Die Bockwurschtbude – Sippenhaft

Gegründet im Jahr 1995 können die 4 Jungs der Bockwurschtbude aus Frankfurt an der Oder mittlerweile auf eine fast 30-jährige Bandgeschichte zurückblicken. Warum sie dennoch nicht unbedingt der breiten Masse ein Begriff sind, darüber kann nur spekuliert werden. Ein Grund mag vielleicht sein, dass Frankfurt an der Oder nicht unbedingt das Zentrum des deutschen Punk-Rock ist, ein anderer könnte sein, dass der Output der Band in der vergangenen Zeit nicht sonderlich hoch war. Nach Beiträgen zu verschiedenen Samplern in den zurückliegenden Jahren erscheint mit „Sippenhaft“ das dritte Album der Band und ist damit der Nachfolger von „Back to the Roots“ aus dem Jahr 2012.

Einst in Fun-Punk Manier a la Abstürzende Brieftauben gegründet, was auch den lustigen Bandnamen erklären würde, zeigen aber schon die ersten Klänge des neuen Albums, diese Zeiten sind vorbei. Man hat sich in den vergangenen zehn Jahren weiterentwickelt und greift nun deutlich ernstere Themen in den Songtexten auf. Auch wenn die Marschroute weiterhin schnörkelloser, schneller Punkrock heißt, immerhin bekommt man 12 dampfende, frische Songs in knapp 30 Minuten serviert, mit Fun-Punk hat das Ganze bis auf wenige Ausnahmen nichts mehr zu tun. Dies zeigt sich schon im Opener „Scherbenhaufen“, die zunehmenden Rechts-Bewegungen und Ignoranz im Land werden mit ordentlich Bratgitarre und rotzigem Gesang vertont, das dissonant klingende, kurze Gitarrensolo fügt sich wunderbar in den Grundtenor des Songs ein.

Überhaupt ist das gesamte Album was die Texte angeht sehr politisch und systemkritisch ausgelegt, mal wird die zunehmende Polizeigewalt und Kontrollmechanismen des Staates an den Pranger gestellt („Arschlecken“), mal ist die Flüchtlingskrise das Thema („Strandgut“) oder einfach nur die eigene Antriebslosigkeit („Alltag“) und aufkommende Selbstzweifel an der eigenen Lebensweise („Der Weg“).  Natürlich darf bei all der depressiven Grundstimmung bei einer, zumindest einstigen Fun-Punk Band, auch eine Portion Humor nicht fehlen. „Scheißsong“ vertont äußerst melodiös das Ärgernis in nen Haufen Scheiße zu treten und dafür im übertragendenden Sinne stehend Pech im Alltag zu haben.

Nochmal etwas ernster wird es im abschließenden „Patentrezept“. Lohnt es sich für etwas zu kämpfen wofür man glaubt oder ist es besser einfach weg zu schauen und weiter zu gehen? Mit dieser Frage muss sich wohl jeder für sich selbst beschäftigen, ein Patentrezept gibt es dafür nicht. 

Fazit:

Roh und ungestüm poltern die Bockwurschtbude durch alle aktuellen Facetten und gesellschaftlichen Reizthemen der Gesellschaft. Die Songs laufen gut durch ohne jetzt musikalisch, virtuose Glanzleistungen abzuliefern, was aber, denke ich, auch nicht das Ziel der Jungs war. Bildet euch einfach selbst eine Meinung, beispielsweise mit den Musikvideos zu „Scherbenhaufen“, oder „Arschlecken“, beide zu finden auf YouTube. 

Das Album ab sofort als CD, LP oder digital erhältlich.

Review von Florian G.

Dieser Artikel wurde am: 18. September 2023 veröffentlicht.

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