Braucht man das “Handy”?
Die meisten Menschen unserer Gesellschaft werden diese Frage sicher mit „ja “ beantworten. Offensiv oder auch still und heimlich in sich hinein werden sie sich zugestehen, dass man ohne das Handy heute ziemlich verloren ist.
Und wenn das Handy nun schon vor 100 Jahren existiert hätte, dann würden Gemälde (oder Fotos im Retrolook) aus der damaligen zeit sicher so aussehen wie die Cover der Singels von Henning Hans, der uns mit „Ich hatte mein Handy hätte man mich gebraucht“ ein Debüt abliefert, das uns zehn Singer/Songwriter Songs in 35 Minuten Spielzeit auf digitalem Format präsentiert.
Die Songs erinnern an Kettcar, Tomte, Tocotronic, Element of Crime und überzeugen uns mit Geschichten aus dem Leben. Sicher kann sich jeder der Hörer in vielen dieser Texte wiederfinden und das macht die Veröffentlichung auch so interessant.
Poppige Songs, die hier und da mit Elektrogitarre veredelt sind und allesamt gut ins Ohr gehen.
Auch wenn ich die Melodien allesamt gut finde, fehlt mir etwas der Abwechslungsreichtum. Was mir aber gefällt sind die Geschichten, die praktisch wie kurze Erzählungen rüber kommen und nie platt oder aufgesetzt wirken.
In „Seit du weg bist“ gefällt mir von dem lockeren Gesang und der Lobgesang auf die Wohnung der Ex, die doch deutlich mehr vermisst wird als die Ex-Freundin selbst. Schön und regt zum Schmunzeln an.
Hier und da gibt es auch Songs, die sich dem Hörer eher schwerer offenbaren. Das „Ode an die Freude“ ist ein solch gewagtes Stück und der bekannte Refrain ist hier natürlich gut. Man kann mitsingen und fragt sich währenddessen, wie deprimierender denn die Freude hier vorgetragen wird. Ist das etwa die „Europäische Kraft“, die dies veranlasst hat?
Manche Stücke wir „Stacheln“ gefallen mir weniger aber ich denke, diese entfalten nach und nach ihre Wirkung. So geht es mir doch bei jedem Hören so, dass ich die ein oder andere Stelle neu entdecke.
Ich werde die Songs noch öfters hören und bin froh, neue Songs genießen zu dürfen, die Ruhe ausstrahlen und denen man wie bei einem guten Hörbuch einfach zuhören will.
Ein schwierigeres Album, dem man aber Zeit geben sollte.
Es gibt sicher die ein oder andere Perle, die nur langsam an die Oberfläche kommt.
Aber sie funkelt unter der Oberfläche der Handyhülle.
Viel Spaß beim Entdecken.
Review von Thorsten
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