen Grund den Namen nochmals zu ändern (Inge Onkel gibt es glaub ich auch schon?)

Was bedeuten euch die folgenden Begriffe?
Punkrock 2020
Tante Inge: Auf jeden Fall

Alles oder Nichts
Tante Inge: Sowieso

Festival
Tante Inge: Gerne

Heiligabend raus, es ist Sommer
Tante Inge: Sowohl als Auch

Bitte vervollständige die folgenden Sätze.
Tante Inge werden…
Tante Inge: …hoffentlich sehr alt.

Als Support möchten Tante Inge bei…
Tante Inge: …geilen Bands spielen.

Im Jahr 2020 wird es…
Tante Inge: …25 Jahre Tante Inge geben.

Partyrock wird…
Tante Inge: …hoffentlich salonfähig.

Dosenbier sollte…
Tante Inge: …auf jeden Fall kalt und in rauen Mengen immer und überall vorhanden sein.

Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören dir!
Tante Inge: Wer uns live erleben möchte, hier gibt es Gelegenheit: Tante Inge live: 13.03.2020 Waschbar Rüsselsheim, 14.03.2020 JAM Koblenz (mit Chefdenker, Das frivole Burgfräulein, Kantholz), 27.06.2020 Schloßbergfestival Unterkirnach (mit Das Kartoffel, Skabooom, Die Dorks).

Interview von Thorsten im Januar 2020

Foto: Martü

Dieser Artikel wurde am: 2. Februar 2020 veröffentlicht.

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