Hier ist es nun, das fehlende Puzzleteil, dass das aus zwei EP’s bestehende Projekt des Duos Radiant Knife komplettiert. Konnte „The Body“ schon begeistern, wird dem Körper nun in Form von „The Ghost“ eine Seele und Leben eingehaucht. Wie schon im Vorgänger zeigen die beiden Künstler aus Lafayette, Louisiana ihr Geschick für komplexe Songstrukturen und eine geschickt platzierte Instrumentierung. Unterscheiden sich die Stile von „The Ghost“ und „The Body“ doch wesentlich, erzeugen beide jedoch eine unglaubliche musikalische Atmosphäre und Tiefgang.
Die unterschiedliche musikalische Ausrichtung zeigt sich sogleich im ersten Track „The Grand Decay“. Wurde im Opener der Vorgänger EP ordentlich Dampf in Form von wuchtigen Gitarrenwänden verbreitet, geht es hier mit akustischen Strumming-Pattern bzw. leicht angezerrten Gitarren weniger brachial voran. Ein fast schon weicher Gesang rundet diese verträumte Nummer ab, zumindest von einem musikalischen Verfall kann hier keine Rede sein.
Träumende Gefühle und verklärter emotionaler Gesang treffen auf verzerrte Gitarren und groovende Drums, so kann der musikalische Gegensatz in „True Believers“ beschrieben werden. Für mich nicht ganz so stark wie der Opener, jedoch zeigen Radiant Knife auch hier ihr Potential für hymnische Nummern.
Mit einer Gesamtspielzeit von mehr als 8 Minuten folgt „Dark Horizon“, der für mich am besten ausgefeilten Song auf dem Album. Die Detailverliebtheit in diesem Stück ist beachtlich, mal ein verzerrtes Gitarrenriff, mal Synthieklänge, dann der Wechsel in ruhige akustische Passagen und das alles um ein den Song vorantreibendes Hauptthema herum arrangiert. Auch nach mehrmaligem Hören kommen immer neue Details ans Licht, hier kommt auch nach mehrfachem Hören keine Langeweile auf.
Zurück zu den Wurzeln geht’s im abschließenden Track „The Light Born From Dark“. Hier finden sich die typischen Doom-Elemente, die markant für „The Body“ sind, d.h. schwere drückende Gitarrenriffs, sphärischer Gesang und ein melodiöses Gitarrensolo, das den Höhepunkt und auch gleichzeitig den Schluss dieser großartigen Platte einläutet.
Fazit: Mit einer Gesamtspielzeit von 35 Minuten, verteilt auf 6 Songs, ist „The Ghost“ die in der Spielzeit längere, und für mich auch eindeutig die Zugänglichere der beiden EP’s. Natürlich ist es schwierig beide Platten, aufgrund ihrer doch unterschiedlichen Stile, direkt miteinander zu vergleichen, aber genau das stellt ja das Konzept der beiden Alben dar. „The Body“ bildet das starke Grundgerüst, „The Ghost“ stellt die verträumte, teils auch sensibel klingende Seele dar.
Auch wenn ich mich schon als Freund wuchtiger und härter klingenden Gitarren bezeichnen würde, war mir das Klangbild auf „The Body“ manchmal zu eintönig und schwer zugänglich. Das macht „The Ghost“ an vielen Stellen deutlich besser, auch wenn die Komplexität der Songs sich auf dem gleichen Level bewegt, wie sie es bereits im Vorgänger getan haben.
Ich empfehle ganz klar ein mehrfaches Hören beider EP’s, erst dann kommt die Detail-verliebtheit, mit der die Stücke ausgeschmückt wurden, voll zur Geltung.
Review von Florian G.
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