„Alte Bilder“: Mufasa Ozora im Interview

Punkrock aus dem Saarland. Die Jungs von Mufasa Ozora haben mit „Alte Bilder“ gerade ein Album voller frischer Punkhymnen veröffentlicht. So waren wir sehr froh, dass sich diese für einige Fragen zur Band, Diskografie aber auch ihrem neuen Werk zur Verfügung gestellt haben.

Hey ihr lieben, danke dass du ihr euch die Zeit für uns nehmt. Wobei erwischen wir euch gerade?
Mufasa Ozora: Hallo! Sehr gerne! Ihr erwischt uns im schnöden Alltag. Da wo jeder seiner Lohnarbeit nachgeht und sich so um seinen ganz eigenen Kram kümmert. Sebi ist in Irland, wo er lebt, wenn wir nicht auf der Bühne, im Proberaum oder im Studio sind und die anderen vier kümmern sich um das übliche.

Mufasa Ozora. Noch ist dieser Bandname nicht allgegenwärtig. Für die Leute, die euch noch nicht kennen, stellt euch kurz vor.
Mufasa Ozora: Mufasa Ozora hat sich Anfang 2012 zusammengefunden. Damals starteten wir in ‘nem kleinen Heizungskeller in Tholey (Saarland). Als Kids der 90er haben uns vor und neben dem Punk eben auch die Zeichentrick- Welt geprägt. So traf Simbas Papa auf den Manschaftskapitän der Tollen Fußballstars und Mufasa Ozora war geboren.

Mit „Alte Bilder“ steht gerade euer zweites Werk (u. a. als LP mit Download-Code) in den Läden. Was ist das Besondere an dieser neuen Scheibe?
Mufasa Ozora: Die neue Platte entstand in den letzten zwei Jahren und gerade durch den Umbruch und Wechsel in der Band hat sich da ganz viel entwickelt. Wir standen erst vor der Situation, dass unser Gründungsmitglied und Gitarrist Jochen Ende die Band verließ. Wir konnten ihn durch Micha und Basti ersetzen, was uns als Band in dem Moment den Luxus von zwei Gitarren brachte. Die Songs wurden voller, melodischer, cleverer und das hat im Vergleich zur „Hauptsache wann.“ verdammt viel ausgemacht. Wir konnten dann unsere neue Platte noch mit Jan Rudi Waldorf am Schlagzeug einspielen. Danach verließ er aus persönlichen Gründen leider die Band und wir fanden für ihn – für das Saarland wirklich unfassbar schnell – einen adäquaten Ersatz.

Worin lag der Unterscheid im Entstehungsprozess zur ersten Veröffentlichung „Hauptsache Wann“?
Mufasa Ozora: Der große Unterschied war wohl die Zeit, die wir ins Studio investierten. Die Scheibe entstand innerhalb eines knappen Jahres.

Viele eurer Songs wie „Frau Wolle“ auf dem ersten Album beschreiben Geschichten. Woher kommen eure Texte.
Mufasa Ozora: Die Texte sind weitestgehend Geschichten aus dem Leben –aus der Realität. Gerade Frau Wolle beschreibt für mich (Yannick) meinen Eindruck einer Szene, die sich oftmals sehr auf den Füßen steht. Punk war für mich immer politisch und gegen diesen gesellschaftlichen Ellenbogen- Scheiß. Mittlerweile hab ich viel zu vielen Ellenbogen auch in dieser Szene in den Rippen gespürt und es nervt.

Zu dem Song „Bei Hyères“ habt ihr ein Video über eine Beziehung gedreht. Was ist der Hintergrund dieses Songs.
Mufasa Ozora: In „Bei Hyères“ geht es vor allem um die Situation nach einer Trennung nicht zu wissen wo und wie es weitergeht. Es geht um Abstand, es geht um Abschied. Und das haben wir alle doch schon des Öfteren durchgemacht. Die Liebe ist doch oft ebenso schnell demontiert, wie konstruiert.

Gerade auch bei diesem Stück, aber bei einigen anderen auch kann man immer wieder einen Pascow Einschlag durchhören. Wie empfindet ihr solche Vergleiche?
Mufasa Ozora: Natürlich ehrt es uns mit den Bands verglichen zu werden, die man schon aus Jugendzeiten kennt und mag. Allerdings will man ja als Band seinen ganz eigenen Sound raushauen und das klappt eigentlich ganz gut durch die verschiedenen Backgrounds der Bandmitglieder.

Kommen wir zum neuen Album. Auf dem Cover ein alter Mann am Tisch und dieser schaut auf alte Bilder. Was wollt ihr mit dem Cover ausdrücken?
Mufasa Ozora: Es kann etwas unglaublich schönes sein, sich an vergangene Tage zu erinnern und in Gedanken zu schwelgen. Alte Bilder bewahren unsere Erinnerungen. Andererseits leben wir in Zeiten, in denen sich merklich einiges verändert und das war vielleicht schon mal genauso da. Alte Bilder können also ebenso an hässliche Seiten einer Vergangenheit erinnern. Leider werden wir zur Zeit überwiegend an die hässlichen Fratzen einer dunklen Geschichte der Menschheit in Deutschland, Europa, weltweit erinnert.

Auf dem Album befinden sich lediglich neun Songs, die allesamt gut nach vorne gehen und hängen bleiben. Wie kam es zur Entscheidung, dieses Mal recht wenig Songs aufzunehmen?
Wir haben uns sehr intensiv mit den Songs beschäftigt und waren uns einig, dass mit neun deutlichen Songs der Fokus auf die Themen, die uns wichtig waren eher hängen bleibt.

Definitiv ein Knaller ist der Opener „Kolumbus und sein Aspirin“. Wie kam dieser Songtitel zustande?
Mufasa Ozora: Höher, schneller, weiter – immer mehr und ohne Rücksicht. Das ist doch unsere Zeit. So wird es wahrscheinlich immer sein. Die Schiffe fahren weiter. Sie haben noch lange nicht genug! Kolumbus als Entdecker? Oder Kolumbus als größenwahnsinniger Mörder? Kapitalismus als Entdeckung, oder Wahn?
Der Songtext stammt ausnahmsweise aus der Feder von Micha, dem es ein Anliegen war, dass dieser ältere Text auf die Platte kommt.

Auch „Wird Gewalt“ ist ein sehr wichtiges Stück. „Aus Dummheit wird Angst wird Gewalt“. Was denkt ihr: Wann gehen dem Spießbürgertum endlich mal die Augen auf?
Mufasa Ozora: Das ist eigentlich eine traurige Frage. Müsste es doch längs passiert sein. Dem Spießbürgertum, den Konservativen, den extrem Rechten, den Nazis und Faschisten werden die Augen wahrscheinlich verschlossen bleiben. Es liegt daher an jedem einzelnen offenen Menschen sich klar zu positionieren, den Mund aufzumachen, genau da, wo Ungerechtigkeit passiert und die Augen eben nicht auch zu schließen. Dafür gibt es viele Wege und jede*r muss seine*n finden.

Auch mit „Drei Affen“ bekennt ihr klar Farbe. Dieses Lied etwas langsamer gesetzt. Bewusst, um den Text noch deutlicher auszudrücken?
Mufasa Ozora: Ganz genau! Der Text stammt von 2010 oder 2011. Da gab es Mufasa Ozora noch nicht einmal. 2015, 16, 17 wurde die Thematik dann leider wieder krass präsent und pogromartige Zustände stellten sich wieder ein. Da fiel mir (Yannick) der Text wieder in die Hände.

Jetzt, wo das Album draußen ist, bekommt ihr sicher Rückmeldungen von Verwandten, Freunden und auch Anhängern. Was war die bisher lustigste Aktion?
Mufasa Ozora: Es gibt nen schönen neuen Sticker. Da ist unser Mercher drauf. Ich glaube, dazu haben wir mehr Feedback bekommen, als zur Platte! Das find ich lustig. :-D

Was ist für die nächsten Monaten geplant? Werdet ihr einzelne Konzerte spielen?
Mufasa Ozora: Wir spielen die nächsten Monate ein paar Shows mit befreundeten Bands und tatsächlich planen wir schon jetzt die Produktion unseres dritten Albums Ende 2020/ Anfang 2021. Wir haben da bisschen was vor und freuen uns auf die nächste Zeit. Wieder viel im Proberaum, aber unbedingt auf die Bühne!

Hier und da entdeckt man euch (gerade im Saarland) im Vorprogramm. Mit welchen Bands würdet ihr gerne mal zusammenspielen?
Mufasa Ozora: Einfacher ist es so: Wir wollen nicht mit Arschgeigen zusammenspielen!

Was bedeuten euch die folgenden Begriffe:
Vorbilder
Mufasa Ozora: Braucht es, um zu wachsen!

Identität
Mufasa Ozora: Hat sicher jede*r.

Polaroid – Bilder Vs. Digitale Fotografie
Mufasa Ozora: Polaroid sieht man sich zweimal an!

Hobbys
Mufasa Ozora: Entspannen.

Räuberherzen
Mufasa Ozora: Das machen, woran man glaubt!

Tough Magazine
Mufasa Ozora: Nettes Gespräch, kuhle Fragen. Danke!

Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören euch.
Mufasa Ozora: Dankeschön! Macht worauf ihr Bock habt, aber macht es mit ganzem Herzen!

Interview von Thorsten im November 2019

Dieser Artikel wurde am: 17. November 2019 veröffentlicht.

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