Es trug sich zu an einem Sonntagnachmittag im November…
Das Wetter ist mies, die vierte (Corona)-Welle ist voll im Gange und beginnt das öffentliche Leben erneut lahm zu legen.
Also doch eine gute Gelegenheit, um einfach mal wieder neue Musik zu hören, der schlechten Laune keine Chance geben und gepflegt durch den Nachmittag zu rocken.
So landete das Debüt der Schleswig-Holsteiner Band Human Eating Monster in meinem Player. Das Duo ist unter diesem Namen seit 2016 aktiv, im Jahr 2020 wurde die erste EP „Pied Piper“ veröffentlicht. Nun erfüllte sich die Band mit „Asymmetrie“ den, laut eigner Aussage, größten Wunsch, eine Scheibe mit über 60 Minuten Spielzeit zu veröffentlichen.
60 Minuten und 56 Sekunden sind es exakt geworden, um es auf den Punkt zu bringen. Das Ganze wurde verteilt auf 13 Songs.
Nun aber zur Scheibe selbst: Die Songs sind überwiegend im gemäßigten Mid-Tempo-Sektor anzusiedeln, der Sound klingt eher düster, was an den tiefen Bass-Lines und den dominierenden Drums liegt. Der Gesang, wenn man davon überhaupt sprechen kann, oftmals handelt es sich eher um einen Sprechgesang als um eine Gesangsmelodie, kommt für meinen Geschmack zu minimalistisch um die Ecke, da wäre auf jeden Fall Luft nach oben.
Zum Songwriting selbst muss ich sagen, dass auch das für mich teilweise zu unausgegoren daherkommt, teilweise wird ein einziges Riff auf über 3 Minuten Songlänge gezogen, gut zu hören in den Tracks „The Sting“ oder auch „27315“. Was bei anderen Bands in Sachen Minimalismus funktioniert, hat mich hier nicht überzeugt, da fehlt einfach der letzte Schliff.
Auch die Instrumentale „Little Boy“ oder „Fat Man“ sind für mich ein wirrer Klangteppich, wo ich nicht so richtig höre, wo die Reise hingehen soll. Da stell ich mir fast die Frage, ob die Nummern Lückenfüller sind, um auf die angesprochenen 60 Minuten zu kommen? Vielleicht erschließt sich mir auch einfach das Konzept dahinter noch nicht so ganz.
Lichtblicke für meinen Geschmack auf dem Album sind die Tracks „Procession of Ghosts“ und „Human Eating Monster“ Ersterer beginnt mit einem schönen Akustik-Intro und einem echten Gesang, das Tempo wird nach und nach angezogen, hier und da wird ein kleiner Break eingelegt und der Song so in eine neue Richtung bewegt. So machen auch die vollen 9 Minuten Spielzeit keine Langeweile. Auch „Human Eating Monster“ bedient sich gleicher Zutaten: einem getragenen, fast schon mystisch klingenden, langsamen Intro, bevor ab Minute 2 ordentlich Gas gegeben wird und schon ein fast Thrash-Metal artiges Riffing dargeboten wird. Natürlich darf dann auch das obligatorische Gitarren-Solo nicht fehlen, was mit schönen Unisono-Bends und geschmackvollen Legato-Läufen ordentlich Laune macht. Insgesamt eine coole Nummer, und mit einer Spielzeit von 6 Minuten auch im eher längeren Segment zu finden. Vielleicht liegen den Beiden solche Songs einfach besser?
Fazit: Naja, mit dem erhofften Abrocken hat es leider nicht ganz geklappt, dafür war mir das überwiegend gemäßigte Tempo dann doch zu behäbig und schwerfällig.
Für ein Debüt zwar eine ordentliche Scheibe, die aber, was das Songwriting angeht, doch noch Schwächen aufzeigt. Natürlich ist alles Geschmacksache und sicherlich werden auch viele Musikkenner hier eine wahre Freude dran finden. Meins war es nicht so ganz, trotzdem werde ich die Jungs weiter im Auge behalten, vielleicht überraschen sie mich ja doch auf dem nächsten Album. Potential ist auf jeden Fall vorhanden.
Review von Florian G.
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