Nichts für schwache Nerven: Horror Schocker / Captain Berlin / Zombieman

Tough Magazine goes Comics. Hefte, Verlage, Läden, und und und. Auf jeden Fall einiges an guten Stories.

Als eines der ersten Pakete zur Bemusterung bekam ich einen Umschlag, der irgendwie etwas Mysteriöses an sich hatte. Nicht weiß – sondern eher grau.
Fest verklebt und ich bildete mir ein, dass der Postmann mich anlächelte, da er den Stempel auf dem Umschlag entdeckt hatte.
Ein „W C“ Stempel. War es ein böses Lächeln? Irgendwie war mir da mulmig in der Magengegend.
Das Ganze hatte in etwa den Charme eines TV – Horror Schocker – Formats … Freitags nachts, um 23:30.

Würde der Postmann gleich zum blutrünstigen Monster, der mich mitsamt seiner Mitfahrerin entführen und mit mir geheime Experimente machen würde?
Und wo sollen diese Experimente stattfinden?
Da ich kein Captain der Gesellschaft bin, sicher nicht in Berlin vor dem Bundestag!
Aber nein doch!
Eher in irgendeinem Keller mit irgendwelchen kranken Genexperimenten und Horrorschockern bis ich zum lebenden Zombiemann mutiere?
Das schon eher“, dachte ich mir, als schließlich der Postbote laut lachend mit einem „Viel Spaß damit“ davonfuhr.
Und hier stand ich nun (und konnte nicht anders) mit meinem Paket mit dem „W C“ Stempel.

Nicht weiß – sondern eher grau.
Im Gegensatz zu dem Inhalt!
Nicht schwarz/weiß – sondern eher bunt.

Und so öffnete ich, mit einer gewissen Vorfreude, das Paket, um die neusten Comics des Weissblech Verlags vor mir auszubreiten und dann, mit den Dämonen auf meinen Schultern, auszudiskutieren, mit welchem ich denn beginnen sollte.
Vor mir lagen „Zombiemann #3“, „Captain Berlin #10“ und zwei Folgen der „Horror Schocker“ (#53 und #56).

Das Schöne am Weissblech Verlag ist die kultige Art der Herangehensweise an die dort veröffentlichten Geschichten. Da steckt ein Gesamtkonzept dahinter, denn vom Aufbau der Comics, Farben, Layout erinnert vieles an die alten (70er Jahre), wöchentlichen Comics über Cowboys und Indianer, Detektivgeschichten, Abenteuer wie Perry Rhodan oder auch die Gruselgeschichten, die in regelmäßigen Abständen erschienen und erscheinen.

Die Weissblech Comics führen diese Tradition der wiedererkennbaren Hefte fort und präsentieren zudem (nicht immer jugendfreie) hammerharte Stories.
Unverkennbar ihre Helden und ihre Stories: Muskelberge wie in He-Man, Oberweiten wie in Porno-Filmen und Geschichten, die zum Teil Freddy Krüger das Fürchten lehren.
All das versammelt in preisgünstig zu erwerbenden Comics, die man gerne in die Hand nimmt, um darin zu blättern, darüber zu schmunzeln oder die Geschichten ein weiteres Mal zu lesen.
So stand ich nun vor den vier Heften und muss gestehen, dass die Vorfreude doch enorm war.
Ich entschloss mich, mit Captain Berlin zu loszulegen.
Wahrscheinlich, weil ich kurz an den Postmann, der sicher auch gerne seine Mütze gegen das Captain Kostüm ausgetauscht hätte, denken musste.

Captain Berlin #10
Das bereits zehnte Abenteuer des von Jörg Buttgereit ins Leben gerufenen Captain Berlin entführt diesen in ein außerirdisches Abenteuer, in dem er es (zum Jubiläum) mit niemand geringerem als Space-Hitler zu tun bekommt.
Als sich der Captain nichtsahnend an einer Curry-Bude einen Imbiss zu sich nehmen will, wird dieser von eben jenem Bösewicht entführt. Ziel dieser Entführung ist natürlich Eroberung, Macht aber auch die Bündelung von Superkräften, um die Galaxie zu erobern.
Nichts neues also – aber super witzig umgesetzt.
Ob Space Hitler letztendlich besiegt wird, das verrate ich nicht, aber vielleicht bringt euch der Hinweis Amazone ja weiter (Nein, die liefert keine Pakete aus. Wäre ja noch schöner, wenn es klingelt und Eva X bringt die Pakete). Auch die kurze Pause auf Seite 21 ist nett überbrückt und mit einem Poster von Captain Berlin hinterlegt. Ich könnte euch hier an dieser Stelle noch den ein oder anderen Spoiler liefern, aber er würde wohl nur Appetit auf Captain Berlin machen. Zum Beispiel ist die Bedeutung von „Qualis artifex pereo“ etwas, was nicht unbedingt verraten werden sollte.
Was ich hier anmerken möchte, ist dass Captain Berlin ein durchweg großer Spaß ist.
Ein irres Lesevergnügen, in 35 Seiten abgearbeitet, und neben dem Comic auch noch Hinweise, Leserbriefe und vieles mehr.
Schön an dieser Geschichte ist, neben vielen Lachern, einige Details wie die zwei Damen vom Grill (nein, ich habe mich nicht verzählt), die einen prominenten Gast bewirten.
Ein sehr unterhaltsamer Start war das in meinen Weissblech Nachmittag.

Darf es jetzt etwas Grusel?“ sein, dachte ich mir, als sich dann die Horrorschocker #53 und #56 durchlas. Die Texte, die Zeichnungen und die Farben sind zum Teil von Levin Kurio aber auch von Guido Kühn, Sebastian de Andrade („Der Tank“ in Horrorschocker #53) sowie Falko Kutz und Annette Schulze-Krämer („Der Werwolf van Bennane Head“ in Horrorschocker #56)
Im Horrorschocker #56 werden wir mit unseren ureigensten Ängsten konfrontiert – den Reptilien. Fiese Fiescher beschließen (oder müsste man es jetzt „befiesen“ nennen?) fiese fintenreiche Feinheiten, um Herrscher der Welt zu werden. Doch sie haben die Rechnung ohne den Wirt, oder besser die Wirtin, gemacht. Mit einem Gedanken an Star Wars stellen sie sich ihren Feinden und einem erbitterten Kampf, bei dem es nur einen Sieger geben kann. Sicher? Lasst euch überraschen.
Ja, nach dem Comic muss ich so fies sein.
In der zweiten Geschichte wird es etwas kälter, denn es geht in eine Gruft.
Auch hier erzeugt die Geschichte Spannung sowie ein wenig Gänsehaut und man merkt nicht, wie schnell die Zeit vergangen ist.
Ganz guter Horror im Horrorschocker #56.
Die Horrorschocker #53 beschäftigen sich mit einem Geisterschiff und auch wieder Skeletten, die ihre Geisterstunde vollends auskosten. Und wenn wir uns am Schluss fragen, warum wir darüber nichts in den Nachrichten darüber gehört haben, bekommen wir dies als (beinahe glaubhafte) Antwort dargestellt.
Etwas anders von der Aufmachung her sind die Geschichten „Der Tank“, die im Jahr 1918 mitten im Krieg spielt sowie die „Hexe vom Vambret Moor“, die ins Jahr 1565 zurück geht. Ich hatte mir das Ende dieser Geschichte nach relativ schnell gedacht aber musste grinsen, als ich die letzten Sätze las und verstand, was aus den Hauptfiguren wurde.
Der ein oder andere Schocker im Horrorschocker #53.
Auch die Horrorschocker sorgen für kurzweiliges Lesevergnügen und der Weissblech Verlag hat einige davon auf Lager.

Noch nicht ganz so viele Ausgaben sind bisher von dem Zombieman erschienen.
In Ausgabe #3 kämpft der von Levin Kurio ins Leben (ähh oder auf ein Blatt Papier) gerufene Superheld gegen „Killer im Mutantenkeller“.
Der Ewigstudent Martin Morbus alias Zombieman ist in den Horrorkellern des Monyer-Konzerns gefangen und kämpft dort, in geheimen Abteilungen, gegen Mutanten, die der Öffentlichkeit verborgen bleiben.
Natürlich besiegt er einige Mutanten bis er dann an Objekt 738 (als weibliche Gefangene) gelangt.
Und wie man es sich denken kann, ist es auch für den Superhelden nicht ganz einfach, das weibliche Geschlecht zu verstehen.
Man möge es ihm verdenken.
Die Story mündet in einem Mutantenaufstand und einen Ausblick, dass es in Zombieman #4 einen Showdown zu begutachten gibt.
Ach Mensch, dass ist ein richtiger Cliffhanger.
Hängen lassen wird uns der gute Levin aber sicher nicht.
Bis Zombieman #4 erscheint, dauert es sicher noch etwas aber bis dahin kann man ja die ersten drei Abenteuer des lebenden toten Superhelden aufs Neue genießen.

Oder einfach bei Weissblech durch den Katalog blättern.

Für mich punktet der Zombieman noch etwas mehr als die Horrorschocker und schlägt sich zum Unentschieden mit Captain Berlin.
Wer von den beiden das Oberwasser behält kann ich bei weiterem Genuss vielleicht irgendwann beantworten.
Ich bin sicher, auch ihr werdet mit diesen sowie auch weiteren Superhelden aus dem Weissblech Verlag eure Freude haben und eure Favoriten finden.
Oder habt ihr es etwa schon?
Wenn ja: Welche sind eure?
Teilt uns das gerne in den Kommentaren mit.

Was ich mir wünsche: Weitere so irre Comics und vielleicht mal eine Story über den Post-Man ?
Ich freue mich auf das nächste Weissbech-Paket und bin sicher, dass auch Helden wie in „Welten des Schreckens“, „Doris Daydream“, „Kala“ oder auch „Kranke Comics“ punkten.

Vom Tough Magazine aus ein großes Dankeschön an Levin Kurio. Weissblech Sachen (auch Abos und Pakete) gibt es unter: weissblechcomics.com

Oder auch im Comic-Laden eures Vertrauens.

Danke hier an den Bonner COMIC Laden GmbH.

Dieser Artikel wurde am: 10. Juni 2020 veröffentlicht.
Autor: Thorsten

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