Die Zwiespältigkeit trägt Snake Tongue bereits im Namen: Wie eine geschlitzte Schlangenzunge prägen sich im Sound der Schweden deutliche Hardcore-Elemente aus, die unvermittelt durch klassische Metal-Parts angereichert und verfeinert werden. Mit Überschalltempo jagt die Band durch die ersten vier Songs, nur um mit „Lashes“ vollkommen vom Gas zu gehen; die Leadgitarre prallt an der massiven Soundwand der Rhytmussektion ab. Auch der Gesang ist deutlich klarer, als hätte der mischer einen Schalter umgelegt: vom rotzigen DIY-Sound zu fett produzierten Metalbrettern. Snake Tongue kauft man beides ab.
In den neun Songs ihrer ersten LP reiht sich Moshhymne („Ghost Dance“) an wilde Gitarrenhatz („Raptor’s Breath“). In „Post Mortem Spasms“ illustrieren aggressive Rhythmik und abrupt abbrechender Sound beklemmend einen eindeutig verlorenen Todeskampf und in „The Narcissist“ mischen die Schweden sogar orientalische Klänge in die unglaublich dichte Stilvielfalt aus Hardcore, Punk und Math-Metal.
Voll von Bezügen ist auch das Artwork zu „Raptor’s Breath“: in einem vollbesetzten Boot, bezeichnenderweise in Form eines überdimensionalen Sarges, steuert eine geisterhafte Mannschaft auf das helle Licht zu, mit Spaten als Ruder. Dem Ertrinkenden bleibt also nur die Wahl zwischen dem Tod in den dunklen Wogen oder den „rettenden“ Händen der bleichen Totenschädeln.
Review von Michaela
Snake Tongue – Altar (Lyric Video)
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