Donots – Schwert aus Holz

Ich kann mich noch gut erinnern, meine erste, aber noch eher unbewusste Berührung mit den Donots waren ein paar Tracks der „Better Days Not Included“, die im Freundeskreis immer mal wieder auf Partys liefen. So richtig gepackt haben mich die Jungs aus Ibbenbüren dann mit ihrem 2001er Studioalbum „Pocketrock“, Songs wie „Today“, „Room with a View“ oder der Erfolgssingle „Whatever Happened to the 80’s“ gingen runter wie Öl, das gesamte Album war ein einziges Brett und lief bei mir ständig rauf und runter.

30 Jahre Bandgeschichte voller verzerrter Gitarren, lautem Geschrei und unzähligen Konzerten und Festivalauftritten sind seither ins Land gezogen und nun wagen sich die Donots mit ihrem neusten Album „Schwert aus Holz“ an ihr erstes Unplugged-Album, einzig und allein mit dem Ziel ihre geballte Live-Energie in kompletter Holz-Instrumentierung neu zu bündeln. Punk trifft Akustik, was bei den Ärzten mit „Rock ‚n‘ Roll Realschule“ oder den Toten Hosen mit „Nur zu Besuch: Unplugged im Wiener Burgtheater“ funktioniert hat, wird doch sicherlich auch hier Früchte tragen, ich bin gespannt…

13 Songs haben den Weg auf das Album gefunden. Darunter befinden sich 11 bekannte Klassiker, verteilt auf fast die gesamte bisherige Banddiskografie, welche im neuem Klanggewand erscheinen, sowie zwei komplett neue Tracks.

Gleich beim Opener handelt es sich um einen der beiden angesprochenen neuen Songs. „Allein zu allein“ versprüht eine eher nachdenkliche, melancholische Grundstimmung. Nachdenklich, mit viel Gefühl wird das eigene Handeln reflektiert, besonders gefällt mir der kurze Break im letzten Drittel des Stücks mit einer kleinen Solo-Einlage von Ingo am Piano.

Kommen wir zum ersten Klassiker „Dead Man Walking“; ursprünglich auf dem 2010er Album „The Long Way Home“ erschienen, kommt diese musikalisch zwar fast in alter Gestalt daher, dennoch wurde die diese mit Chuck Ragan, Sänger von Hot Water Music als Gast ordentlich aufgepeppt. Seine markante, raue Stimme fügt sich unglaublich gut ins Duett mit Guido und verleiht der Nummer einen komplett neuen Charme.

Track Nummer 3, „Whatever Happened to the 80’s“ hat mich beim ersten Hören komplett umgehauen, mit solch einer Ausrichtung hatte ich nicht gerechnet. Das schnelle, punkige Original-Arrangement, wie es wahrscheinlich jeder kennt, wurde nahezu komplett über Bord geworfen, geblieben ist eine launige, lockere, leichte Nummer mit wohligen Sommer-Feeling.

Der nächste Klassiker „Stop the Clocks“ überrascht mit kurzem Akkordeon Intro, ansonsten ist die Nummer dem Original ziemlich treu geblieben. Dies überrascht jedoch nicht sonderlich, war diese in ihrer ursprünglichen Version schon eher akustischen gehalten. Dennoch können auch hier Neuerungen bzw. frischer Wind war genommen werden, wurden die Jungs doch gesanglich von Campino und Matt Hensley unterstützt.

Auch der zweite Pocketrock Klassiker „Room With a View“ macht akustisch echt Spaß beim Hören, ich hätte wirklich nicht gedacht, dass diese Nummern im neuen Klanggewand so gut funktionieren.

Einen kleinen Dämpfer gibt es dennoch, natürlich nur meine persönliche Meinung. „Calling“ eine meiner Lieblingsnummern, wurde vollständig umgeworfene und erscheint nun als Reggae Nummer. Hier finde ich, hat das Original ordentlich Energie eingebüßt, auch die ursprüngliche Gesangsmelodie wurde so verändert, dass sie sich jetzt nicht mehr so festbeißt, wie sie es ursprünglich bei mir getan hat.

Mit „Out in the Cold“ gibt es seit langem mal wieder eine englisch sprachige Nummer, Hosen Gitarrist Kuddel lässt es sich nicht nehmen und steuert ein Solo bei, insgesamt eine eher ruhigere, gediegene Nummer, dennoch mit viel Geschmack und Wiedererkennungswert.

Natürlich wie es sich für den Abschluss eines jeden Donots Konzerts gehört, wird auch diese Scheibe mit einer Neuinterpretation von „So Long“ gebührend beendet. Diese Nummer zieht immer, egal ob Live oder Studio, mit Gast Feature Frank Turner als gesangliche Unterstützung funktioniert auch dieser Song mit neuem Anschliff ohne Schwierigkeiten.

Fazit

„Schwert aus Holz“ zeigt eindrucksvoll, die Donots können auch akustisch. Hätte man mich vorher gefragt, ob Vollgas-Nummer wie „Whatever Happened to the 80’s“ oder Punkrock Bretter a la „Wake the dogs“ akustisch funktionieren, ich wäre skeptisch gewesen. Aber genau hier ist der springende Punkt, dies wäre wahrscheinlich der Fall gewesen, hätte man die alten Arrangements einfach eins zu eins unplugged übertragen. Durch die jedoch teilweise kompletten neuen Sounds mit unverbrauchten Vibes, neuen Melodien und alternativen Rhythmen kommen die Songs mit neuer Frische und neuem Glanz daher und sind nicht einfache lieblose Kopien der Originale. Schade, dass manche Alben komplett ausgelassen wurden, der Klang eines neuen „Saccharine Smile“ hätte mich echt interessiert…

Macht euch einfach selbst ein Bild, ich kann nur sagen, mich haben die Songs echt überrascht und haben beim Hören sehr viel Freude bereitet.

Review von Florian Goergen.

Dieser Artikel wurde am: 1. Oktober 2025 veröffentlicht.

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