Der WIZO beim Rocco: Axel Kurth im Interview

Eine alte Liebe zu einem grünen FERT. DER ROCCO begrüßt den den WIZO.

Für mich persönlich ist der WIZO ein fantastisches Lebewesen aber auch, und das weiß ich seit dem Interview mit Axel, ein einzigartiges Exemplar im Punkgehege, dass sicherlich nie ersetzt werden kann. Ein einmaliges Lebewesen, das beinahe unter Naturschutz gehört.

Das Interview vor dem Auftritt des WIZOs mit dem Bandleader, Axel Kurth, auf dem Rocco del Schlacko war für mich persönlich ein besonderes Erlebnis, da ich bereist seit 25 Jahren die Platten von Axel höre und ich sehr froh war, mich mit diesem über das Saarland, Live Auftritte und den WIZO allgemein zu unterhalten.

Ein großer Dank an dieser Stelle geht vom Tough Magazine an Fratz für die Organisation des Interviews.

Ein ebensolcher Dank geht an Axel für die Zeit im Backstage-Bereich.


Lieber Axel, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, dem Tough Magazine einige Fragen zu beantworten. Das Rocco del Schlacko. Der WIZO und das Saarland haben eine besondere Beziehung. Auf der Abschiedstour ein Zitat von Dir: „Was geht denn hier ab. Da habe ich ja Tränen in den Augen“. Was bedeuten dir Auftritte im Saarland und was kann da DER ROCCO heute vom WIZO erwarten?
Axel: Ja, das Saarland ist ja irgendwie was ganz Spezielles. Das wissen viele andere nicht aber es ist so. Als wir mit dem WIZO noch ganz klein waren und gerade mal so 50 bis 100 Leute auf die Konzerte bekommen haben, hatten wir hier eine Einladung bekommen. Das war eine Turnhalle in der saarländischen Provinz und plötzlich war der Laden voll. 500 bis 600 Menschen, die unsere Texte kannten. Wir hatten damals, glaub ich mal, erst die erste Platte draußen und wir waren sowas von geplättet. Tagelang komplett im Rätselraten, was uns da wiederfahren ist. Und auf unserer Abschiedstour hatten wir eine gigantische Party mit 2500 Leuten. Absoluter Tour-Rekord. Das war für uns immer die Mega Hochburg, das Saarland. Ich weiß immer, wenn es von uns aus Stuttgart über Landau in der Pfalz in Richtung Saarland geht, dann weiß ich, dass das gut geht. Auf jeden Fall. Für uns wirklich eine ganz alte Liebe. Das Saarland bedeutet uns viel. Deshalb auch der Tour-Auftakt unserer Tour, die im Januar startet, im Saarland. Wir haben lange überlegt, wo wir unsere Tour starten. Wir haben uns überlegt, wir müssen uns wohl fühlen und da war klar: Saarbrücken. Es wird sehr lustig werden. Saarland eine zweite Heimat (lacht).

Bei der letzten Festivaltour gab es mit der Ankündigung von Adagio eine Mega Überraschung. Sind weitere Überraschungen im Hause WIZO geplant und darf auch der Rocco auf eine hoffen?
Axel: Hmmm ja. Rocco ist das vierte Festival, das wir dieses Jahr spielen und wir spielen jetzt zum vierten Mal ein neues Lied. Wir haben immer was in der Mache. Überraschungen haben wir immer. Wir arbeiten natürlich immer an neuen Liedern und wir schauen ganz entspannt. Aber so eine große Überraschung wie „Adagio“ gibt es heute nicht. Es ist aber auch manchmal eine Überraschung, was auf der Bühne passiert.

Der WIZO an für sich ist ein kämpferisches Tier mit spitzen Zähnen und einer noch spitzeren Zunge. Es gibt nicht mehr viele dieser Art im Punkgehege. Was macht den WIZO so einzigartig?
Axel: Das einzigartige am WIZO ist, dass dieser gut verstanden hat, dass er, um die Spitzheit seine Zähne zu bewahren, trotz grauer Schläfen und Bandscheiben (lacht), immer darauf achten muss, wo die Leute sind, die unseren Scheiß hören. Zudem ruft sich der WIZO immer wieder in seinen Kopf, warum wir den Scheiß machen. Unsere Motivation ist und war immer die Musik. Vielleicht ist dies bei anderen Bands anders. Bei uns ist es einfach die Musik. Natürlich wollen wir auch geil gefunden werden, aber für uns ist das wichtigste einfach Musik machen. Zudem lesen wir auch Zeitungen und beobachten, was in der Welt passiert. Wir gehen auch mit wachen Augen durch die Welt und natürlich werden wir das weiter kommentieren. Wir werden da unser Maul nicht halten, bei Dingen, die scheiße laufen und schon immer scheiße gelaufen sind.

Eine WIZO Setliste ohne Songs vom „Uuaarrgh!“-Album ist schwer vorstellbar. Wie sehr formt solch ein Meilenstein einen Künstler, wie sehr belastet dieser aber auch?
Axel: Danke für die Frage sag ich erst mal. Wir können wirklich sehr froh sein, dass wir zu dieser Zeit solch ein Album zusammen gezimmert haben. Wie gut es wirklich war hat sich ja erst im Lauf der Jahre gezeigt. Und als Band kannst du immer froh sein, wenn du solche Pfosten in deinem Set hast. Du hast Songs, die sind so gut und die sind immer da. Die kann dir keiner wegnehmen. Und es ist wesentlich mehr ein Fundament eines Konzerts als eine Belastung oder Bürde. Klar, als wir unser erstes Album nach der Wiederkehr gemacht haben, haben wir schon hier und da mal gedacht, so was Fettes wie die „Uuaarrgh!“-Platte werden wir nie wieder hin kriegen. Aber dafür haben wir uns auch locker gemacht: Die Zeiten sind andere. Wir sind andere und wir müssend das nicht mit aller Gewalt kopieren. Klar gebe ich dir recht. Das ist schon so ein Ding, wo wir uns oft denken, das wird schwer zu übertrumpfen, aber andersrum: Da sind so viele geile Songs drauf und ich bin froh, dass wir die am Start haben. Ich reib mir selber noch manchmal die Augen und frag mich, wie wir das gemacht haben. Wir haben uns ja nicht so viel dabei gedacht. Einfach gemacht.

Bei den letzten beiden CDs standen jeweils Jahreszahlen bei den Songs und vor allem die „Punk gibt’s nicht umsonst (Teil III)“ ist ja über viele Jahren hinweg entstanden. Wie viele WIZO-Schätze befinden sich noch im Studio und was passiert mit diesen?
Axel: Haha. Definiere Schätze (lacht). Es gibt natürlich immer wieder Songs, die ich habe, aber viele davon sind aus diversen Gründen nicht veröffentlicht worden. Manche zum Beispiel nur, weil sie nicht zu dem restlichen Zeug gepasst haben. Ich möchte idealerweise immer ein gut geschnürtes Bündel bei einem Album. Aus Sachen die entweder thematisch oder vom Gefühl her zusammenlaufen. Diese Schätze sind nicht zu viele. Es gibt aber noch ein paar. Aber bei manchen ist auch die Luft schon draußen. Manche Songs sind schon geil, aber für mich nicht mehr relevant. Weißt du, für mich ist es immer dann interessant, alte Lieder aus der Kiste zu holen, wenn ich neue Lieder schreibe und merke, Mensch da ist noch was, das dazu passt.

Uuaarrgh!“ wurde auf Fat Wrack veröffentlicht. Gab (oder gibt) es auch mal Pläne für ein englischsprachiges WIZO Album. Englische Songs gibt es ja?
Axel: Nein. Das haben wir uns mal überlegt. Klar, sowas, was die Hosen gemacht haben. Aber beim WIZO gibt es da eine ganz besondere Sache. Für uns sind die Texte der Hauptbestandteil der Lieder. Es muss zusammenpassen. Text und Melodie. Gerne auch mit Brüchen. Das Ganze auf Englisch zu übersetzen ist beinahe unmöglich. Wir haben das Ganze probiert, aber eigentlich auch kein Bock drauf. Die Muttersprache ist dazu da, dass du auch mit leisen Tönen zwischen den Zeilen oder auch mit Augenzwinkern arbeiten kannst. Oder auch den Stinkefinger zeigen kannst, ohne dass es auf dem Papier steht. Und das haut mit Übersetzungen nicht so hin. Ich habe mich von dem Englischen auch mehr oder weniger verabschiedet.

Poupee de Cire”, “Pipi Langstrumpf”, “Breaking the law”: Cover Songs vom WIZO. Welche neuen (Chart)Songs wären es wert, vom WIZO neu interpretiert zu werden?
Axel: Kuck ich auch immer mal wieder. Grundsätzlich finde ich es schon interessant. Das Schlimme ist. Chartsongs bekomme ich ja eher keine. Bei Oldies ist der Witz nicht so groß. Ich sag da nicht „never“ aber Cover-Songs steht derzeit nicht an.

WIZO – DER (Album)

Fans wünschen sich eine LIVE CD. Wird der WIZO früher oder später den Wunsch erfüllen?
Axel: Wünschen die sich das? Hmmm? Ich weiß nicht so. Beim Live spielen gilt ja: Spielen tun wir die Songs ja alle mal schlechter, mal besser. Aber dann ist da ja das Gelaber. Das was eine WIZO Show ausmacht ist ja die Interaktion und die Kommunikation mit den Leuten. Meiner Meinung nach funktioniert das im Club super. Zum Beispiel wenn wir am 9. Januar in Saarbrücken in der Garage stehen. Und zwei Tage vorher war wieder irgendwas Beklopptes in den Medien. Dann ist diese Geschichte am 9. Januar wichtig aber vielleicht dann völlig belanglos, wenn die Live CD erscheinen würde. Von daher bin ich bei Live-CDs immer skeptisch, ob die funktionieren.

Es gibt Bands, die sagen, ohne den WIZO würde es diese nicht geben. Aber ohne welche Bands würde es den WIZO nicht geben?
Axel: Das ist eine schöne Frage. Da gibt es eigentlich zwei Bands. Einmal NoRMAhl aus dem schwäbischen, da haben der alte Sänger und ich uns kennen gelernt, und dann The Exploited. Der WIZO hat sich auf der Heimfahrt nach einem Exploited Konzert in einer S-Bahn gegründet. Drei Punks haben da gesagt „Hey wir machen unsere Band zusammen“…

Lieber Axel, bitte vervollständige die folgenden Sätze.
Wenn der WIZO einen Tag lang Bundeskanzler wäre, ….
Axel: …dann würde er, hmmm da muss ich überlegen, was ich für die Version von König von Deutschland in meiner Strophe gesungen habe. Ich weiß es aber gerade nicht. Aber hey, ich würde da freestylen. Und sicher würde mir da was einfallen.

DER FERT macht keine Kontaktanzeigen, weil …
Axel: ,,,DER FERT Millionen von Freunden auf der ganzen Welt hat. (lacht). Heute erst habe ich gesehen, dass sich Menschen das FERT als Arschgeweih tätowiert haben. Schon Wahnsinn.

Im Gegensatz zum WIZO ist DER ROCCO …
Axel: ,,,lokal gebunden und kann nicht mit uns mitfahren auch wenn ich den ROCCO gerne mitnehmen würde. Denn hier ist es nämlich echt nice.

WIZO – Punk gibt’s nicht umsonst (Album)

Lieber Axel was bedeuten dir die folgenden Wörter:
Punk-Legende:
Axel: Ähmmm…Das ist ein Witz-Begriff. Punk und Legende geht eigentlich nicht. Aber ich benutze den gerne selber.

Anderster sein und Anderster Platte:
Axel: Anderster Platte war ein harter Moment in unserer Karriere. Irgendwie war da ein wenig die Luft draußen, weil wir den jugendlichen Leichtsinn hinter uns gelassen haben. Aber die Anderster Platte ist trotzdem sehr leidenschaftlich, weil wir da jahrelang dran gearbeitet haben und das zu einem Ende bringen wollten.

Anderster sein ist ja jetzt nichts, was man sich aussucht. Ich persönlich habe das schon im Kindergarten gemerkt, dass ich in das System nicht ganz reinpasse. Heutzutage vielleicht ADHS. Aber irgendwie habe ich es super erwischt, dass ich jetzt auf einer Bühne stehen kann.

Club Konzerte und Festival Auftritte:
Axel: Club Konzerte sind die absolute Kür. Festivals eher die Pflicht, doch trotzdem gilt auch Festivals gerne. Aber ein Club, der nur uns sehen will, ist das was ich absolut mag.

Lieber Axel, vielen Dank für dieses Interview. Die letzten Worte gehören dir.
Axel: Liebe Saarländerinnen und Saarländer und alle, die sich nicht einem dieser Geschlechter zugehörig fühlen. Ihr seid alle recht herzlich eingeladen, den WIZO auf der Tour zu besuchen. Wir freuen uns unfassbar auf euch. Das Konzert in Saarbrücken wird natürlich auch was Besonderes werden, weil es das erste Konzert auf der Tour ist. Sicherlich sehr lustig für alle Beteiligten.

Nachdem ich den WIZO dann verlassen habe und die Energie der drei Punker auf der Bühne gesehen habe, ist mir nicht bange vor der kalten Jahreszeit zu Beginn von 2019. Denn zu dieser Zeit ist der WIZO auf Tour und wird allen Besuchern mal so richtig einheizen. Ich jedenfalls freue mich auf die Konzerte.

Interview von Thorsten im August 2018

Dieser Artikel wurde am: 22. August 2018 veröffentlicht.

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