Numinöse Transzendenz, pure postterrestrische Entrückung: Genau danach strebt Devin Townsend mit seinem 65-minütigen Großopus „Trancendence“.
In zehn Songs, deren Ende teilweise über die Trackgrenzen hinaus mit dem Folgesong verschwimmen, errichtet die Formation um das „musikalische Genie“ (Jason Newsted, Ex-Metallica) ein monumentales Klangebilde von der kleinsten Einheit der Akustikgitarre, über dröhnende Basswände bis zu epiphanisch-entrückten Chören, deren um sich greifender Klang dem Hörer scheinbar den Raum zum Atmen nimmt. Die „Wall of Sound“ ist Devin Townsends Markenzeichen, das er in seiner sieben Alben umfassenden Solo-Diskografie perfektioniert hat.
Bilder der christlichen Mythologie drängen sich auf: Als würde in #3 „Failure“ der Sündenfall durch den drohenden, treibenden Bass, das dröhnende, aber präzise Schlagzeug und den einsamen, schneidenden Lauf der glassklaren Gitarre illustriert. In # 5 „Higher“, dem mit 9:40 Minuten längsten Stück der Platte, glaubt man Luzifers Aufbegehren und Fall aus der Engel Mitte beizuwohnen. Störend und anarchisch schält sich das Krächzen „Bring your Darkness“ aus den himmlichen Heerscharen, die immer höher streben: „Take me higher“. Wie ein Fremdkörper sticht der kürzeste Song „Offer your Life“ aus diesem recht ausschweifendem, aber bedächtigen Album: Das Tempo zieht unvermittelt an und alle Instrumente, denen vorher viel Raum gegeben wurden konzentrieren sich scheinbar auf einen kurzen Augenblick maximaler Energie – ein derwischartger Himmelsritt mit atemlosen Riffsalven. Mystisch und sphärisch klingt die Platte mit „Transdermal Celebration“ aus, eingeigelt und abgeschottet wie in einem Kokon aus melodischem Gitarrengewebe.
Ebenso wie die Songs präsentiert sich auch das Artwork als Zusammenschau aus christlicher, fernöstlicher, islamischer und mystischer Symbolik. Ohne viele Überraschungen für seine Fans zu bieten ist „Transcendence“ eine Platte, die solide die Erwartungen erfüllt, von der sich der Townsend-Enthusiast aber doch etwas mehr Progressivität erhofft hätte.
Review von Michaela
Devin Townsend Project – Stormbending
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