Feine Sahne Fischfilet: Max im Interview zum neuen Album „Alles glänzt“

„Alles Glänzt“. Der Albumtitel der aktuellen Veröffentlichung von Feine Sahne Fischfilet. Ein Name der irgendwie Programm zu sein scheint, denn nicht nur unter den Songs auf dem Album sind einige glitzernde Punkrockperlen am Start. Auch live gehen die Jungs auf Konzerte, die im Sommer für viel „Punkrockfeeling im Großen“ sorgen werden. Eine eigener Open-Air-Tour und das mit einem Album das knallt. So kann der Sommer 2023 starten. Für uns ein Grund, bei der Band anzuklopfen und einige Fragen zu stellen. Seid gespannt auf die Antworten.

 

Tough Magazine: Hey ihr Lieben, schön, dass ihr euch die Zeit nimmt. Wobei erwischen wir euch gerade?

Max: Mittlerweile liegt das Release unserer Platte und damit auch ein unangekündigtes Konzert im Plattenbaugebiet Schwerins, einer Releaseparty auf dem Dorf wo wir herkommen und das erste Open-Air in Wien hinter uns. Was wir da erleben durften trägt uns bis heute und lässt uns mit einem Schmunzeln die ersten Wunden zuhause auf der Couch lecken. Das war krass! So viele Leute die bei den Konzerten abgegangen sind und so viel richtig gutes Feedback zu unserer neuen Platte. Das macht richtig Bock grade.

Tough Magazine: Bevor wir zum Wichtigsten (dem neuen Album) kommen, möchte ich noch ein wenig auf die Entstehungsgeschichte und das „vorab“ eingehen. Es ist sicher viel passiert in eurem Feine Sahne Fischfilet – Kosmos seit dem letzten Album. Vorwürfe von außen, Band neu strukturiert, Kinofilm, eine Lesereise statt Konzerte, … Wie waren für euch die letzten Jahre?

Max: Hätte uns vor einem Jahr jemand gesagt, dass unser Album so gut ankommt, so viele Leute erreicht und die Konzerte so energiegeladen und voll werden, hätten wir es sicher kaum glauben können. Die letzten Jahre waren intern und extern nicht grade Ruhejahre und haben uns allen sicherlich einige graue Haare gekostet. Wir haben aber auch viel über uns und das Internet gelernt und werden versuchen unsere Schlüsse daraus zu ziehen. Für uns gibt es da kein rumjammern oder nörgeln. Wir schauen nach vorne und wollen uns auf uns konzentrieren und die Sachen, die in unserer Macht stehen. Deshalb sind wir einfach nur dankbar das jetzt erleben zu dürfen und endlich wieder live spielen zu können.

Tough Magazine: Was ist euch in dieser Zeit (immerhin schon fünf Jahre seid „Sturm und Dreck“) positiv in Erinnerung geblieben?

Max: Wir haben mittlerweile einen richtigen Autoren in unseren Reihen und blicken auch darauf zurück, dass wir es geschafft haben uns in stürmischen Zeiten so gut zusammen zu finden, als Band zu funktionieren und als Freunde ständig miteinander abzuhängen. Die Arbeit an dem Album hat uns allen sehr viel Auftrieb gegeben und es tat gut sich aufeinander verlassen zu können und einander wertzuschätzen. Außerdem hat es auch einfach super viel Spaß gebracht an der Mucke zu arbeiten und uns persönlich weiter gebracht.

Tough Magazine: Und welche Punkte haben euch am meisten angekotzt?

Max: Ach da gibt es einige, aber ich glaube grundlegend sind es eher Erkenntnisse. Zum Beispiel, dass die sozialen Medien kein Ort für eine differenzierte Auseinandersetzung sind.

Tough Magazine: Wie hat sich die neue Bandstruktur ergeben?

Max: Wir waren auf der Suche nach einem neuen Gitarristen und unser Monitortechniker hat uns dann jemanden vorgeschlagen, der auch noch aus Rostock kommt, in unserem Alter ist, hammer gut Gitarre spielen kann und richtig gut singt. Wir konnten unser Glück selbst kaum glauben und es klingt irgendwie zu schön um wahr zu sein, weil es dann auch noch menschlich gepasst hat, aber so war es. 

Tough Magazine: Kommen wir zum Album – Alles glänzt. Ein Albumtitel – aber sicher auch eine Ansage. Was war dieses Mal beim Songwriting anders als bei den Alben davor.

Max: Ja natürlich auch eine Ansage. An alle, die eine perfekte und fehlerfreie Welt vorgaukeln und sich hinter Fassaden verstecken. Da wird uns auch mal schlecht. Das Songwriting ist jetzt noch persönlicher als früher und das gesamte Album ist sowas wie der logische nächste Schritt und die Schlussfolgerung der früheren Alben. Alle Geschichten die wir erzählen, fühlen wir auch und haben sie selbst erlebt. Das macht das Songwriting für uns aus.

Tough Magazine: Ihr habt ja auf euren Vorgänger CDs schon viele Themen (z.B. Nazis) schon oft thematisiert. Stellt ihr euch beim Songwriting die Frage, welche Themen ihr nochmal bringen möchtet? Gibt es eine Grenze, so dass ihr das Gefühl habt, gewisse Themen seien schon zu oft besprochen?

Max: Generell thematisieren wir das worauf wir Bock haben und wo wir denken, dass es an der Zeit ist was dazu zu schreiben oder zu machen. Für uns muss sich das authenthisch anfühlen. Und wenn jemand authentisch darüber singt, dass er oder sie Zitronenbäume mag, dann ist das auch ok, aber würde nicht zu uns passen. Wir machen aber auch keine Strichliste, was wir schon behandelt haben oder nicht. Ganz oft ändert sich ja auch das Gefühl zu einem Themenfeld. So gibt es auf unserem jetzigen Album auch die aufgeworfene Frage „War es das wert oder nicht?“ und zielt ganz bewusst darauf ab, wie sehr man sich auch im Kampf gegen Nazis exponiert hat und sein Gesicht hingehalten hat, aber auch letztendlich allein gelassen wurde. Es ist jedenfalls kein gutes Gefühl, dass Organisationen wie „Nordkreuz“ in MV tausende Schuss Munition gehortet haben und ganz sicher schonmal von uns gehört haben.

Tough Magazine: Es fällt mir schwer, einzelne Songs herauszunehmen, da ich das ganze Album stark finde. Hängen bleibe ich aber bei „Wenn wir uns sehen“. Ein Song über Kapitän Dariush Beigui – einen Freund von euch. Welche Bedeutung hat der Titel für euch?

Max: Dankeschön erstmal. Der Song ist enorm wichtig und zwar nicht nur für uns, sondern auch für Dari. Er erzählt uns jedenfalls ganz oft, dass er den Song sehr schätzt und er ihm Kraft gibt. Ganz oft kann ma ja auch im Alltag gewisse Sorgen und Ängste gar nicht formlulieren und dann ist es schön die Band als Ausdrucksmittel zu haben um ihm zu zeigen: „Schau mal, wir haben hier was für dich gemacht!“ Wir haben selbst immer noch einen Kloß im Hals wenn wir den Song spielen und dabei an ihn denken müssen und hoffen, dass es ihm  irgendwann besser geht.

Tough Magazine: Ich hatte eben ja schon angesprochen, welche Themen ihr euch zum Ziel setzen möchtet. In diesem Bezug ist natürlich „Angst zu erfrieren“ eine wichtige Nummer. Erzählt gerne was über den Hintergrund zu „Angst zu erfrieren“.

Max: Ich glaub vorhin dann schon etwas vorweg genommen, genau an den Song dachte ich nämlich als es um „War es das wert oder nicht“ ging. Ja aber das ist das Gefühl. Bedrohungsszenarien von Nazis und der eigene Umgang damit und auch das manchmal nicht wissen wofür man das eigentlich alles macht und sich ausgebrannt fühlen. 

Tough Magazine: Punkrock, wie Punkrock sein soll. So könnten man auch „Kiddies im Block“ und „Wenn’s morgen vorbei ist“ beschreiben – und auch so unterstreichen. Was bedeuten euch diese Stücke im Feine Sahne Fischfilet Kosmos? Wo ordnet ihr diese ein?

Max: „Wenns morgen vorbei ist“ ist ja ein bisschen so wie der logische Nachfolger von „alles auf Rausch“ da kommt auch mal ein Kater und die Gewissheit, dass man ordentlich gelebt hat. Kiddies im Block ist dagegen eher eine soziokulturelle Bestandsaufnahme von abgehängten Regionen. Wie zum Beispiel der Dreesch in Schwerin, was als einer der ärmsten Viertel Deutschlands gilt. Da sind die Bewoher der Stadt so trennscharf nach ihrem Einkommen voneinander  getrennt, wie in kaum einer anderen Stadt, was ganz eigene Probleme mit sich bringt.

Tough Magazine: Eine Besonderheit ist sicher auch „Tut mir leid“. Wie wichtig ist euch dieser Song auf dem Album?

Max: „Tut mir leid“ ist das Vorstellungslied von Hauke. Ein Beschreiben des gemeinsamen Kennenlernens und der krassen Situation wie es sich für ihn anfühlen muss in eine bestehende Band aufgenommen zu werden. Ich mag die Leichtigkeit und dennoch verspielte Dringlichkeit des Songs sehr und es ist eine willkommene Abwechslung. 

Tough Magazine: Apropos Leidtun. Wir haben nun ein paar Nummern erwähnt. Aber eigentlich müssten wir alle besprechen. Tut uns leid, dass die Zeit nicht reicht. Aber ihr habt vielleicht noch Songs, die ihr persönlich als eure TOP-Songs feiert. Welche sind das und warum?

Max: Das spiegelt sich glaub ich schon in den bereits genannten Singles wieder. „Wenn wir uns sehen“ ist für mich der heimliche Hit des Albums, weil er die meisten Gefühle in mir auslöst. „Diese eine Liebe“ ist aber auch stark, weil er mal eine andere Fasette der Band zeigt.

Tough Magazine: Nach dem Album ist vor… Was erwartet ihr von den großen Konzerten im Sommer?

Max: Wir sind einfach nur froh, dass es jetzt endlich wieder los geht uns wir endlich wieder auf der Bühne abreissen können. Und wir hoffen natürlich, dass bis dahin ordentlich Texte gelernt werden und die Leute zusammen mit uns durchdrehen.

Tough Magazine: Und auf was dürfen wir uns freuen?

Max: Ich find ja allein unser neues Bühnenbild top, aber zu viel will ich von unserem nach Garagen anmutenden Elementen auch noch nicht verraten.

Tough Magazine: Grade mit so vielen Klassikern im Gepäck wird es sicher schwer eine Songauswahl zu treffen. Welche Songs gehören für euch immer dazu und welche sind Wackelkandidaten?

Max: Wir können uns eigentlich kaum entscheiden welchen von den neuen Songs wir leider nicht spielen können. Bei den alten waren die Diskussionen tatsächlich sehr kurz. Insgesamt macht es dann die Mischung und wir haben eine gute Setlist zusammen gebaut bekommen.

Tough Magazine: Kommen wir zu einigen Stichworten. Was bedeuten euch die folgenden Begriffe:

Lebenswerk: Längst nicht beendet

Live: Lass uns endlich spielen – verdammt

Wasted in Jarmen: 08. und 09.09.23 und das schönste was wir als Band jemals selbst auf die Beine gestellt bekommen haben.

Feine Sahne Fischfilet 2009 Vs. Feien Sahne Fischfilet 2023: Haha da hat sch was verändert? Es müssen Kais Haare sein. Aber 2009 war doch Force Attack oder? Man das ist ja ewig her…

Freundschaft: Und band

Internet: Nur geil

Punkrock 2023: Gibt’s das noch? Wir waren den Punkern nie Punk genug.

Tough Magazine: Top!

Wir bedanken uns bei euch für die Zeit, die ihr euch genommen habt. Natürlich gehören die letzten Worte euch. Also los: Kommt vorbei, wir reissen zusammen ab!

Interview von Thorsten im Mai 2023

 

Dieser Artikel wurde am: 25. Mai 2023 veröffentlicht.

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