Betontod: Das „Traum von Freiheit“-Interview
Am 27.02.2015 erscheint mit „Traum von Freiheit“ das neue Album der Punkrock-Band Betontod. Schon mit ihren letzten Releases haben sie ordentlich auf sich Aufmerksam gemacht. Redakteur Manuel sprach mit den Musikern über das neue Album, das Erwachsenwerden oder auch die anstehende Tour.

Mit ausgiebiger Tour und Live Album „Viva Punk – Mit Vollgas Durch Die Hölle“ habt ihr ja ordentlich Aufmerksamkeit auf euch gezogen. Für das neue Album „Traum von Freiheit“ seit ihr zum Columbia/Sony Music gewechselt, wie kam es dazu?
Betontod: Wir standen nach dem letzten Album vor der Entscheidung noch einmal einen Schritt weiter in der eigenen Produktion zu gehen oder es extern machen zu lassen. Da wir schon an einer Grenze angelangt waren, dass es anfing, dass unsere Musik darunter leidet, war für uns ganz klar der Weg geebnet um uns mit Plattenfirmen zu unterhalten. Wir haben uns erst einmal auf das Album konzentriert und haben uns dann auf die Suche gemacht. In München haben wir dann ein junges, engagiertes Team angetroffen, das diese CD abgefeiert hat und wir sind uns schnell einig geworden.   

Vincent Sorg ist als Produzent auch dieses Mal wieder an Bord. So ziemlich alles was Sorg angreift geht ausnahmslos steil durch die Decke.  Wie viel Einfluss hat er auf eure Arbeit bzw. wie wirkt er in eurem Schaffensprozess mit?
Betontod: Er bringt die nötige Portion Ruhe rein und sortiert unsere wirren musikalischen Gedanken. Er ist halt ein super Typ und die Arbeit ist sehr angenehm. Es geht zwar manchmal in Diskussionen bis an die Grenzen, aber immer sachlich und zielführend. Das ist schon sehr professionell, was er da abliefert. Und zum Schluss haut er immer noch einen Sound raus, den man so wahrscheinlich in Deutschland nirgendwo anders geliefert bekommt.

Während auf „Entschuldigung für Nichts“ immer wieder Ska-Einflüsse zu hören waren, wirkt das neue Album „Traum von Freiheit“ doch spürbar metallastiger und härter. Auch im Video zur gleichnamigen Single sieht das Erscheinungsbild reifer und eine wenig düsterer aus. Wird BETONTOD nun erwachsen?
Betontod: Wir werden hoffentlich nie erwachsen. Weil es gerade das ist was uns ausmacht. Da verzweifeln gerade unser Booker, unser Management und teilweise wir selbst auch dran, aber das ist es halt, was uns ausmacht. Wir sind immer in der Lage zu überraschen. Und das ist es doch was ich als Zuhörer erwarte. Klar sind Bands wie Maiden oder AC/DC geil, aber die machen seit Jahren ihre erste CD noch mal neu.

Ihr macht nun schon seit über 20 Jahren Musik. Gibt es Momente in eurer bisherige Karriere, welche euch besonders in Erinnerung geblieben sind?
Betontod: Das sind so Momente, wenn man zu einer Beerdigung eingeladen wird und unsere Musik als letztes Geleit gespielt wird, das ist schon krass und irgendwie hält uns so etwas aber immer auf dem Boden. Da wird man sich seiner Verantwortung bewusst. Das war uns früher gar nicht so klar, da war es wichtig eine Party zu feiern und dann war der Abend gut. Heute nimmt man so etwas auf wie ein Schwamm und feiert natürlich trotzdem noch eine Party, aber viel bewusster.

Nicht nur die Band, auch die Homepage hat ein neues Outfit bekommen. Wie wichtig ist es euch in möglichst vielen Formen mit euren Fans in Kontakt zu treten bzw. zu bleiben?
Betontod: Die wichtigste Form ist die direkte und die lassen wir uns nicht nehmen. Da sind wir halt anders als viele andere Bands. Das möchten wir uns bewahren.

Betontod – Traum von Freiheit

Beim interessierten Lesen eurer Homepage ist mir auch der BETONTOD Fanclub Buenos Aires ins Auge gestochen. Was verbindet euch ausgerechnet mit Argentinien?
Betontod: Genau so viel wie mit unseren anderen Fanclubs. Jeder ist uns wichtig, Ob aus Argentinien, Plauen oder Berlin. Unser jüngster Zuwachs kommt aus Indonesien. BETONTOD Worldwide! (Lachen)

Ihr werdet  gerne im neu erkorenen Genre „Deutschrock“ geführt. Diesem Genre wird auch gerne immer wieder eine Naheverhältnis zum politisch rechten Eck nahegelegt. Ihr hat auf dem neuen Album mit dem Track „Geschichte“ einen Song, der wieder ganz klar ein Zeichen gegen Xenophobie und Fremdenhass setzt.  Wie geht ihr mit solchen Stereotypen im Phänomen „Deutschrock“ um?
Betontod: Wir verstehen uns nicht als Teil des Deutschrock, auch wenn das viele Außenstehende so sehen. Wir sind und bleiben eine Punkrockband. Da sind unsere Wurzeln und was passiert, wenn man Wurzeln abschneidet, ist denke ich allen bekannt. Dass diese Szene einen rechten Rand hat, der etwas breiter ist als der eines ganz normalen Tote Hosen Konzertes ist etwas, womit sich diese Szene auseinandersetzen muss. Da muss eine Reinigung von innen passieren. Genau so, wie das normale Bürger mit der PEGIDA Bewegung gemacht haben. Dastehen und zeigen, dass die Normalen in der Mehrheit sind. Dann löst sich das Problem irgendwann auf. So lange da aber rumgeeiert wird, ist es halt so wie es ist. Jeder muss ganz klar jederzeit zu einem Statement bereit sein und es laut sagen können: Ich bin gegen diesen rechten Rand. Und Diskussionen, dass es auch einen linken Rand gibt, sind da null angebracht.

Auf eurer alten Homepage habe ich gelesen, dass ihr nie eine Politrockband wart (und wohl auch nie sein werdet). Ihr bezieht jedoch klar Stellung, vor allem gegen rechts. Das ist auch gut so. Ist das jedoch nicht auch politisches Engagement? Wie findet man beim schreiben der Songs die Balance zwischen tiefsinnigen gesellschaftlichen Texten und puren Spaßnummern, welche ja durchaus auch mal sein dürfen?
Betontod: Weil das unser Leben ist. Da gibt es natürlich bei jedem eine politische Seite. Die wollten wir aber nie predigen, sondern den Menschen zeigen, dass es auch geht ohne Extremismus. Dass wir jetzt diese Nummer ‚Geschichte‘ bringen, hat schon seinen Grund. Da geht es genau darum jetzt ein eindeutiges Zeichen zu setzen. Und dass wir in einem Atemzug auch Partynummern spielen können, spiegelt halt unser Leben wieder.

betontod-tour-2015-header

Neben dem neuen Album steht auch die dazugehörige Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz samt Festivalauftritte am Programm. Könnt ihr uns einige Details in Punkto Support & Co verraten?
Betontod: Das wird eine schöne fette Tour geben. Wir proben uns gerade die Finger wund und sind ganz heiß auf das was da kommt. Supporten wird uns die Band Zaunpfahl. Uns verbindet eine lange Freundschaft, die, glaube ich, Mitte/Ende der 90er bei Auftritten im Osten begann. Dort in kleinen Clubs lernt man sich kennen und die Jungs jetzt mitzunehmen war uns ein inneres Blumenpflücken. (Lachen)

Gibt es bestimmte Orte oder Gelegenheiten bei denen ihr unbedingt noch auftreten wollt?
Betontod: Wir waren beim Wacken Open Air. Das ist schon besonders und wird für immer in unseren Herzen bleiben. Was sonst noch kommt, lassen wir ganz entspannt auf uns zukommen.

Apropos Tour, wie darf man sich das Tourleben mit euch fünf Jungs vorstellen? Sex, Drugs & Rock`n’Roll  oder doch eher gemächlicher?
Betontod: Tee, Kaffee und Zeitungen! (Lachen)

Vielen Dank für das Interview!

Interview von Manuel Kreuzer im Februar 2015

Dieser Artikel wurde am: 18. Februar 2015 veröffentlicht.

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