Easy Listening mal anders…
Junge, Junge was wird mir denn da für ein musikalisches Ensemble um die Ohren gehauen? Eins kann man schonmal direkt vorabnehmen, Liebhaber massentauglicher Radio-Pop Sounds oder seichter 08/15 Standardkompositionen, wie wir sie nur allzu oft in den Charts finden, werden dieser Platte wahrscheinlich null Chancen geben. Man muss sich schon mit dem Sound, der irgendwo zwischen Funk, Progressive-Rock mit psychedelischen Elementen aber auch New Wave oder Alternative Rock angesiedelt ist, beschäftigen, damit dieser seine volle Wirkung erzielen kann.
Dann kann man allerding vor dem was das österreichische Trio von Mother‘s Cake mit ihrem fünften Album „Cyberfunk!“ raushauen nur den Hut ziehen und staunen. Haben sich die Jungs mit ihren vorherigen Alben und ihren Live-Shows in der Szene schon einen Namen gemacht, wollten sie nun, laut eigener Aussage, diesen Sound in ihren neusten Aufnahmen bündeln. Ergebnis: Das ganze Album wurde nur innerhalb von drei Tagen eingespielt.
„Tapedeck“, wie der Name es schon vermuten lässt, startet mit einem dumpfen, nach ausgeleierter Kassette klingendem Ton, und einer Melodie, die nahtlos in das folgende „Toxic Brothers“ übergeht. Eine groovende Rock-Granate mit einem echt coolen Riff, die einfach Spaß beim Hören macht.
„Crystals in the Sky“, eine Nummer bei der ich leichte Nuancen von Led Zeppelin erkennen kann, startet zunächst eher tragend und gediegen, nur um dann ab Minute 3 mit einem fuzzy und stark mit Flanger garniert klingenden Gitarrensolo die Nummer ordentlich nach vorne zu treiben. Zum Ausklang des Songs bedient man sich psychedelischer Klangelemente. Eine gewagte Mixtur, die aber ordentlich zündet.
Tracks wie „Love your Smell“ erinnern stark an frühe 60er Flower-Power Nummern, gemixt mit einem Hauch von Bob Marley. Lyrics wie „Everything’s Gonna Be Alright“ wurden schließlich auf von diesem schon besungen.
Ein stark nach The Doors klingendes E-Piano eröffnet den Track „Supernova“. Sphärische Klänge in Kombination mit reduzierten Gesangspassagen bzw. Bruchstücken bilden das Soundgerüst dieser Nummer. Warum ich beim Hören an eine Raumsonde denken muss, die um meinen Kopf schwirrt, versteht man spätestens dann, wenn man den Song selbst gehört hat.
Den Abschluss bildet ein mit Reggae Elemente gewürztes „Desire“. Ein würdiger Abschluss für ein unglaublich vielfältiges Album.
Fazit: Was Mother’s Cake hier an Inspiration und Vielfältigkeit auf einen Tonträger gepackt haben, muss man einfach selbst gehört haben. Ich gebe zu, dieser Mix aus unterschiedlichen Stilen und das kein Song dem anderen gleicht, macht das erste Hören vielleicht etwas anstrengend und lässt das Album sperrig wirken. Lässt man sich aber auf das Experiment ein, erlebt man ein echtes Klangwunder, das immer wieder Raum für neue Entdeckungen lässt…
Review von Florian G.
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