Massendefekt – Zurück ins Licht

Junge, wie die Zeit vergeht. Fast 20 Jahre sind mittlerweile ins Land gezogen, seit die einstigen Ziehsöhne von Ex-Toten Hosen Drummer Wolfgang „Wölli“ Rohde die Band Massendefekt ins Leben gerufen haben.

Diese Gelegenheit lassen sich die Jungs aus Meerbusch natürlich nicht nehmen und veröffentlichen pünktlich zum bevorstehenden Band-Jubiläum ihren neusten Longplayer „Zurück ins Licht“. Neben 12 Songs mit einer Gesamtspielzeit von etwa 38 Minuten bringt dieses Album gleich noch eine weitere Neuerung mit sich, ist es doch die erste Studioaufnahme, auf der ihr neuer Gitarrist Nico zu hören ist.

Mit „Schiffbruch“, auch gleichzeitig eine der bisherigen Singleauskopplungen, wird direkt im ersten Track klar Stellung bezogen gegen rechtes Gedankengut in der Gesellschaft. Das Ganze verpackt in den für Massendefekt typischen Sound aus treibenden Drums und wuchtigen Gitarren, so kann es für meinen Geschmack weiter gehen. Das Ding wird garantiert eine sichere Bank auf der Setlist für die hoffentlich bald kommenden Live-Shows.

Rockig weiter geht’s mit „Tun was ich will“, ein Aufruf sein eigenes Ding durchzuziehen und sich von keinen anderen verbiegen zu lassen. Überraschend ist ein eingestreuter instrumentaler Break, getragen von Mikes groovendem Bass, bevor es dann wieder gewohnt mit vollem Brett in Refrain und Strophe geht.

Eine weitere Singleauskopplung folgt mit „Autopiloten“. Wie bereits bei den vorherigen Nummern bewegt man sich auch hier soundtechnisch auf gewohnten Pfaden. Ein cooles melodiöses Gitarrenintro zum Einstieg, dazu ein kleines aber feines Solo im Mittelteil, meiner Meinung nach was Songwriting und Gitarrenriffs angeht, eine der stärksten Songs auf der gesamten Platte.

„Freunde, dachte ich“, eine Nummer über eine mögliche Freundschaft zum Alkohol? „Wir haben uns kennengelernt in den Gläsern der Welt…“, solche Lyriks lassen diese Deutung gewissermaßen zu, geben aber auch Spielraum für mögliche andere Interpretationen… Musikalisch nimmt diese Nummer mich nicht mehr ganz mit, kommt sie doch gänzlich ohne wirkliche Highlights daher. Schade eigentlich nach den doch so vielversprechenden bisherigen Eindrücken.

Eine witzige Hommage an frühere Partyzeiten kommt mit „Neelassma“ um die Ecke. Mit einer ordentlichen Prise Humor werden mit Zeilen wie „Lass mal saufen gehen, lass mal in die Stadt gehen (…) lass mal steil gehen, lass mal richtig abspacken“ die guten alten früheren Zeiten aufleben gelassen. Die eingestreuten Synthie-Klänge als Kontrast zur Gesangsmelodie im Mittelteil könnte man als gewisse Experimentierfreudigkeit auffassen, ob es Gefallen findet, sollte jeder für sich selbst entscheiden.

Der Schlussakkord des Albums wird in „Vergiss nicht“ gespielt. Sentimentale Gedanken über Verluste und Verletzlichkeit bilden die Kernaussage des Songs. Verpackt in ein rockiges Songgerüst geht die Nummer als guter Abschluss durch, kann man so machen.

Fazit: Mit „Zurück ins Licht“ liefern Massendefekt ein ordentlich produziertes Album ab, welches Fans des Vorgängers „Pazifik“ sicher nicht enttäuschen wird. Die dort eingeschlagenen Pfade werden konsequent weitergeführt bzw. durch eingestreute Rap-Parts oder elektronische Elemente erweitert. Für mich ist die Platte allerdings nicht ganz der erhoffte große Wurf. Mit Ausnahme der angesprochenen Single-Auskopplungen wirkt es für mich an machen Stellen einfach zu poppig und vorhersehbar. „Ich scheiß auf Punkrock, ich mach das nicht mehr mit…“ wurde für meinen Eindruck an vielen Stellen leider zu wörtlich genommen.
Insbesondere in der Gitarrenarbeit ist Luft nach oben. Diese drücken zwar ordentlich, jedoch mit zu wenigen markanten Riffs, die zu einem Wiedererkennungswert eines Songs beitragen. Sollte der Weggang des alten Gitarristen Claus sich etwa doch bemerkbar machen?

Review von Florian G.

Dieser Artikel wurde am: 25. November 2020 veröffentlicht.

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