Mit Euphorie am Abgrund veröffentlicht Alex Mofa Gang im Oktober 2024 ihr fünftes Studioalbum. In 12 Songs und insgesamt 39 Minuten präsentieren sich die 5 Jungs aus Berlin überraschend ernst und selbstreflektiert – zumindest was den Inhalt der Texte angeht. Musikalisch bekommt man das, was man erwartet: Rock, Punk und eine Prise Pop. Und so bleibt man nach dem letzten Takt trotz der größtenteils schweren Themen positiv und mit einer gewissen Euphorie zurück.
Wer Alex Mofa Gang kennt, fühlt sich in den ersten Liedern sofort heimisch. Die rockigen Sounds und eingängigen Texte lassen einen bereits beim ersten Hören mehr oder weniger leise mitsingen. Nur wer es schafft, sich nebenbei auch darauf zu konzentrieren was man singt, merkt, dass es der Band von Anfang an um die Auseinandersetzung mit sich selbst und der Auswirkung des eigenen Wirkens auf die Gesellschaft und das direkte Umfeld geht.
Im ersten Titel Treppenhaus setzt sich die Band mit der Zeit nach einer Trennung auseinander. Gesellschaftskritischer wird es im zweiten Song, denn drüben im Museum steht ein Mann von gestern. Veraltetes Männerbild und Geschlechterrollen sind laut den Jungs noch nicht überwunden, und ganz selbstkritisch geben sie am Ende zu, dass ihr Spiegelbild manchmal auch noch ein Mann von gestern ist.
Ruhiger und poppiger wird es ab dem vierten Lied auf dem Album, beim Hören von Eiszeit in Berlin kann sich der Puls etwas beruhigen.
Geschichten, wie sie das Leben schreibt, werden in Wahrheit oder Pflicht erzählt. Die Gemeinsamkeit der Beziehungen ist, dass sie alle kurz vorm Ende bzw. Abgrund stehen.
Ungewohnt wird es mit der Ballade Ich sing nicht mehr, denn hier wird ausschließlich auf ein Klavier als Begleitung gesetzt. Das Lied zeichnet ein eher hoffnungsloses Bild unserer Zeit. Die Band kennt ihre Fans gut und so kommt nach dem stimmungsmäßigen Dämpfer mit Mach neu direkt im Anschluss ein typisches AMG-Lied und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft wird so schnell wieder aufgebaut. Die titelgebende Euphorie am Abgrund spürt man im Lied Game Over, indem Sebastian Krumbiegel von den Prinzen die Alex Mofa Gang unterstützt. Das Lied bildet eine passende Symbiose der Stimmen und Stile, die jeder einzelne einbringt und lässt schon Vorfreude auf die nächsten Konzerte und Festivals aufkommen -hier werden wir das Lied sicher wieder hören.
Im letzten Drittel des Albums folgt wieder der typische Sound der Alex Mofa Gang. Mit Nur ein Wort endet das Album vergleichsweise melancholisch und lässt den Hörer eher nachdenklich zurück.
Fazit: Euphorie am Abgrund von Alex Mofa Gang ist ein Album, das man gerne auch noch ein zweites oder drittes Mal anhört und spätestens dann mitsingen kann. Die Melodien sind stimmig, die Texte einprägsam und trotz der ernsten Themen verbleibt nach dem Hören ein gewisser Optimismus und vor allem Vorfreude auf die Tour oder das ein oder andere Festival mit Alex Mofa Gang.
Review von Felix Haberl
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