Hat sich schon mal jemand gefragt, wie sich The Dillanger Escape Plan anhören würden, wenn sie ein komplettes Konzert auf Speed geben? Nein? Ich auch nicht. Das ist etwas, dass niemand braucht weil es musikalisch total neben der Spur wäre. Aber gehen wir möglichst unvoreingenommen an die neue Scheibe der dänischen Noise Metaller Hiraki heran, die ihren Release im Mai 2017 bei Enough Said Music feierte. Das sieben Songs umfassende Album läuft über niedliche 20 Minuten und bietet genau das, was das Genre, dem es zugrunde liegt, vorgibt: Noise (engl.: Krach, Lärm).
Bereits der Opener „The Idealist“ macht sich frei von allem, was auch nur im Entferntesten mit Melodie und Rhythmus zu tun haben könnte. Spielten die Instrumente jeweils etwas völlig anderes, das Resultat bliebe dasselbe: Eine wilde Mischung aus allem, was gerade zur Verfügung stand.
„Soft Tusk“, das mit einigen elektronischen Komponenten ausgeschmückt wurde, kann immerhin mit einer groben Struktur punkten, die über wohl betonte 10000 Ecken mit ihrem Sprechgesang an Rage Against The Machine erinnert. „Dk2020“ ist, bei einem Album dieser Länge, tatsächlich ein Filler mit wildem Getrommel und einem künstlichen Scream zum Abschluss.. Uff.
Mit „Vision Skin“ verhält es sich ähnlich wie mit „Soft Tusk“, wobei der Song unvorhersehbar die Marschrichtung ändert. Tempo und Aufbau des Tracks springen in unregelmäßigen Abständen von himmelhochjauchzend zu todesbetrübt. Hier kann man mit einer Menge Fantasie von Math Metal sprechen, wobei es dem Korpus des Liedes dafür deutlich an technischer Finesse mangelt.
„Brusque“ kann als erster Song des Silberlings tatsächlich im Eingang mit rhythmischen Drums aufwarten, wenngleich die Lyrics gerne mal unpassend nebenher plätschern. Die Gitarrenparts der letzten Minute klingen, als habe man einem Laien eine E-Klampfe in die Hand gedrückt und ihm geboten, um sein Leben darauf herumzuschrammeln.
Damit nicht zu viel Zeit für Qualität übrig bleibt, entschied man sich wohl bei „Exmodem“ für einen knackig, kurzen Song zum Einheizen. Und nein, wenn andere Bands so etwas in einem Ein- bis Zweiminüter realisieren, sprechen wir bei Hiraki von sage und schreibe 30 Sekunden. Abzüglich zehn Sekunden finish.
Man tendiert zu Erleichterung, wenn man endlich beim letzten Track „Metacoma“ angekommen ist. Beinahe komatös sind die Gehörgänge und Nerven nun wirklich strapaziert und glücklicherweise ist der Sound hier erneut auf Sparflamme ausgeschmückt, was den vollständigen Nervenzusammenbruch des Konsumenten gerade noch zu verhindern vermag.
Fazit: Wenn es das Ziel dieses Pseudo- Newschool- Albums war, eine gehaltlose Mixtur aus talentfreien Musikfetzten wild und ohne musisches Gefühl zusammenzuwürfeln, dann hat es dieses absolut erreicht! Unklar bleiben die Zielgruppe und der Produktionsgrund, denn selbst wenn man die sieben Euro für dieses Album geschenkt bekäme, wäre dies nicht genug. Abschließend bleibt außerdem die Frage, frei nach dem Slogan einer weltweit erfolgreichen Hähnchen- Filiale: Ist das noch Musik?
Review von Lucas
Hiraki – Soft Tusk
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