„Wieder hässlich“…deutliche Kampfansage oder kritische Selbstreflektion des kommenden neuen Albums, wir werden sehen…
Zunächst mal zu den harten Fakten: „Wieder hässlich“ ist das mittlerweile achte Studioalbum der Kempener Jungs von BRDigung um Frontman Julian Cistecky. Drei Jahre haben sie sich Zeit gelassen, um neues Material zu schreiben, ihr vorheriges Album „Zeig dich!“ hat im Jahr 2020 das Licht der Musikwelt erblickt. Von den neuen Songs kann sich jeder ab März 2023 selbst seine Meinung bilden, veröffentlich wird das Album über Drakkar Entertainment auf allen gängigen Medien (CD, Vinyl, Box-Sets).
Stilistisch bewegt man sich in den 15 Songs mit einer Gesamtspielzeit von etwas mehr als 50 Minuten in einem Mix aus Rock, Punkrock und Metal. Hier und da wird diesem Grundgerüst mal ein Bläsersatz oder ein paar Synthie-Spuren hinzugemischt bzw. sogar das Country-Register gezogen. Diese Abwechslung und Stilbrüche können durchaus überzeugen und sind immer wieder für eine Überraschung gut. Ebenso hat mich die Gitarrenarbeit der Jungs überzeugt, alles was das Rocker und Metal-Herz sich wünscht, wird geboten: fette Gitarrenriffs, melodiöse Harmonien und wuchtige Gitarrensoli. Einziger Wehrmutstropfen sind für mich die eingestreuten Hip-Hop Einlagen, die hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht. Aber das ist natürlich Geschmacksache und gehören diese ja auch irgendwo zum Gesamtkonzept der Band. Auch wenn immer irgendwo Luft nach oben ist und es immer was zu kritisieren gibt, auf der musikalischen Seite kann ich mich mit der Platte durchaus anfreunden.
Keinen Freund in mir wird die Platte allerdings mit den Lyrics finden. Verständlich, dass eine Band, die was auf sich hält, Stellung zu politischen und aktuellen Themen nimmt, insbesondere im Genre Punkrock. Wenn ich dann allerdings gefühlt in jedem zweiten Song Phrasen wie „Fick dich“, „Opfer“, oder „Fick deine Playlist“ höre, fühle ich mich eher an die Textergüsse eines pubertierenden möchtegern Gangsta-Rapper erinnert. Auch der x-te Pocher Diss oder das 100. Revolverheld Bashing macht die Sache einfach nicht besser. Es ist mir bewusst, dass aus der Sicht der Band da eine Menge an Ironie mitschwingen soll, aber auch da ist irgendwann die Tarnwirkung des Deckmantels aufgebraucht und kann nicht mehr für ernst genommen werden. Vielleicht wäre hier eine Lehrstunde bei anderen deutschen Bands angebracht, die das mit der Ironie irgendwie besser verstanden haben…
Fazit: Musikalisch gesehen haben BRDigung ein solides, abwechslungsreiches Album abgeliefert. Zwar geht den Jungs im letzten Viertel des Albums etwas die Puste aus und die Dichte an Füllmaterial steigt, aber das kann man verschmerzen und fällt auch nicht stark ins Gewicht. Spätestens bei den Lyrics wird es dann aber hässlich. Hier kann sich jeder seine eigene Meinung bilden, für mich hat es den Gesamteindruck des Albums deutlich nach unten gezogen und meine Bereitschaft das Ding nochmal zu hören ebenso ziemlich geschmälert.
Review von Florian G.
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