Nach einer starken 4 Track EP (Seething) im Jahr 2020 legen die Leipziger Jungs von Wisent nun nach und veröffentlichten im Dezember 2023 ihren ersten vollwertigen Longplayer. Dabei bestreitet das Quartett, bestehend aus dem irischen Sänger Stephen Lyons, Bassist Morris Duff, Gitarrist Mathias Bauer und dem Drummer Oliver Ruß einen für ein Debüt besonderen, eher unüblichen Weg. „The Acceptance The Sorrow“, so der Name des Post-Hardcore Schwergewichts, ist als Konzeptalbum ausgelegt.
Wie es der Titel der Platte schon vermuten lässt, handelt es sich bei „The Acceptance“ um die erste hoffungsvollere und akzeptierende Seite, wo hingegen „The Sorrow“ sich mit Verlusten, Trauerbewältigung und Leid der Menschheit befasst.
Um das Szenario dieser beiden Gefühlswelten möglichst authentisch und perfekt einzufangen wurden beide Seiten jeweils einzeln in unterschiedlichen Sessions aufgenommen und abgemischt. So soll dem Hörer ein anderes Gefühl bzw. jeweils eine andere Perspektive eröffnet werden.
Bereits im Opener „Lullaby To The Lost“ entfaltet sich das volle Hardcore Brett mit einer breiten Palette an genre-typischen Stilelementen. Im Mid-Tempo mit breiten Gitarrenwände und wuchtigen, rauen Shouts des Sängers Stephen werden den Gefühlen freier Lauf gelassen und sich die Seele so richtig aus dem Leib gekotzt.
„Keep your head up and don’t look back“, so könnte man die Quintessenz von „Scars that Remain“ beschreiben, eine unglaublich intensive Nummer, was schon im Gitarren-dominierenden Intro sehr stark zur Geltung kommt.
Im Gegensatz zu den vorherigen Tracks eröffnet „Martyr“ mit sphärischen, akustischen Klängen, welche aber schnell in härtere Gefilde wechseln. Die eingestreuten Breaks und der mehrstimmige Gesang bilden einen stimmigen Gegensatz zum rohen, dominierenden Gesang des Frontmanns.
Der leidenden 2. Teil „Sorrow“ wird mit „Whitered Away“ eingeschlagen. Das Grundkonzept des vorherigen Teils ist im Wesentlichen beibehalten worden, lediglich ein paar eingestreute Streicher Klänge sind zu vernehmen, weitere große Unterschiede im Sound kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht erkennen, sollte das Konzept der verschiedenen Aufnahmesessions doch nicht aufgehen?
Die nachfolgenden Tracks kommen gewohnt wuchtig um die Ecke, mit epischer Trompete im Mittelteil von „Alone in The Nothingness“ oder dem weitestgehend unverzerrten „The Last Scavenger“ wurde dann doch noch für die ein oder andere Überraschung gesorgt, immerhin handelt es sich ja doch noch um ein Hardcore-Album.
Fazit:
Dieses wuchtige, stimmgewaltige Debüt ist ein recht harter Brocken und den muss man erstmal sacken lassen. Hier werden sämtliche Abgründe und Emotionen wie Hass, Wut und Aggression aber auch pure Hilflosigkeit angegangen und allem dem Kampf angesagt. Mal melancholisch schwer und drückend, dann eher hoffnungsvoll klingend, um im nächsten Moment wieder in pure Verzweiflung zu schwenken, beim Hören der Platte erlebt man wahrlich eine Berg- und Talfahrt der Gefühle. Wisent haben hier eine starke Platte geschaffen, die ich jedem Hardcore Fan wärmstens empfehlen kann.
Review von Florian Goergen.
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