Gotthard: Gitarrist Freddy Scherer im großen Interview
Mit „Bang“ ist das neue Album der Band Gotthard erschienen. Redakteurin Nicole hatte die Ehre, dem Gitarristen Freddy Scherer einige Fragen zu stellen!

Anfang April ist das neue Album „Bang“ erschienen – das zweite Album ohne Steve Lee. Gab es nach seinem Tod Gedanken,  die Band aufzulösen und mit der Musik aufzuhören?
Freddy Scherer: Sofort nach dem Unfall gab es eigentlich gar keine Gedankengänge. Da waren andere Dinge wichtiger und vom emotionalen her, haben wir das Thema erst einige Zeit nach Steve’s Tod mal angeschnitten. Da sind wir zusammen gekommen und haben ein Kaffee zusammen getrunken und diskutiert. Da gab es Ideen nach links und nach rechts und ein halbes Jahr später, haben wir uns dann entschieden, dass wir weiter Musik machen und alle in der gleichen Band bleiben wollen. Wir hätten es komisch gefunden, wenn wir den Namen geändert hätten. Die Musik, das Liederschreiben und all das, da war keine „One-Man-Show“, obwohl Steve schon eine wichtige Person in unserer Band war, was das Songschreiben betraf, dennoch waren immer andere Leute mit dabei  und involviert. Nach zwei Jahren haben wir die richtige Entscheidung getroffen, uns nicht aufzulösen.

Für meinen Geschmack passt Nic Maeder sehr gut zu Gotthard. Egal, ob Rocksong oder ruhige Ballade – seine Stimme ist perfekt.  Wie haben Sie ihn gefunden?
Freddy Scherer:
Es war eine sehr anstrengende Zeit, weil zum einen waren wir emotional sehr belastet und auf der anderen Seite wollten wir auch weiter machen und hofften, dass wir den richtigen auch finden würden. Das Wichtigste für uns war eben, dass der Nachfolger ein Schweizer ist. Dafür gibt es einen Grund: Viele von uns haben schon mit Amerikaner zusammen Musik gemacht und mit anderen Leuten. Wir Schweizer sind ein bisschen anders und wir verbringen so viel Zeit miteinander, da hilft es auch, wenn man in der Band die gleiche Sprache spricht. Das war eben die Hauptoption, einen Schweizer zu finden. Das Problem war, wir kannten fast alle Schweizer Sänger. Ein Schweizer Kollege von uns fragte mich dann irgendwann, ob wir schon jemand gefunden hätten. Als ich dann sagte „Nein noch nicht.“, hat er uns folgenden Vorschlag gemacht: ein Kollege von ihm ist Schweizer, der aber vor einigen Jahren nach Australien ausgewandert ist, aber eigentlich gerne wieder in die Schweiz zurück möchte, wegen seiner Familie. Wir haben uns mit ihm getroffen und haben viel Zeit miteinander verbracht. Wir haben uns für ihn entschieden und glauben bis heute, dass es die richtige Entscheidung war.

Wir finden auch, dass es die richtige Entscheidung war und ihr jetzt wieder positiv nach vorne blicken könnt. Ich kann mir vorstellen, dass es für Nic Maeder nicht einfach war, in die Fußstapfen von Steve Lee zu treten. Können Sie beschreiben, wie sich die Band mit dem Neuzugang geändert hat? Gibt es Unterschiede zu früher und wenn ja, welche?
Freddy Scherer:
Unterschiede gibt es klar, es kommt immer darauf an, was ist es für ein Typ. Aber alles hat sich nicht geändert, vieles ist gleich geblieben. Aber es ist anders, denn Steve ist nicht hier, sondern der Nic. Es ist ein anderer Mensch, ein anderer Musiker, der Steve spielte auch Schlagzeuger, der Nic spielt ein bisschen Klavier, hat auch einen anderen Background. Da er lange in Australien gelebt hat, hat er auch andere musikalische Ansichten. Wenn vier Leute in einem Raum sind und einer geht, der andere kommt rein, dann wird erst mal wieder alles neu abgetastet, wie es geht weiter geht. Experimente gab es da eigentlich nicht, es gibt zwar einen neuen Sänger, aber es klappt gut.

Ja klar, jeder Mensch ist anders und ich denke, die Fans akzeptieren es so, wie es gerade ist. 
Freddy Scherer: Absolut.

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Wie eingangs erwähnt, ist das neue Album „Bang“ erschienen. Erzählen Sie mal, was erwartet die Fans? Gibt es Überraschungen?
Freddy Scherer:
Definitiv ja.  Ich denke, jemand der GOTTHARD bis heute gemocht und geliebt hat, wird auf seine Kosten kommen. Es gibt zwar Dinge, die nicht der Form von Gotthard entsprechen, wie z.B. das Duett „Maybe“ und das ist so entstanden: Eine Kollegin von einem Kollegen von uns hat die Version einfach höher gesungen. Sie hat sich dann im Studio eingesungen und während dem Lied haben wir das so super gefunden, dass wir gesagt haben, wir machen den Song mal und schauen, was dabei raus kommt. Wir waren dann absolut begeistert, dass wir spontan gesagt haben, wir machen ein Duett aus der Nummer. Obwohl sie eine total unbekannte Person ist. Sie ist Amerikanerin und heißt Melody Tibbits. Das ist eben etwas komplett Neues für einen Gotthard-Fan.

Es gibt einen Titel „Thank you“, er geht über 10 Minuten lang und ist ein Titel –so bombastisch- mit so viel Orchester, auch so etwas gab es bei Gotthard noch nie. Dieser Titel gilt als Dankeschön an alle Mütter. Ursprung war, als die Mutter von Leo gestorben ist, hatte er das Bedürfnis, dieses Lied für seine Mutter zu schreiben.

Es gibt aber auch Gotthard-klassische Lieder, wie „My Belief“ oder „Bang!“. Bei Gotthard sind die Melodien immer wichtig, wie bei „Feel what I feel“ – ein super Titel. Auch so noch nicht da gewesen bei Gotthard – gleich aber doch verschieden. Es gibt viele Überraschungen, ohne dass wir unser Konzept großartig verändert haben.

Wo wurde die Platte aufgenommen? Wer hat sie produziert?
Freddy Scherer: Die Platte wurde in Lugano in unserem eigenen Studio aufgenommen. Produziert hat sie der Leo Leoni zusammen mit –das ist aber neu- mit dem Co-Produzent Charlie Bauernfeind. Das ist ein Deutscher, mit ihm haben wir, bevor wir mit jeder Produktion loslegen, auch Testproduktionen gemacht, d.h. wie nehmen ein neues Lied mit einer neuen Person auf, wie bei dieser Platte mit dem Charlie. Es waren auch andere Produzenten dabei, aber mit Charlie sind wir am besten klar gekommen, vor allem auch menschlich und vom musikalischen Background. Er ist einer, der von der härteren Schiene kommt, dennoch hat musikalisch der Sound sehr gut gepasst und deshalb haben wir uns für ihn entschieden. Charlie in Zusammenarbeit mit Roland Prent, der auch „Lipservice“ und „Domino Effects“ gemischt hat. Er ist ein alter Freund und Kollege der Band und ein absoluter Top-Mischer. Er ist einer der besten Mischer überhaupt, der auch schon Rammstein gemischt hat, Depeche Mode und viele andere. Uns ist das Menschliche sehr wichtig, deshalb arbeiten wir am liebsten mit Menschen zusammen, mit denen wir uns gut verstehen.

Ja klar, alles andere würde auch keinen Sinn machen. Denn schließlich möchte man auf der Platte genauso authentisch rüber kommen, wie live. Da ist es auf jeden Fall wichtig, dass man mit den Menschen die Platte aufnimmt / produziert, mit denen man sich gut versteht und auf einer Wellenlänge ist. 
Freddy Scherer: Absolut, absolut.

Nach dem Album-Release ist sicher auch eine Tour geplant. Wann und wo dürfen sich die deutschen Fans auf „Gotthard live“ freuen?
Freddy Scherer: Wir sind Ende Oktober und im November in Deutschland auf Tour, also kurz vor Weihnachten. Wir machen diesmal eine etwas ausgedehntere Tour, als die letzten zwei Male. Wir spielen lieber in kleinere Hallen und mehr Konzerte. So kommen wir in mehrere Orte und die Fans kommen auf ihre Kosten. Wir finden das absolut super.

Wir freuen uns auch schon auf die bevorstehende Tour, denn sicherlich werden wir auch mal zum Fotografieren vorbei kommen. 
Freddy Scherer: super, super. Alles klar. Wir freuen uns auch.

Herr Scherer, vielen Dank für Ihre Offenheit und Ihre Zeit. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, mit Ihnen zu sprechen.
Freddy Scherer: Super. Gerne.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Band viel Erfolg mit dem neuen Album und viel Spaß auf der bevorstehenden Tour.
Freddy Scherer: vielen Dank. Bis bald.

Interview von Nicole Dieterich im März 2014

Gotthard – Feel What I Feel

Tourdates GOTTHARD:
13.06.2014 CH-Murten, Stars of Sounds
21.06.2014 CH- Hinwil, Rock the Ring
29.06.2014 BG- Kavarna, Kavarna Rock Festival
19.07.2014 SE-Stockholm, Väsby Rock Festival
26.09.2014 CH- Schupfart, Schupfart Festival
15.10.2014 I-Rome, Orion
16.10.2014 I-Milan, Alcatraz
17.10.2014 FR-Marseille, Le Moulin
20.10.2014 FR-Lille, Le Splendid
21.10.2014 FR-Paris, Le Trabendo
22.10.2014 FR-Lyon, Ninkasi Kao
24.10.2014 ES-Bilbao, Santana 27
25.10.2014 ES-Madrid, T.B.A.
26.10.2014 ES-Barcelona, Bikini
30.10.2014 DE-Regensburg, Airport Obertraubling
31.10.2014 DE-Ulm, Ratiopharm Arena
01.11.2014 DE-Balingen, Volksbankmesse
03.11.2014 DE-Berlin, Huxley’s Neue Welt
04.11.2014 DE-Bremen, Aladin
05.11.2014 DE-Hamburg, Markthalle
07.11.2014 DE-Köln, Essigfabrik
08.11.2014 DE-Oberhausen, Turbinenhalle
09.11.2014 DE-Langen, Neue Stadthalle
11.11.2014 DE-Nürnberg, Rockfabrik
12.11.2014 DE-Würzburg, Posthalle
14.11.2014 AT-Wien, Gasometer
15.11.2014 DE-Kaufbeuren, Allkart Halle
20.11.2014 DE-München, Tonhalle
13.12.2014 DE-Karlsruhe, Knock Out Festival

Dieser Artikel wurde am: 7. Juni 2014 veröffentlicht.

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