„Ach du Fröhliche“: Die Ochmoneks im Interview

Vor gut einem halben Jahr hatten wir schon mal die Möglichkeit, die netten Ochmoneks aus Düsseldorf zu ihrem Volltreffer „Da Capo“ zu interviewen. Und nun legten diese mit einem Vinyl-Release des Albums nach. Zu dem Release, der Show, der neuen Weihnachts-Single „Ach Du Fröhliche“ und zu den Festival-Plänen für 2020 durften wir die Jungs ein weiteres Mal interviewen.

Da Capo…. Alles nochmal von vorne.

Hey ihr Ochmoneks. Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für das Tough Magazine nehmt. Sogar schon zum zweiten Mal. Wie geht es euch?
Ochmoneks: Moin, es geht uns gut. Wir haben ein Wahnsinns-Jahr hinter uns und freuen uns auf alles, was da kommt.

Nachdem das Album ja bereits auf CD als auch zum Download erhältlich ist. Wie kam es zu dem Entschluss, ein halbes Jahr später nochmals eine Vinyl Version zu releasen?
Ochmoneks: Dass wir „DA CAPO“ auch als Vinyl raushauen, war von Anfang an klar. Wir haben uns dazu entscheiden, den Vinyl-Release zu entkoppeln um das Ding doppelt abzufeiern: Zwei Releases, zwei Parties. Wir feiern eben gerne.

„Da Capo“ habt ihr durch einige erfolgreiche Konzerte gefeiert. Ihr habt mit 4 Promille, JBO, ZSK, Radio Havanna und einigen mehr gespielt. Was war euer Highlight in den letzten Monaten?
Ochmoneks: Die Tour mit J.B.O. war ein Meilenstein für uns. Die Herbst-Sausen mit 4Promille, ZSK & Radio Havanna werden uns sicher auch noch ’ne Weile in Erinnerung bleiben. Wenn du uns aber nach dem Konzert des Jahres fragst, wird es eng zwischen den beiden ausverkauften Release Shows in Düsseldorf.

Neben einiger Support Geschichten habt ihr auch in einer Kirche gespielt. Erzählt etwas zu diesem Gig!
Ochmoneks: Wir haben im Rahmen des Internationalen Düsseldorfer Orgelfestivals (IDO) einen Gig mit Orgelbegleitung in der Bilker Friedenskirche gespielt. Erst haben wir dankend abgelehnt, weil wir uns nicht vorstellen konnten, dass Ochmoneks & Orgel funktionieren kann. Es hat sich dann aber herausgestellt, dass es sich echt lohnt, seine Vorurteile öfter mal zu überprüfen. Der Abend war grandios. Die eigenen Sachen mit Orgel-Begleitung zu spielen, war episch. Dabei legen wir Wert darauf, dass die Orgel kein Kircheninstrument, sondern ein Musikinstrument ist. Ein ziemlich geiles sogar.

Wenn man sich die Trackliste der Vinyl anschaut, fällt auf, das ein weiteren Song vorhanden ist. „Vollidiot des Monats“ rechnet mit leisen Tönen recht hart ab. Welche Geschichte hat dieser Song?
Ochmoneks: „Vollidiot des Monats“ ist eine Akustiknummer, die relativ spontan entstanden ist. Im Text versammeln sich diverse suspekte Gestalten. Das Textmaterial hätte auch noch für einige weitere Vollidioten gereicht. Man muss sich da nur mal umschauen. Manchmal findet man sogar einen im Spiegel. Der Song wird übrigens am Freitag, den 6.12. auch digital veröffentlicht.

Ich muss eine weitere Frage zu diesem Song stellen. Mich bewegt jede Zeile und gerade der „Vollidiot im Januar“, der an der Bar steht und was von Fremden lallt, kann man sicher in vielen Kneipen finden. Was würdet ihr solchen „Vollidioten des Monats Januar“ empfehlen?
Ochmoneks: Leider findet man gerade diese Art von Vollidioten in zu vielen Kneipen. Empfehlungen sind da natürlich schwierig. Erklär mal nem Vollidioten, dass er ein Vollidiot ist. Wichtig ist, dass man solchen Individuen konsequent die rote Karte zeigt. Dass wir bei „Kein Bock auf Nazis“ im Support sind, ist für uns eine Selbstverständlichkeit – auch wenn wir keine politischen Aktivisten sind und bevorzugt über unsere Musik definiert werden.

Ihr wart vor kurzem wieder im Studio. Diesmal bei Amadeus Sektas im Another Level Tonstudio?
Ochmoneks: Wir haben mit Amadeus den Weihnachts-Song „Ach Du Fröhliche“ aufgenommen, der schon seit Ewigkeiten in der Schublade liegt und irgendwie thematisch nicht auf’s Album gepasst hat. Jetzt ist das Ding endlich draußen und wird ab sofort jedes Jahr wieder rausgekramt.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, ein Weihnachtslied zu schreiben? Gibt es einen konkreten Hintergrund?
Ochmoneks: Weihnachten ist ja für jeden ein Thema. Entweder man liebt Weihnachten oder man hasst dieses Fest. Dazwischen gibt es wenig. Auch innerhalb der Band gibt es komplett konträre Einstellungen zum Thema Weihnachten. Wir haben all das in den Song gepackt. Wir dachten uns außerdem, dass es ne gute Idee ist, einen eigenen Weichnachts-Song zu schreiben, statt sich jedes Jahr auf’s Neue über Last Christmas aufzuregen.

Die Premiere des Songs hat im Rahmen Eurer Vinyl Release Party im Tube stattgefunden. Wie habt ihr den Abend erlebt?
Ochmoneks: Der Abend war auf jeden Fall intensiv. Es war für lange Zeit das letzte Mal, dass wir in Düsseldorf gespielt haben. Wir konnten kaum glauben, dass wir sogar Gäste hatten, die extra für die Show aus Moskau angereist sind. Das sind so Momente, die man nicht in Worte fassen kann. Wir freuen uns jetzt schon darauf, die ganzen Verrückten wiederzusehen um genau da weiterzumachen, wo wir aufgehört haben.

Ihr seid sehr Fan verbunden. Wie ist es nach den Shows mit den Leuten über die Show zu quatschen. Wie geht ihr mit positivem Feedback aber auch mit Kritik um?
Ochmoneks: Natürlich freuen wir uns mega wenn die Leute etwas mit uns und unserem Zeug anfangen können. Kritik sehen wir als Geschenk, vor allem im persönlichen Gespräch. Da nimmt sich schließlich jemand die Zeit um uns seine Meinung zu sagen.

Ihr seid sehr aktiv bei „Kein Bock auf Nazis“. Was bedeutet euch das „Flagge zeigen“?
Ochmoneks: Gegen Nazis und Extremismus zu sein ist für uns nichts anderes als gesunder Menschenverstand. Ausgrenzung hat in der Geschichte noch nie etwas Gutes bewirkt. Leider ist das vielen scheinbar nicht bewusst. Die jüngsten Wahlergebnisse nicht nur aus Thüringen sind schockierend.

Den einen oder anderen hat es gewundert, als ihr auf eurer Facebook-Seite veröffentlich habt, dass ihr mit der Goitzschen Front auf deren Festival zusammenspielt und ihr auch für die G.O.N.D. 2020 bestätigt seid. Wie geht ihr mit dieser Kritik von außen um?
Ochmoneks: Wir nehmen Kritik selbstverständlich ernst. Allerdings können wirklich keinen Grund erkennen, warum wir dort nicht spielen sollten. Deutschrock ist für uns kein Schimpfwort und wir freuen uns auf die Festivals. Bislang hat uns noch kein sachliches Argument gegen diese Auftritte erreicht.

In Deutschland wird ja hier und da recht schnell kategorisiert. Wo beginnt für euch die oft beschriebene Grauzone oder ist dieser Begriff (wie viele andere Stempel auch) schon veraltet?
Ochmoneks: Wir bilden uns gerne selber unsere Meinung und halten nichts von pauschalisierendem Schubladendenken. Wir fragen uns, ob sich jeder, der einen Kommentar zum Thema G.O.N.D. abgibt, überhaupt mal näher mit der Veranstaltung beschäftigt hat um sich eine objektive Meinung zu bilden. Wer genau entscheidet, welche Band man hören darf, mit wem man spielen darf und mit wem nicht? Um mal konkreter zu werden: Was genau haben zum Beispiel Kärbholz verbrochen? Diese Band setzt sowohl auf ihren Alben als auch bei Konzerten unmissverständliche Statements gegen Extremismus und findet glasklare Worte zu rechtspopulistischen „falschen Alternativen“. Noch vor wenigen Jahren standen Kärbholz mit Sondaschule, den Brieftauben und vielen anderen einschlägigen Punkbands auf diversen Flyern. Was ist seitdem bitte passiert? Und warum ist das heute leider eher die Ausnahme, wie etwa beim Rockharz Open Air oder auch beim Spirit Festival? Dort treffen immernoch ohne Probleme Deutschrock und Punkrock aufeinander und Bands wie Kärbholz, Toxpack und diverse Deutschrock-Bands teilen sich regelmäßig mit Punkbands wie Slime & WIZO die Bühnen. Warum ist es offenbar kein Thema, dass zum Beispiel Betontod eine G.O.N.D.-Historie haben? Bei wem genau ist das ok und bei wem nicht? Wer hat da das Regelwerk gepachtet? Und warum hat man dieses Thema nur sobald verzerrte Gitarren im Spiel sind? The BossHoss spielen nächstes Jahr auf dem Alpen Flair. Darüber regt sich keine Sau auf.

Das klingt so als wären für Euch die Grenzen zwischen Deutschrock und Punkrock fließend…
Ochmoneks: Absolut. Interessant ist auch, dass hinter vielen Bands verschiedener „Schubladen“ oft sehr ähnliche Vertriebsorganisationen, Bookingnetzwerke und so weiter stehen. Darüber wird jedoch kaum gesprochen. Man findet bei näherem Hinsehen viele Gemeinsamkeiten, die eigentlich eher verbinden als trennen sollten. Es gibt aber auch immer wieder Beispiele von Leuten, denen Schubladen egal sind. Wir machen uns frei von diesen Vorurteilen und lassen uns unsere Gigs nicht von einer Szene freigeben. Wenn das dazu führt, dass Leute bei uns abspringen, dann ist das eben so. Wer uns kennt, der weiß, wer wir sind und was wir nicht sind.

Bei Anfragen von Bands oder Festivals. Wie geht ihr da vor. Wann sagt ihr zu, wann sagt ihr ab? Was ist euch besonders wichtig, um einem Festival zuzusagen?
Ochmoneks: Wir schauen uns grundsätzlich erstmal alles an und reden mit den Veranstaltern. Es geht nichts über persönliche Gespräche. Gilt übrigens auch für Kritik.

Möchtet ihr Eure Kritikern hier etwas auf den Weg geben?
Ochmoneks: Wir möchten niemandem etwas mit auf den Weg geben. Aber wir stellen mal eine Frage. Wenn bestimmte Festivals bei einigen tatsächlich so unter Verdacht stehen, ist es dann nicht wichtig, dass auch dort eine „KEIN BOCK AUF NAZIS“ Fahne weht? Wir haben unsere jedenfalls im Gepäck. Und zwar aus tiefster Überzeugung!

Nachdem das Vinyl-Album auf dem Markt ist, wird es ja weiter gehen. Was bringt uns das Jahr 2020 mit den Ochmoneks?
Ochmoneks: Wir können leider noch nicht viel rauslassen. Nur soviel: 2020 ist unser 5 jähriges Bandjubiläum.

Was bedeuten euch die folgenden Begriffe:
Da Capo
Ochmoneks: Eine unvergessliche Zeit in den Principal-Studios und auf diversen Bühnen. Es ist verdammt geil, mit diesem Album unterwegs zu sein.

Vinyl
Ochmoneks: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Idole
Ochmoneks: Sind wichtig. Man sollte sie jedoch niemals imitieren.

Vollidiot des Jahres
Ochmoneks: Bewerbungen nehmen wir gerne entgegen.

Ochmoneks 2019
Ochmoneks: Da Capo!

Bitte entscheidet euch.
Dur Vs. Moll
Ochmoneks: Dur. Das Glas ist bei uns immer mindestens halbvoll.

Orgel Vs. Gitarre/Schlagzeug/Bass
Ochmoneks: Funktionert auch zusammen.

Szenepolizei Vs. Szene mit der Polizei
Ochmoneks: Außer ein paar Geschwindigkeits-Tickets mit unserem Bandbus können wir da nicht viel aufweisen. Sind wir jetzt langweilig?

Gin Dur Vs. Hosen Hell
Ochmoneks: Gin Dur. Eigenlob riecht in diesem Fall nach Limette. Im Ernst: Von den Hosen hätten wir eher ein Alt erwartet.

Deutschrock Vs. Punkrock
Ochmoneks: Hier sollte kein „vs.“ stehen.

Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören euch.
Ochmoneks: Wir haben zu danken und wünschen Euch ne entspannte Weihnachtszeit.

Interview von Thorsten im November 2019

Dieser Artikel wurde am: 4. Dezember 2019 veröffentlicht.

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1 Kommentar

  1. Die Ochmoneks haben es richtig erkannt. Vor einigen Jahren gab es mal eine GOND History von Betontod oder auch Broilers. Aber wenn man diese genannten Bands fragt, warum Sie es Heute nicht mehr machen, bekommt man ziemlich eindeutige Antworten

    Dann möchte ich gern wissen, auf welcher Bühne sich WIZO die Bühne mit Kärbholz teilen.
    Natürlich wird es immer Festivalkontroversen geben. Es gibt einfach Dinge, die macht man nur wegen den Fame und einen relativ schnellen Aufstieg. Genau das macht Ochmoneks.
    Nachdem man bemerkt hat, dass das Deutschrock Publikum relativ schnell auf die vorgespielte Attitüde eingeht, hat man schnell die Weichen gestellt…So kommt es einen vor.
    Aber es bleibt der Band Ochmoneks selbst überlassen, was sie spielen und wo sie spielen.
    Man gewinnt einige neue Fans dazu, einige alten werden abspringen. Aber ein Stück verbrannte Erde bleibt halt bei denen, die sich das Album gekauft haben und auch deren Konzerte besucht haben in Locations, die genau diese Deutschrock Attitüde nicht dulden.
    Fahnen im Wind drehen sich genau so

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