Dass deutscher Thrash ordentlich was auf dem Kasten hat, ist seit Sodom, Tankard und Kreator definitiv nicht von der Hand zu weisen. Doch im Fahrwasser der alteingesessenen Szenegrößen des Prügelmetal finden sich regelmäßig Austern mit überaus dicken Perlen. Eine davon, direkt aus dem Herzen Hessens, hat sich, nicht nur dem Namen nach (der einer Ikone des Genres gewidmet ist), voll und ganz den hämmernden Powerchords verschrieben: Bühne frei für Face Down Hero, die mit ihrem nunmehr sechsten Studioalbum „False Evidence Appearing Real“ durchaus an der Thrash-Tafelrunde mitmischen können.
Raus ging die Scheibe bereits Ende vergangenen Aprils unter der Flagge von Yonah Records und hat seitdem zumeist sehr positives Feedback einfahren können, was für die 2004 gegründete Band nicht sonderlich neu anmutet. Der Albumtitel geht zurück auf ein altbekanntes, englisches Akronym: F(alse) E(vidence) A(ppearing) R(eal), welches, gepaart mit dem Propaganda-Style- Layout, auf einen politischen Schwerpunkt im Songwriting schließen lassen könnte. Die Jungs um Christian „Kali“ Naumann haben sich aber nicht in eine Richtung festlegen wollen und bedienen stattdessen eine große Bandbreite an Inhalten in den Lyrics.
Der Opener „Fractured Nation“ eröffnet den Silberling schleichend mit einem hohen Gitarrenpart auf Streichern, zu dem sich erst später wilde Drums und die gewohnt gehaltvollen und thrashigen Riffs gesellen. Der melodische Refrain weiß mit einer eingängigen Hookline zu begeistern; ein super Einstieg. „Last Exit Call“ rollt deutlich aggressiver über das metallische Parkett. Hier ist Headbangen angesagt!
Das Gitarrenriff zu „The Newborn Me“ zeugt gemeinsam mit den eingängigen Lyrics, markanten Slow-Downs und einem knackigen Solo von absoluter musikalischer Größe, sodass man nicht umher kommt, hier die Metallica– Messlatte anzulegen. Mit „Goodbye To All Heroes“ setzen die hessischen Buben sogar noch einen drauf und zeigen mit Piano, weiblichen Gastvocals und sich überlagernden Stimmen im Refrain, dass sie nicht nur das stumpfe Brecheisen, sondern auch eine gefühlvollere Klientel durchaus bedienen können.
„Peddlars Of Fear“ greift den Albumtitel thematisch noch einmal auf. Hier lässt man die Schlagzeugfelle ordentlich heiß laufen und es fällt nicht sonderlich schwer, sich zu diesen Riffs einen wilden Circle Pit- Tornado vorzustellen. Ähnlich gut dürfte auch „Legion“ live funktionieren, wenngleich hier dank schwer wälzender Töne und Voclas zum Mitgrölen mehr die Nackenmuskulatur und die Stimmbänder als die Beine beansprucht werden dürften.
Die Kurzanschläge der Gitarre zu „Wolfchild“ sind sicherlich als Geschmackssache zu bezeichnen. Natürlich erzeugt Thrash immer eine gewisse Hektik, diese Technik eingangs vermittelt aber mehr einen lustlosen Eindruck; da wären mehr Noten drin gewesen, wobei man bei Face Down Hero hier gewiss die Abwechslung des Sounds im Hinterkopf hatte.
„Echoes Of The Sun“ ist eine musikalisch gut platzierte Ballade, die kurz vor Ende des Albums noch einmal angenehm das Tempo drosselt. Trotz des Stilwechsels, werden auch hier Soli und Vocals höchster Güteklasse ausgepackt, bevor „When A Promise Becomes A Lie“ den Laden in der bereits bewiesenen Oberliga des Genre dichtmacht!
Facettenreiche Klangbilder, gekonnte Tempowechsel, massige Drums und bissige Shouts sprechen eine deutliche Sprache: Hier kommen jahrelange Erfahrung, musisches Feingefühl und vor allem Herzblut zusammen. Face Down Hero geben sich auf „False Evidence Appearing Real“ definitiv als eine Macht, mit der man im Thrash- Bereich rechnen muss! Das Licht dieser Jungs muss man auch im großen und internationalen Vergleich unter keinen Scheffel stellen. Für Fans der eingangs genannten Größen gibt es beim Hören dieser Scheibe garantiert kein Halten mehr, wobei auch alle anderen Freunde der härteren Töne sicher ihre Freude an dem Album finden werden. In diesem Sinne: „Gude Ärbet ihr Leud!“
Review von Lucas
Face Down Hero – Fractured Nation
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