Daily Thompson – Chuparosa

Aufgenommen in Seattle: Diese Information über das neue Album „Chuparosa“ von Daily Thompson ist nicht trivial, zumal die Band sowohl vom Sound als auch von der Ästhetik her an den Style einiger Gruppen erinnert, die in den 90er Jahren mit ihrem „Grunge“ den weltweiten Musikmarkt eroberten. Seit diesen Jahren ist viel passiert, und der Grunge ist inzwischen nicht mehr ganz so populär. Aber auch heute tauchen noch neue Bands auf, die in der Lage sind, kraftvolle Riffs, schnelle Rhythmen, Solos und Melodien zu mischen, die einem im Kopf hängen bleiben – und dazu auch noch sinnvolle (und gefühlvolle) Texte zu schreiben. Daily Thompson ist zweifellos eine dieser Bands, „Chuparosa“ bestätigt das einmal mehr.

Das Album, das unter dem Label Noisolution produziert und veröffentlicht wurde, besteht aus gerade einmal 6 Songs, der kürzeste dauert 4:11 Minuten und der längste 7:16 Minuten. Sind die Songs zu lang? Ich finde, nein. Jeder Song fühlt sich an wie eine Art Reise, die man von Anfang bis Ende genießt, und die in keinem Moment kürzer sein sollte. An den passenden Stellen wird die Intensität durch eine Bridge erhöht oder verringert. Zudem sorgt der Kontrast der Stimmen zwischen Danny Zaremba und Mercedes Lalakakis für Spannung und Abwechslung, es gibt keine Monotonie. Ist das Album zu kurz? Ein wenig, ja, aber nur insofern, dass ich davon definitiv gerne noch mehr hören würde. Wie ich dieses „Problem“ gelöst habe? Indem ich mir nach „Chuparosa“ einfach direkt „God of Spinoza“ angehört habe, das vorherige Album der Band, das meiner Meinung nach sehr gut zum neuen passt.

Was ich zu den einzelnen Songs sagen kann? Hier ein kurzer Überblick:

I’m Free Tonight: Das Album beginnt mit einem kraftvollen Gitarrenriff, bevor Schlagzeug und Bass dazukommen. Die Melodie der Stimme im Vers klingt fast wie gerappt (ich bin mir nicht sicher, ob das das richtige Wort ist, aber das war mein Eindruck – definitiv unerwartet). Mercedes‘ Stimme taucht in einem kleinen Pre-Chorus-Teil auf. Der Song hält ein mittleres Tempo, das gegen Ende schneller wird, wenn das großartige Gitarrensolo von Bob Balch (Fu Manchu) einsetzt.

Pizza Boy: Wieder beginnt die Gitarre. Diesmal gehört ihr jedoch nur eine kurze Einleitung, denn dann übernimmt das Schlagzeug das Ruder mit einem schnelleren Rhythmus als im ersten Song – solange, bis der Pre-Chorus (Bridge?) mit Mercedes‘ Stimme und anschließend der Chorus einsetzt. Diese Sequenz wiederholt sich zweimal, gefolgt von einem langen Gitarrensolo und dem letzten Chorus, der den Schlusspunkt setzt.

Diamond Waves (a Love Song for the Ocean): Einer der Höhepunkte des Albums. Ein Song, der von Anfang an einen fast akustischen Klang hat und dessen Name einen unweigerlich an die Bewegung der Wellen denken lässt, die den Rhythmus zu lenken scheinen. Einfacher strukturiert als die vorherigen Songs, aber voller Emotionen.

Raindancer: Zurück zu den einleitenden Riffs und einem schnelleren Stück: Ein Song mit einem großartigen Bass-Sound, bei dem das Auffälligste ist, dass er ab der Hälfte zu etwas völlig anderem zu werden scheint. Langsamer und gleichzeitig schwerer. Das einleitende Riff kehrt am Ende zurück, um den Kreis zusammen mit einem furiosen Schlagzeug und Gesang im Outro zu schließen.

Ghostbird: Das kürzeste Lied des Albums hat vielleicht die klassischste Struktur (Vers-Chorus-Vers-Chorus-Bridge-Chorus). Der Rhythmus lädt von Anfang an dazu ein, sich zu bewegen. Und sich dann noch schneller zu bewegen. Es ist wohl das tanzbarste und fröhlichste Lied des Albums (ich spreche hier nur von der Musik, auf die Texte gehe ich später noch einmal kurz ein).

Chuparosa: Der Titeltrack ist für mich das zweite große Werk des Albums. Ein melancholischer Klang, von den ersten Noten an, mit einer nachdenklichen Stimme. Der Chorus setzt stark und emotional ein. Er beschleunigt nicht das Tempo, aber die Intensität. Nach dem zweiten Durchlauf gibt es einen totalen Bruch: Bass und Schlagzeug treten in den Vordergrund, und das Herz scheint schneller zu schlagen. Eine schnelle Bridge, die weibliche Stimme und eine Pause fungieren als eine Art Höhepunkt. Dann die Rückkehr zum Chorus und das Ende des Liedes und des Albums.

Wenn ich die Musik des Albums in einem Satz zusammenfassen müsste, würde ich die Band selbst sprechen lassen: „With every riff and thunderous beat, we unite in the name of souls defeat“. Wenn ich die Texte auf wenige Schlagworte/Motive herunterbrechen müsste, würde ich Freiheit, Natur und Wärme sagen (und das, obwohl der Aufnahmeort Seattle ja eher für seinen Regen und kaltes Klima bekannt ist). Denn das ist es, was mir das Album vermittelt: Ein Gefühl der Freiheit, das man an genau den Orten findet, an denen die anderen verschwinden und man allein in Harmonie mit der Natur ist (Strände, Wüsten). „Chuparosa“ ist daher perfekt, um es im Auto auf dem Weg zum nächsten Urlaub zu hören. Zumindest ich werde das auf jeden Fall tun.

Review von Melvin Nunez.

Dieser Artikel wurde am: 5. August 2024 veröffentlicht.

Ähnliche Beiträge

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert