Stephen King hat vor kurzem seinen Geburtstag gefeiert. Am 21. September wurde der Meister der Horrorliteratur ganze 75 Jahre alt. Ein Dreivierteljahrhundert schafft es der Vater von „Es“, „Carrie“, „Stark“, „Sie“ usw. uns immer wieder in seinen Bann zu ziehen. Wir durften im letzten Jahr etwas in seinen Backkatalog reinlesen und natürlich sollte, wenn man schon Bücher von Stephen King bespricht, diese eine Reihe besprochen werden, die der Autor selbst als sein „Jupiter“ bezeichnet. Der DUNKLE TURM heißt diese Reihe und hat es bisher auf acht Bände geschafft.
Auch hier hat Stephen King wieder einige Kinder am Start, die besprochen werden müssen. Unter dem Namen Roland, Eddie, Jack, Susannah, etc. werden Figuren erschaffen, die schon sehr schnell lebendig erscheinen und deutlich vielfältiger sind, als der Film, der es nie geschafft hat, mich zu begeistern. Im Gegensatz zu den Büchern. Tatsächlich passt der Begriff „Jupiter“ ganz gut, denn Stephen King schafft es, mit der DUNKLE TURM ein Universum zu erschaffen, das uns schnell in den Bann zieht und uns auch nicht so schnell wieder loslässt.
Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft – irgendwie vermengt in einer Geschichte, die vielfältiger ist als viele seiner anderen Werke. Hier an dieser Stelle möchten wir euch vier Bücher vorstellen. Die weiteren bald in einem zweiten Artikel. Also lasst uns, wie bei großen Geschichten (und das ist ein der großen Geschichten) am Anfang beginnen und einfach mal in die ersten Bücher kurz reinschauen. Lesen solltet ihr es selbst. Es lohnt sich!
Schwarz (Der Dunkle Turm, Band 1)
„Schwarz“ heißt das erste Buch der Reihe und man könnte dies praktisch mit dem Satz „Auf der Suche“ beschreiben.
Ebenso wie der Held (der Revolvermann Roland) scheint auch der Autor auf der Suche zu sein. Stephen King führt hier ebenso den Revolvermann und den mysteriösen dunklen Turm ein als auch den noch mysteriöser erscheinenden Mann in Schwarz.
Aber Stephen King scheint noch zu suchen, inwieweit er in der Welt, die er beschreibt, tatsächlich gehen möchte.
Zum Teil wirkt die Geschichte daher ein wenig zerstückelt, was die Spannung aber nicht abbrechen lässt.
Der Autor beschreibt eine apokalyptische Welt, in der es Parallelen zum wilden Westen gibt, die mich aber auch teilweise an Mad Max erinnert.
Menschen, die sich scheinbar aufgegeben haben und verloren scheinen, begegnen dem Revolvermann auf seiner Suche, die ihm schließlich eine Entscheidung abverlangt, die ihn nachhaltig beeindruckt.
Jake, ein Junge, den er auf seinem Weg kennengelernt hat, verlangt diese Entscheidung von dem Revolvermann, die ihn prägt und auch ein seiner schwersten Entscheidungen seines Lebens ist.
Fast noch mehr als das Treffen mit dem Mann in Schwarz, der Roland einige Hinweise gibt, die dieser auf seinem weiten Weg und „seiner Suche“ mitnehmen kann.
Mit einem offenen Ende entlässt uns Stephen King und jeder, der den Autor kennt, weiß, dass dieser manchmal etwas Anlauf nimmt, um ganz große Stories zu schreiben.
So auch hier.
Der Band „Schwarz“ liest sich gut, muss aber als Einleitung für eine komplexe Geschichte herhalten.
Insgesamt ein gutes Werk, dass aber auch zwischendurch einige Längen hat.
3.8 von 5 Punkten.
Drei (Der Dunkle Turm, Band 2)
„Wie kann der zweite Band einer Reihe denn „Drei“ heißen“?
Na, diese Frage lassen wir aber besser mal weg!
Denn es ist tatsächlich gut, dass dieser Band „Drei“ heißt.
Rolands erste Zwischenetappe auf seiner Suche wurde beendet und er ist in diesem Tail nun dabei, sich seine Gefährten zusammenzusuchen, um den Weg zum dunklen Turm erfolgreich zu gestalten.
In diesem Band erfahren wir viel über die neuen Weggefährten und Stephen King schafft es, ein Buch sowohl in Mittwelt (der Welt von Roland) aber auch in unserer Welt spielen zu lassen.
Die Verbindung zwischen diesen Welten sind mysteriöse Türen, durch diese der Revolvermann seine Gefährt:innen auffindet und gemeinsam mit diesen harte Abenteuer in unserer Welt erlebt.
Hier geht es unter anderem um Drogen, schwere Körperverletzungen, Rache, zwiegespaltene Persönlichkeiten aber auch um intensive Momente mit den neuen Hauptfiguren.
So erleben wir unabhängige Geschichten, die sehr kurzweilig sind und uns einen Einblick in diese Personen verschaffen, die in den folgenden Büchern mit dem Revolvermann noch große Abenteuer erleben werden.
„Drei“ ist ein starkes Buch, das viele intensive Momente hat und das man auch unabhängig von der großen Geschichte lesen kann.
Wer es liest, wird sicher an den Figuren seinen Gefallen finden und diese weiter verfolgen wollen.
Und da hat uns Stephen King dann wieder gefangen.
Gemeinsam mit ihm und den „Drei“ auf zum dunklen Turm.
4.5 von 5 Punkten.
tot. (Der Dunkle Turm, Band 3)
Er lässt ihn nicht allein.
Stephen King hat seinem Revolvermann ein Ka-Tet zugeschrieben, dass der Handlung einiges an Farbe verleiht.
Zusammen mit Eddie und Susannah schafft es Roland sogar noch Jake aus der Vergangenheit in die Schicksalsgemeinschaft zu integrieren.
Aber nicht nur diese Gemeinschafft lässt uns das Buch verschlingen.
Der Autor konfrontiert uns in „tot.“ deutlich mehr mit Mittwelt und einigen absurden Gestalten wie einem Roboterbären, einem seltsamen Brunnen, und, und, und.
Aber auch das Abenteuer kommt nicht zu kurz.
So lernt die Gemeinschaft einen Billy-Bumbler kennen, mit dem sie auf die verfallene Stadt Lud zusteuern.
Mit dem Ziel, weiter dem Pfad zum dunklen Turm zu folgen.
Doch schon vor Lud kommen Momente auf die Gruppe zu, die den Weg steiniger macht. So müssen sie sich mit Einheimischen, die von einem gewissen Ticktackmann angeführt werden, auseinandersetzen, um schließlich mit einem sprechendem Zug, welcher auch denken kann, in Konfrontation zu gehen.
Eine rätselhafte Geschichte, bei der schließlich auch Rätsel eine große Rolle spielen.
Insgesamt ein sehr kurzweiliges Buch, dass uns die Schicksalsgemeinschaft als fast schon Familie näherbringt und das uns auch motiviert, sofort weiterzulesen. Schließlich will man doch mit dem Zug zusammen das Rätsel lösen.
Oder etwa nicht …?
Ich denke schon …
4.6 von 5 Punkten.
Glas (Der Dunkle Turm, Band 4)
O Lala.
Welch eine Fortsetzung.
Stephen King schafft es hier, uns LeserInnen zwiegespalten zurückzulassen.
Auf der einen Seite kann man sagen, dass es nicht gut war, eine kleine Bremse in die Story zu bringen.
Auf der anderen Seite muss man erwähnen, dass es auch gut ist, Figuren etwas intensiver zu beleuchten.
Gerade dann, wenn es so eine intensive Geschichte aus der Vergangenheit gibt, die doch einiges über den Revolvermann verrät – und die genau deshalb auch erzählt werden muss.
„Glas“ startet genau dort, wo „tot.“ aufgehört hat und lässt uns auch eine kleine Zeit noch mit dem Ka-Tet durch die kaputten Lande ziehen.
Aber unsere Freunde machen eine Pause.
Kurz vor der Ankunft in einem grünen Palast erzählt der Revolvermann eine Geschichte aus seiner Jugend, die am besten mit den Begriffen „Liebe, Verrat, Hass und Tot“ beschreiben werden kann.
Akteure dieser Geschichte sind Freunde von Roland, seine Liebe – Susan, ein Dorf, ein Verrat aber auch ein böse Hexe, die mittels einer Glaskugel an Informationen kommt, die sei einsetzt um das Böse verwirklichen zu können.
Wie so oft bei Stephen King, schafft er es auch hier, wieder ein Ende zu schreiben, das uns sprachlos zurück lässt.
Und als die Truppe dann weiter in Richtung des Palastes geht, meinen wird, das härteste Ende schon gelesen zu haben. Aber nicht mit Stephen King, der uns im Glaspalast ebenso wieder mit „Glas“ überrascht und noch einen kleinen Schock für uns Freunde und Freundinnen des Ka-Tet bereit hält.
Als die Gruppe schließlich weiterzieht und wir nach knapp 1000 Seiten ein weiteres Kapitel auf der Suche nach dem dunklen Turm hinter uns haben, wissen wir wieder einmal, warum es sich immer wieder lohnt einen King aus dem Regal zu lesen.
Und tatsächlich ist doch jetzt erst Halbzeit und wir sind schon mittendrin.
4.6 von 5 Punkten.
Ja, die Reise nimmt uns mit. Stephen King hat mit seinem „Jupiter“ ein Universum geschaffen, für das es lohnt, abends mal eine Stunde weniger fern zu sehn. Der DUNKLE TURM – die ersten vier Bände zeigen Stephen King von verschiedenen Facetten (Spannung, Intensität, Liebe, Abhängigkeit, Freundschaft, …) und wissen einfach prächtig zu unterhalten. Ich freue mich auf die „zweite Halbzeit“, die sicher noch ein paar Wochen dauern wird. Bis dahin: hier ist eure Empfehlung sowohl für die nassen Monate als auch für die Sommerzeit auf dem Liegestuhl. Passt immer und macht immer Spaß.
Rezension von Thorsten
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