Mit „Am Rande des Wahns“ ist das neue Album der Band Die Kunstbanausen erschienen. Wir haben uns mit der Band über die Songs, den Bandnamen und weitere Themen unterhalten.
Moin, wo erwischen wir euch gerade?
Michi: Da wir aufgrunde der aktuellen Regulungen nicht proben können, in der Zwangswinterpause.
Domi: Beim Vinyl hören „Ton Steine Scherben – Keine macht für Niemand“ dreht gerade.
Jonas: Ich teste gerade meinen neuen ENGL Amp.
Max: Beim kochen.
Für die, die euch nicht kennen, bitte stellt euch den Lesern vor.
Domi: Wir sind DIE KUNSTBANAUSEN, eine Alternative / Punk-Rock Band aus Ellwangen (bei Stuttgart). Ich spiel den Sänger und die eine Klampfe, Jony spielt die andere Klampfe und kümmet sich hauptsächlich um den Backgroundgesang. Michi spielt den Bass und Max hütet die Schießbude.
Wie ist euer Bandname entstanden? Gibt es eine Geschichte dazu?
Domi: Wir hatten uns nach der Bandgründung im Hebrst 2008 bei ein paar Bier in nem alten, „stillgelegten“ Wohnwagen von nem Kumpel getroffen, um über den Namen zu entscheiden und „Die Kunstbanausen“ konnte sich dabei in Kombination mit diesem markanten DaVinci Logo gegen ein paar wenige andere Vorschläge durchsetzen. Uns war es immer wichtig, dass die Leute beim lesen des Bandnamens auch ein prägendes Symbol in den Sinn kommt. Heute ist das sogar auch umgekehrt der Fall: So manche Leute denken an uns, wenn sie gerade wiedermal irgendwo das Original von DaVinci sehen und schicken uns hier und da auch mal ganz witzige Beweisfotos aus aller Welt.
Mit „Am Rande des Wahns“ ist Ende Oktober eure aktuelle EP erschienen. Wie liefen die Aufnahmen zu den Songs?
Domi: Die Aufnahmen liefen großartig. Wir haben hier in Ellwangen einen Proberaum mit integriertem Tonstudio und konnten uns somit ohne jeglichen Druck durch die Songs arbeiten. Dazu kam, dass es sich zeitlich gerade über den ersten Corona-Lockdown zog, wodurch wir auch nahezu ungestört waren. Aufgenommen hab ich als gelernter Tontechniker das dann alles selber, wodurch für uns natürlich keine zusätzlichen Kosten entstanden sind.
Max: Wir hatten endlich Zeit fürs Wesentliche und konnten uns auch während den Aufnahmen die Zeit nehmen die Songs noch weiterzuentwickeln und an Details feilen.
Jony: Das war dann schon ein riesen Vorteil, vor allem wenn man finanziell begrenzt ist und damals schon ahnten konnte, dass Corona uns die Konzerte als Haupteinnahmequelle noch eine ganze Weile canceln würde.
Michi: Abgemischt hat das ganze dann Christian Moos alias „Moschus“ von Spacelab-Mixing aus dem Rheinland. Er hat uns nebenbei noch mit vielen Tipps für gute Aufnahmeergebnisse unterstüzt. Wir können ihn nur weiter empfehlen!
Erzählt uns was in euren Worten zu den neuen Songs.
Domi: Wir wollten mit den 5 Songs eine bunte Mischung erzeugen, bei der für möglichst viele Hörer etwas dabei ist, mit dem man sich irgendwie identifizieren kann. AM RANDE DES WAHNS als Opener ist einfach ein Gute-Laune-Song für schlechte Zeiten, der eben auch Titelgeber der EP wurde. Hinterher betrachtet ist es fast schon erschreckend, wie sehr dieses ganze Gerüst aus dem zwiespältigen EP-Cover, Titel und den einzelnen Songs den Zahn der Zeit traf, wenn man mal auf 2020 zurückblickt.
Max: Der Song KARTENHAUS wurde dann auch dank Corona zum Single- und Video-Favourit. Hiefür konnten wir einige befrendete Bands gewinnen, im Clip mitzuwirken. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen und hat auch schon einige gute Kritiken bekommen.
Domi: Zu den Lyrics von SONNE IM ARSCH hat mich der Film „Die Fetten Jahre sind vorbei“ inspiriert. Als dann der Großteil soweit fertig war, haben wir den Refrain ganz am Ende, eigentlich während der Demo-Aufnahmen im Proberaum gemeinsam fertig getextet.
Michi: GESCHICHTEN AUS BETON ist der Sieger-Song aus einem Online-Voting, das wir im Frühjahr vor Beginn der Aufnahmen gemacht haben. Somit macht sich auch der Einfluss unserer Hörer auf der EP ein klein wenig bemerkbar.
Domi: NEVER ENDING STORY ist der älteste Song auf der EP. Den hatte ich im Sommer 2018 eigentlich noch als reinen Akustik-Song geplant, daher findet man auf YouTube davon auch eine etwas ältere Unplugged-Version. Nach einigen Proben haben wir dann gemeinsam nach und nach diese „hymnische“ Endfassung herausgearbeitet.
Jony: Den hatten wir dann mittlerweile auch das eine oder andere Mal schon live performt, wodurch der Song sich vorab zu nem Favouriten entwickelt hat, auf den wir nicht verzichten konnten.
12 Jahre gibt es euch bereits – gibt es eine Geschichte, die so verrückt ist, dass ihr sie nie vergessen werdet?
Jony: Wir wollten unser letztes Album „Feind im Kopf“ im Media Markt in Ellwangen verkaufen und haben einfach ein Paar CD’s davon ins Regal geschmuggelt und das nebenbei noch gefilmt und veröffentlicht. Dann kamen plötzlich die ersten Leute, die dort unsere CD erwerben wollten, was aber nicht funktionierte, da sie dort im Sortiment gelistet war. Darauf hin organisierte der dortige Fillialleiter für uns ein Unplugged Konzert in der Media Markt Filiale.
Kurz zu Corona – wie sehr hat euch die Pandemie erwischt und eure Pläne durchkreuzt?
Domi: Im ersten halben Jahr wurden wir glücklicher Weise davon noch verschont sozusagen, da wir zu der Zeit ja ohnehin im Studio waren und keine Auftritte geplant hatten. Im Herbst allerdings hätten wir schon sehr gerne im Rock Hof, unsrer Stamm-Location hier in Ellwangen eine fette Release-Show gespielt.
Jony: Im August konnten wir dann immerhin privat vor ein paar wenigen Freunden ein Konzert zu spielen, das auch per Facebook-Stream live übertragen wurde.
Wie sieht euer Alltag mit dem Virus aus?
Domi: Sehr sehr mau. Durch die Ausgangssperren, wird uns ja sogar untersagt zu proben, obwohl wir dabei natürlich auch dazu fähig gewesen wären, die Abstände einzuhalten. Bleibt einem also nur noch das Songwriting allein zuhause.
Jony: Donnerstags versuchen wir uns allerdings regelmäßig zum virtuellen Bandmeeting zu treffen.
Max: Als Band musst du dann auch kreativ werden und über deine Portale mal etwas präsenter sein als sonst vielleicht üblich. Die Leute sitzen ja genauso zuhause und freuen sich über jede Unterhaltung abseits von Corona.
Michi: Einerseits schränkt es viele Lebensbereiche ein, andererseits entschleunigt es das Leben und man kann sich auf Dinge konzentriren, die früher aufgrund des Freizeitstresses zu kurz kamen.
CD-Review: „Die Kunstbanausen – Am Rande des Wahns“
Wie habt ihr Silvester gefeiert?
Jony: Im kleinen Kreis. Normal machen wir immer in großer Runde ein Krimi Dinner, aber das fiel dieses Mal aus.
Max: Tagsüber in kleinen Gruppen mit Familie und den engsten Freunden.
Michi: Aufgrund der Regelungen nur mit 2 Freunden, anstatt einer großen Gruppe. Es war trotzdem ein gelungener Abend.
Domi: Haben uns tagsüber noch mit den Besten getroffen, um auf die wenigen Highlights aus 2020 anzustoßen. Mehr war aber nicht drin, daher fällt es mir auch schwer, das als „Silvesterfeier“ hinzunehmen, wenn man bedenkt wie das vergleichsweise in den letzten Jahren abgelaufen ist.
Was bedeuten euch folgende Wörter?
Familie
Max: Sehr viel.
Michi: Als ich 15 Jahre alt war, lieh mir mein Onkel seinen Bass aus. Durch ihn und meine Eltern kam ich dazu Bass spielen zu lernen.
Domi: Rückhalt und Unterstützung, der vor allem in den Anfangstagen sehr wichtig war. Wir haben Jahre lang bei meinen Eltern im Keller geprobt. Ich möchte nicht wissen, was die das manchmal für Nerven gekostet haben muss.
Freunde
Max: Gigantisch viel.
Domi: …der Rest der Welt, wir scheißen drauf. Alles weil wir Freunde sind!
Michi: Freunde würde ich gerne in größeren Gurppen mal wieder live treffen.
Stefan Beham
Jony: Ein beeindruckender Künstler aus Linz der zu unserem Glück unser Cover zur EP gemacht hat. Wir hoffen mit ihm in Zukunft noch weiter zusammen zuarbeiten.
Michi: Er hat unsere Überlegeungen/ Wünsche verstanden und perfekt umgesetzt und dabei seinen unverkennbaren Stil beibehalten.
Domi: Stefan haucht mit seinem Label und seinen Kunstwerken vor allem dem Punk Rock in Mitteleuropa erfrischend viel Leben ein.
Drei Minuten vor Zwölf
Domi: …ist es für die gesamte Kultur- und Veranstaltungsbranche hierzulande. Es müssen Konzepte her, damit deren Überleben gesichert werden kann. Denn auch Geselligkeit und Entertainment sind systemrelevant! Das werden wohl viele leider erst merken, wenn sie in den kommenden Jahren vor geschlossenen Live-Clubs, Kneipen oder Kinos stehen.
Live
Michi: Wir sind eine Liveband und blühen bei Konzerten richtig auf, wenn wir vor anderen spielen können und neue Leute kennen lernen. Ich hoffe daher, dass dies bald wieder möglich sein wird.
Jony: Das fehlt! Auf Konzerte gehen und natürlich spielen. Ich hätte nie gedacht, dass ich verschwitzte, miefende Männer Oberkörper mal so vermissen kann.
Tough Magazine
Max: Immer geil.
Domi: Großartige Platten-Reviews und Interviews.
Danke, die letzten Worte gehören euch.
Die Kunstbanausen: Wir hoffen, das Interview hat euch ein wenig wieder gespiegelt wie wir ticken und was uns bewegt. Das gleiche sollte auch für unsere Musik gelten, daher hört euch doch gerne unsere neue Platte an! Bis es hoffentlich baldmöglichst wieder los geht mit den Konzerten wünschen wir allen da draussen viel Durchhaltevermögen! Bleibt gesund! Vielen Dank für das Interview. Bleibt wie ihr seid! Bis hoffentlich bald wieder.
Interview von Florian P. im Januar 2021
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