Dirk Bernemann: Schützenfest

Dirk Bernemann ging leider eine längere Zeit irgendwie an mir vorbei.

Leider!

Jedoch muss ich sagen, dass mir vor kurzem der Sammelband „Ich habe die Unschuld kotzen sehen Band 1-3“ in die Hände bekommen, den man unter anderem hier bestellen kann.

Gefesselt haben mich die Geschichten, die irgendwie ironisch sind, aber auch unfassbar tief an die Substanz gehen können.

Ein klasse Sammelband.

Wer Bernemann (so wie ich damals) noch nicht kennt, hier ist sowas wie eine Einstiegsdroge.

Nun liegt also das neuste Werk des Autors vor, der es fasst, Bilder in Sätze zu packen, da er einen unheimlichen Sinn dafür hat, wie er eine Situation mit gekonnten, oft kurzen Sätzen und knappen Absätzen, beschreibt.

Und nun das angekündigte neue Werk „Schützenfest“.

Auf 225 Seiten liefert Dirk diesmal eine Geschichte ab, die sich mit dem „Nachhausekommen“, „alten Freundschaften“, „Wiedersehensfreude“, „dramatischen Rückblicken“ aber auch irgendwie einem Vergleich des Stadtlebens zum Langleben dreht.

Und das alles unter dem Ereignis des jährlichen Schützenfests.

Dirk Bernemann schreibt als Gunnar, der es nach Jahren schafft aus seiner Wahlheimat Berlin, wieder nach Hause – Dörrfeld – zu kommen.

Seine Eltern sind in Urlaub und er soll in dieser Zeit das Haus hüten.

Ein Unterfangen, dass ihn zwar Trennungsgedanken aus Berlin vergessen, lässt aber Gedanken, warum er sich von Dörrfeld trennte, wieder ins Blicklicht bringt.

Und genau das teilt uns Gunnar durch Dirk Bernemann oder auch Dirk Bernemann durch Gunnar auch unverfroren mit.

Gedanken unterliegen scheinbar nicht der Wortwahl und so merken wir, wie sich die Gedanken Gunnars mal verflüchtigen, indem er an vegetarische Speisen, volle Kühlschränke aber auch Fischfutter denkt, dann aber wieder zum Hauptthema des Romans kommen.

Das Schützenfest und alles was darum passiert und passierte.

Gedanken, die sich nicht nur um eine weitere Flasche Bier oder Jungs mit seltsamen Hüten drehen, sondern auch das alltägliche Dorfleben in Frage stellen und Gunnar die Argumente widerspiegeln, warum er denn Dörrfeld tatsächlich verlassen hat.

Insgesamt ist es ein Buch, das nicht ganz einfach zu lesen ist, aber durchaus unterhält.

Wendungen, die wir nachvollziehen können und Entscheidungen, die uns mal ein zustimmendes Nicken aber auch manchmal ein leicht angeekeltes Kopfschütteln abverlangen.

Insgesamt ein sehr lesenswertes Buch, das aber nicht direkt gefangen nimmt.

Es dauert einige Seiten und dann lässt man sich von Gunnars Gedanken tragen und nimmt die Geschichte beinahe so auf, als ob man sie von außen mitansehen könnte.

Tatsächlich bleibt einem das Lachen oftmals im Halse stecken.

Für mich ein lesenswertes Buch und Dirk Bernemann sicher einer der Autoren, die man gelesen haben sollte.

Auch das „Schützenfest“ trifft.

Irgendwo zwischen Herz und Seele.

Ein gutes Werk das aber auch mal eine Länge hat.

Hat das Leben aber schließlich auch.

Bestellen kann man es bei Heyne Hardcore.

Review von Thorsten

Dieser Artikel wurde am: 15. Oktober 2021 veröffentlicht.

Ähnliche Beiträge

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert