Mit „Lichtblick“ ist das neue Album der Berliner Band Haudegen erschienen. Wir trafen die beiden Musiker zum netten Plausch und haben uns über die Songs, die anstehende Tour und private Dinge unterhalten!
Moin Moin, wobei erwischen wir euch gerade?
Hagen: Ihr erwischt uns gerade bei einem Interview-Marathon. Wir sind bei unserer Plattenfirma Warner, seit 9 Uhr in Interviews und quetschen euch ruhigen Gewissens, wärmstens dazwischen. Hier stehen Kaffee und Sandwiches und wir freuen uns, mit euch zu quatschen.
Euer drittes Album „Lichtblick“ erscheint am 25.09.2015 – wie intensiv waren die Arbeiten daran?
Hagen: Die Arbeiten waren unglaublich intensiv, wir haben knapp ein Jahr daran gearbeitet und wollten das beste Haudegen-Album veröffentlichen, was die Welt je gehört hat. Wir haben uns dazu nach Spanien verzogen und die spanische Muse hat uns geküsst. Aber jetzt darf keiner denken, dass wir ein Flamenco-Album veröffentlicht haben. Wir haben tolle Songs, so wie man Haudegen kennt, die ans Herz gehen, die in die Beine und in die Hüften gehen. Ehrliche Songs, mitten aus dem Leben – so kreativ waren wir, glaube ich, noch nie. Wir haben auch durch die kreative Pause Zeit gehabt und diese Zeit war natürlich Luxus.
Bei vielen Lieder hört man immer wieder heraus, dass euch der Zusammenhalt, die Hoffnung und eine tiefe Freundschaft sehr wichtig sind. Seid ihr der Meinung, dass jeder Mensch einen starken Partner an seiner Seite benötigt?
Sven: Benötigt würde ich nun nicht sagen, aber es ist wünschenswert. Ob nun freundschaftlich oder in einer Beziehung, wir wünschen es jedem, dass man jemanden an seiner Seite hat, auf den man sich zu 100% verlassen kann. Es ist schon wichtig, dass man die schönen wie die schlechten Zeiten miteinander teilt!
Beim Song „Gib mir mein Problem zurück“ geht es um viele Missstände. Das Lied hätte sicherlich auch 10 Minuten länger sein können, bei den ganzen Problemen, oder?
Hagen: Ja definitiv. Wir verstehen uns da auch ganz klar als Sprachrohr unserer Generation und als Sprachrohr unserer Zeit. Diese Gegenwart hat eine menge Probleme und wir versuchen somit einige Lösungsansätze zu liefern. Es gibt so viele Lösungen, die uns nicht passen und da dachten wir, wir sollten es einfach mal aussprechen.
Mir fiel beim Hören des Albums auf, dass ein Großteil der Songs ruhig und melancholisch ist. War das von Anfang so gewollt oder kann man den Sound so besser mit der dunklen Zeit verbinden, in der wir leben?
Hagen: Das würde ich so nicht sagen, wir haben versucht das Album so ausgewogen wie möglich darzustellen und haben den Fokus auch darauf gelegt, dass wir dieses Album live spielen können. Natürlich gehen wir hier und da schon in die melancholische Richtung, aber ich würde nicht sagen, dass es der Soundtrack für eine dunkle Zeit ist. Es ist eigentlich das Gegenteil, es stellt quasi den Gang durch den dunklen Tunnel dar, wo am Ende des Tunnels das Licht auf dich wartet. Das soll eben nicht dunkel zu sehen sein, sondern hell – eben als Lichtblick. Wir haben ja auch schon auf anderen Platten gesagt, dass die Hoffnung zuletzt stirbt. Solang da an was Gutes glaubst, ist es dein persönlicher Lichtblick und das soll die Platte darstellen.
Haudegen – Unter die Haut
Welche Songs sind euch am wichtigsten und welche Texte berühren euch persönlich?
Sven: Also in erste Linie berühren uns natürlich alle Songs, die auf dem Album „Lichtblick“ zu hören sind. Aber ein Song, über den wir gerne sprechen, würde ich schon etwas hervorheben. Wir kommen aus dem multikulturellen Berlin, hier gibt es sehr viele Farben und über Freunde von uns, Igor und Nassim, mit denen wir uns oft treffen und Tee trinken, haben wir einen Song gemacht. Der Song passt wunderbar in die Zeit, denn wir können nur sagen, dass wir offen und tolerant gegenüber all denen sind, die mit einem guten Herz durchs Leben gehen.
Hagen: Also gerade was die Religion und die Glaubensfrage angeht steckt unsere Welt in einem riesen Konflikt. Und gerade wir, die aus dem multikulturellen Berlin kommen, sehen die Welt ein bisschen anders, denn wir haben vor keinem Menschen Angst und sind für ein offenes Miteinander. Sobald man aufeinander zugeht, so wie wir es mit Igor und Nassim machen, sind diese Glaubens,- und Religionskonflikte ganz schnell aus der Welt, weil man eben miteinander sprechen kann und sich austauschen kann. Das ist ganz wichtig! Und ein weiterer Titel ist „Zusammen sind wir weniger allein“, der genau darauf anspricht. Leute, igelt euch nicht ein, lebt nicht in Einsamkeit, sondern zelebriert das Zusammensein. Es geht nicht nur um Beziehungen, sondern auch darum, etwas zusammen zu unternehmen – insbesondere gegen Fremdenhass und für mehr Toleranz. Somit setzen wir ein klares Zeichen auf der Platte!
Ab dem 06.10.2015 geht es dann mit „Lichtblick“ auf Tour. Wie bereitet ihr euch vor und seid ihr gespannt, wie die Songs ankommen werden?
Hagen: Definitiv. Wir freuen uns wie verrückt auf die Tour, es ist schon 1,5 Jahre her, dass wir unterwegs waren. Es sind die Bretter, die die Welt bedeuten und wir freuen uns drauf, das neue Material zu präsentieren. Wir haben eine neue Lichtshow, spielen ein komplett neues Programm und wir schon gespannt, wie die Leute da draußen unsere Musik feiern werden. Am Ende machen wir es eben für genau die Menschen, die ein Ohr für schöne Musik haben und wir denken, dass wir mit „Lichtblick“ ein Zeichen setzen werden und eine tolle Zeit haben werden. Die Tourdaten gibt es auf www.haudegen.com/termine – dort kann man alle Daten einsehen und die Tickets gibt es natürlich bei Eventim.
Okay, jetzt kommen noch vier knackige Fragen, die etwas weniger mit der Musik zu tun haben. Ihr könntet einen Tag mit einem Menschen eurer Wahl die Rolle tauschen – mit wem und warum?
Sven: Lemmy von Motörhead, mit dem würde ich gerne tauschen. Dann würde ich mal in seine Hosen passen!
Was habt ihr immer im heimischen Kühlschrank?
Sven: Auf jeden Fall immer eine frische Knacker. Wir nennen es auch gerne Fleischlolli!
Und was wird man nie finden?
Sven: Hummer
Wenn es Superkräfte geben würde, welche hättet ihr gerne und warum?
Hagen: Ich würde gerne für einen Tag unsichtbar sein. Dann würde ich hier und da mal Mäuschen spielen.
Sven: Ich wäre gerne Hulk. Ich kann mir gut vorstellen, wie aus Wut grüne Wut ensteht.
Was ist eure persönliche Macke?
Hagen: Meine Macke ist die Ungeduld. Ich will immer alles sofort!
Sven: Ich bin sehr nachtragend! Auch nach 100 Jahren habe ich nichts vergessen.
Danke, die letzten Worte gehören euch!
Hagen: Wir grüßen natürlich alle Tough-Leser. Genau für euch machen wir die tolle Musik und wir würden uns wünschen, eure Herzen zu treffen. Kommt gerne zu unseren Konzerten. Bleibt gesund!
Interview von Florian Puschke im September 2015
Videogruß von Haudegen an alle Tough-Leser
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