Schlussakkord oder Neustart?
Andreas Gruber hat gerade mit „Todesschmerz“ den bereits sechsten Band seiner Erfolgsreihe um den BKA-Profiler Maarten S. Sneijder veröffentlicht und irgendwie hat man ja bei sechs Büchern das Gefühl, dass die Story auf ein Ende zulaufen könnte.
Immerhin hat Andreas Gruber auch nach den ersten drei Bänden einen kleinen Strich gezogen und dann Maarten S. Sneijder wieder an den Start gebracht.
Aber dazu schreiben wir noch etwas.
Andreas Gruber macht auch bei „Todesschmerz“ wie immer ganz viel richtig.
Außer vielleicht für die Menschen, die gerne um acht Uhr abends das Buch zur Seite legen möchten, um die Tagesschau und dann einen Spielfilm zu schauen.
Das wird eher nicht funktionieren.
Denn zu spannend ist diese Geschichte, so dass man sie nicht so einfach für einen Blockbuster zu Seite legen würde.
Der Band „Todesschmerz“ ist tatsächlich eine Story, die in sich geschlossen daherkommt und die man auch lesen kann, ohne die Vorgänger zu kennen.
Auch wenn ab und an ein kleiner Rückblick vorhanden ist, macht das der Erzählweise keinen Strich durch die Rechnung, eher ermutigt es uns, auch zu den anderen Todes-Bänden zu greifen.
Im hier vorliegenden sechsten Band erwartet uns tatsächlich die ein oder andere Überraschung und auch Verluste im Team, die auch Maarten S. Sneijder schwer an die Substanz gehen.
Zumindest ein Abschied scheint hier endgültig zu sein, aber wir möchten ja spoilerfrei bleiben und daher verraten wir es nicht, von wem oder was oder in welcher Situation Maarten S. Sneijder ganz stark bleiben muss.
Es wird jedenfalls eisig in diesem Band.
Nicht nur dass die BKA-Ermittler in Norwegen ermitteln und Maarten S. Sneijder hier mit seinem ganzen Team anrückt.
Auch seine Widersacher schrecken vor nichts zurück und weisen eine Kälte aus, die Sneijder weder mit einem Joint noch mit s einem geliebten heißen Vanilletee so einfach vergessen kann.
Wie üblich geht Maarten S. Sneijder beim Lösen des Falls, der wie so oft bei Andreas Gruber, vielschichtig aufgebaut ist, an die Grenzen des Erlaubten und über diese hinaus.
Schließlich geht es darum, sowohl den Mord an einer Diplomatin als auch an jungen Mädchen aufzuklären und zudem (beinahe nebenbei) auch noch ein Leck in den eigenen Reihen zu entdecken.
Das diese Fälle irgendwie miteinander zusammenhängen macht das Werk ebenso lesenswert, wie ein Familiengeschichte eines Mafia-Bosses und dessen Vergangenheit.
Nicht ganz einfach diese Story, da sich durch die Rückblenden immer weiter die Wege der Handlungen aufeinander zu bewegen und diese in einem unfassbar spannenden Finale auf hoher See enden.
Wie sich die Ermittler hierbei schlagen und wer ganz (zu viele) Wunden zugefügt bekommt, das lest gerne selbst nach.
Ein Band, der vor allem Maarten S. Sneijder sowohl körperliche, aber auch seelische Wunden zufügt und der sicher mehr braucht als eine Badewanne, um diese zu verkraften.
Das Ende – vor allem die letzten Seiten – sind mit einer gewissen Dramatik versehen, so dass man nicht anders kann, als das Buch zur Seite zu legen, heißen Wasser aufzusetzen und sich einen Tee (für manche vielleicht jetzt einen Beruhigungstee) zu genehmigen.
Es dauert noch etwas bis Maarten S. Sneijder wieder an den Start geht.
Aber ich persönlich werde im nächsten Jahr wieder die Couch reservieren, um auch den neuen Fall des egozentrischen Ermittlers in wenigen Tagen zu lesen.
Bis dahin werde ich mir nochmals die alten Bände um Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez reinziehen.
Diese sind in folgender Reihenfolge am besten lesbar:
Todesfrist
Mit diesem Buch erleben wir den Auftakt der Reihe um die Erfolgsermittler Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez.
Tatsächlich habe ich dieses Buch nicht als erstes des Duos gelesen und gerade, wenn man weiß, wohin sich die Charaktere entwickeln, sieht man manche Zusammenhänge mit viel mehr Aufmerksamkeit.
Eine starke Geschichte um einen Serienmörder, der ein irres Spiel spielt.
Eine Geschichte um ein Rätsel, das gelöst werden muss.
„Wenn Sie innerhalb von 48 Stunden herausfinden, warum ich diese Frau entführt habe, bleibt sie am Leben. Falls nicht – stirbt sie.“, so die Botschaft eines Irren, die gelöst werden muss.
Sonst zahlt jemand mit seinem Leben.
Ein aufopferungsvoller erster Fall, der die Grundlage für alles weitere ist.
Todesurteil
So kann man auch starten.
Ein Mädchen, das verschwunden ist, taucht nach einem Jahr wieder auf und ist völlig zutätowiert.
Dies steht irgendwie im Zusammenhang mit ungelösten Mordfällen, die Maarten S. Sneijder mit seinen Studenten löst.
Hier tritt Sabine Nemez stärker in den Vordergrund da sie Zusammenhänge in den Fällen erkennt.
Ob und was diese mit dem Mädchen zu tun haben, das lest selbst nach.
Der Fall jedenfalls hinterlässt Spuren und der ein oder anderen Satz tätowiert sich wie von selbst in euer Gehirn.
Vergisst man jedenfalls nicht so schnell.
Todesmärchen
Eines meiner Lieblingsbücher der letzten Jahre. Hier geht es richtig persönlich zur Sache und die Geschichte ist mehr als nur Ermittler gegen einen Psychopathen.
Eine wahnsinnige Geschichte rund um einen Verbrecher, der einst vom großen Sneijder hinter Gitter gebracht wurde.
Eine klasse Story rund um eine Insel, eine junge Psychologin, ein geheimnisvolles Zeichen auf einer Leiche und ein märchenhaftes Schauspiel, das irgendwie hier aufgeführt wird.
Tipp!
Todesreigen
Wenn nicht immer alles sauber läuft, wo es sauber laufen sollte.
Eine Reihe von Selbstmorden von Kollegen des BKA lässt Maarten S. Sneijder etwas genauer nachforschen. Was ist der Zusammenhang bei diesen Morden und wer hat wo und wie seine Finger im Spiel gehabt.
Auch das wieder ein Roman, der vom Spiel der Rückblicke und der aktuellen Geschehnisse lebt und Maarten S. Sneijder die ein oder andere Zigarette durchziehen lässt.
Ein gutes Buch, das ebenso fesselt und ein guter Einstieg in die zweite Trilogie darstellt.
Todesmal
Wenn schon Nonnen Morde ankündigen, braucht es mehr als starke Nerven.
So passiert es im Fall um ein Kloster und eine Nonne, die im BKA Wiesbaden auftaucht und hier ankündigt in den nächsten sieben Tagen sieben Morde zu begehen.
Ein typischer Gegen-die-zeit-Thriller, bei dem die Ermittler zwar Schritt für Schritt (oder auch Mord für Mord) der Rettung der Opfer aber auch der Lösung des Falls näherkommen.
Ein Thriller, der schon anhand des Tempos den Atem raubt, gerade wenn Maarten S. Sneijder und sein Team um Sabine ohne Pause am Hetzen sind und sich doch oft wie die Verlierer fühlen.
Im Gegensatz zu uns LeserInnen, für die dieser Band ein Gewinn darstellt, da er uns (natürlich) vom Samstagabendprogramm voll von Werbeunterbrechungen verschont.
Todesschmerz
Diesen sechsten Band haben wir hier eingangs beschrieben.
Tatsächlich ein furioses (vorläufiges) Ende einer fantastischen Reihe, der natürlich gerne verfilmt werden darf. Aber bitte ohne Werbeunterbrechung und in einer Zeit, in der Andreas Gruber kein neues Buch veröffentlicht.
Wir wollen ja in Ruhe hier reinschauen dürfen.
Für alle Bücher gilt sicherlich:
Tödliche Spannung ist vorhanden,
Das Todesurteil für alle Blockbuster, denn Maarten S. Sneijder hat sicher etwas gegen zu viel fernsehen.
Und genau davon hält er uns auch ab.
Zu viel TV ist ja auch schlecht fürs Gehirn. Dann lieber einen drehen und einen Vanilletee.
Viel Spaß mit den Bänden und vor allem „Todesschmerz“.
Eine starke Reihe mit einem fulminanten sechsten Band.
Ein „Danke“ für diese, ja fast schon doppelte Trilogie und danke an die Random Hause Verlagsgruppe und an Andreas Gruber für die Rezensionsexemplare.
Review von Thorsten
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