Wahnsinn!
Als hätten wir es vorhergesehen!
Ich zitiere aus unserem letzten Review zu „Hell“.
„Bis dahin kann aber auch noch ein Album folgen. „Dunkel“ wäre ein schöner Titel.“
Genau vor einem Jahr erschien diese CD und ist heute läuft das Teil in regelmäßigen Abständen bei mir im Player. Bis heute bin ich zufrieden mit dieser Veröffentlichung und tatsächlich habe ich mir einen Zwillingsbruder gewünscht.
Und nun liegt er vor mir.
Was soll man sagen? Die Ärzte haben aus ihrer Zeitmaschine, die sie irgendwo in die lebhafteste Ärzte-Zeit zwischen 1995 und 2000 katapultiert hat, noch einen guten Haufen voller starker Songs mitgebracht.
Und passend zu den Tagen, die nun langsam dunkler werden, aber auch passend zum Album „Hell“ legen BELAFARINROD nach.
Und wie.
Ganze neunzehn Songs und ein Gefühl, wie schon vor 20 Jahren, als man sich nicht sicher war, ob man „Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer“, „13“ oder doch lieber „Planet Punk“ auflegen soll.
Tatsächlich kann man eise Platten immer noch auflegen. Aber auch „Dunkel“ und „Hell“ werden noch in vielen Jahren ganz vielen Menschen gefallen dürfen.
Warum?
Weil sie einfach vielfältig sind.
Was schon auf „Hell“ stattfand, wird hier fast noch getoppt.
Nach dem starken (nach 1995 klingenden) Einstieg „KFM“ hauen uns die Ärzte mit „Wissen“ praktisch direkt einen Farin Urlaub-Hit um die Ohren. Klar, gibt es viele solcher Art, aber irgendwie passt es auch zum Zwilling „Hell“.
Nach „Wissen“ bekommen wir aber hier ein echtes Highlight serviert. Für mich einer der besten Bela B-Songs seit langem. „Dunkel“ ist definitiv ein Single-Kandidat. Super Gesang und ein Stück, das mit jedem Hören besser wird. Danke, Bela.
Apropos. Bela scheint sich in der Corona-Zeit tatsächlich wieder als Songwriter gefunden zu haben. Auch „Einschlag“ und „Schweigen“ finde ich stark, wobei ich mich an „Kerngeschäft“ noch ein klein wenig gewöhnen muss. Obwohl der Refrain schon gut ist 😊.
Doch nicht nur Bela liefert. Auch Farin wird beim Hören von diesem Album mal wieder grinsen müssen.
„Kraft“ und „Tristesse“ vom großen Blonden (mit der schwarzen Gitarre) sind jedenfalls Songs, die sicher live, aber auch als Single funktionieren können.
Songs, die etwas Anlauf brauchen ist die obligatorische Rod Nummer („Schrei“) aber auch das Stück „Anastasia“, das irgendwie klingt als wäre es ein weiteres Fundstück aus den 80er-Jahren. Haut mich auch nicht um.
Was man vom Album aber nicht sagen kann.
Denn „Dunkel“ leuchtet tatsächlich wieder. Gerade auch dass sie sich (mal wieder) selbstzitieren und den „Junge“ auskramen zeigt, dass die Band einfach Lust hat, weiterzumachen.
Insgesamt ist das Album ein (weiteres) gutes Laune-Paket von den Chefärzten aus Berlin (aus Berlin!).
Sie müssen nicht am Punk (der ja angeblich mittlerweile in der Intensivstation liegt) rumoperieren oder künstlich beatmen.
Ganz und gar nicht.
Die beste Band der Welt verpasst dem Punk auf „Dunkel“ eine ordentliche Frischzellenkur und zeigt den Bands, die irgendwann mal die Ärzte beeren wollen, wie es geht.
Auch ja, da wären wir ja wieder bei der Zeitreise.
„Ich weiß nicht, wie es geht“ hieß es damals und heute kann man sagen, dass die Ärzte wissen, wie es geht.
Mit „Dunkel“ ein weiteres fantastisches Alum, das danach schreit, live gespielt zu werden.
Schließlich ist Zeit für etwas „Noise“.
Auch wenn die Tour abgesagt wurde, hoffe ich die Super Drei noch das ein oder andere Mal sehen zu dürfen.
Mein Wunsch von vor einem Jahr bleibt bestehen. „Geil wäre in genau fünf Jahre dann um dreißig Jahre zurück, um mit Songs vom Planeten Punk zurückzukommen.“
Dank an BELAFARINROD, dass sie etwas Licht in den Herbst bringen, der gerne etwas „Dunkel“ sein darf.
Irgendwie immer noch die beste Band der Welt (bei aller Bescheidenheit).
Review von Thorsten
Toller Review, der Autor hat die Band verstanden! Und das kann man leider nicht von allen Rezensenten behaupten. Bei manchen springt einen die Oberflächlichkeit und Lustlosigkeit direkt an. Aber bei den Ärzten muss man genau hinhören und annehmen, dass auch vermeintliche „Patzer“ wie „Danach“ als musikalische „Kopie“ von „Einmal ein Bier“ mit voller Absicht und einem Hintergedanken auf dem neuen Album sind und nicht etwa aus „Faulheit“ wie so ein Musikbanause in einer anderen Rezension schrieb. Und wer schreibt, dass man auf „Einschlag“ hätte verzichten können (auch in ner anderen Rezension), der hat wirklich gar nichts kapiert. Das ist für mich einer der stärksten Songs auf dem Album sowohl textlich als auch musikalisch. Das er komplett programmiert ist, tut dem keinen Abbruch. Hoffentlich rocken DÄ noch lange durch die Republik, diese verrückte Welt braucht sie nach wie vor. <3