Feuer, Spaß und pure Spielfreude
Schon vor dem Einlass war die Stimmung elektrisiert: Noch bevor die Türen aufgingen, riefen die ersten Fans „SALTATIO“ und die Menge antwortete lautstark „MORTIS“. Nach 25 Jahren Bandgeschichte haben die Spielleute nichts von ihrer Anziehungskraft verloren. Doch bevor es in die Feuerwelt von Saltatio Mortis ging, stand zunächst ihr Alter Ego auf der Bühne: Bad Loverz.
Bad Loverz: Pop, Spaß und Coverpower
Die Bad Loverz sind ein kurioses Phänomen. Eine Truppe, die verdächtig vertraut aussieht, als hätte man sie schon mal gesehen, nur… in Leder, mit Dudelsack und Drehleier . Statt Mittelalter und Feuertanz gab’s hier aber Glam, Pop und Synthie-Glitzer: Die Jungs präsentierten eine bunte Mischung aus 80er-Klassikern, Karaoke-Kult und charmantem Chaos.
Mit Songs wie „The Look“, „Hangover“, „Pokémon Theme“, „Take on Me“, „Major Tom“, „Livin’ on a Prayer“ und „Angels“ lieferten die Bad Loverz eine Setlist, die irgendwo zwischen Schülerband- Abschlussball und Stadion-Pop-Parodie angesiedelt war und das auf die bestmögliche Weise. Die Musiker warfen sich in ihre Rollen, tanzten, lachten und glänzten in jeder Sekunde vor Selbstironie.
Das Publikum hatte schnell verstanden, dass hier nicht alles ganz ernst gemeint war und feierte entsprechend ausgelassen. Dass der Umbau zwischen beiden Bands länger dauerte als das eigentliche Set, schmälerte den Spaß keineswegs.
Und wer sich fragt, ob hinter diesem wilden Konzept vielleicht doch mehr steckt, dem sei wärmstens die Album-Review meiner Kollegin Nessa im Toughmagazin empfohlen (in kürze live). Sie beschreibt das neue Werk der Band als „ein monumentales Werk, das die Essenz einer Band einfängt, die seit Jahren die Grenzen von Glam Rock, Pop und purer Energie sprengt – ein Album, das jeden Fan sofort in Ekstase versetzt.“ Weiter heißt es, die Bad Loverz lieferten mit ihren „Greatest Hits“ genau das, wofür sie berühmt seien: „No filler, only killer.“ Treffender lässt sich diese aberwitzige Mischung aus 80er-Glam, Ironie und Spielfreude kaum auf den Punkt bringen und genau so fühlte es sich auch live an: überdreht, charmant, funkelnd und mit einer gehörigen Portion Selbstironie.
Finsterwacht eröffnet den Feuertanz
Nach einer kurzen Umbaupause verwandelte sich die Bühne und plötzlich war alles wie gewohnt (oder eher: wie erhofft). Saltatio Mortis eröffneten den Abend offiziell mit „Finsterwacht“, begleitet von gewaltiger Pyro und meterhohen Flammen. Die Eventhall in Geiselwind bebte und mit ihr ein Publikum, das keine Sekunde Aufwärmzeit brauchte.
Von Beginn an zeigten die Spielleute, dass sie auch nach einem Vierteljahrhundert nichts verlernt haben. Die Show war stark, das Bühnenbild beeindruckend, die Musik ohnehin unangefochten. Klassiker wie „Taugenichts“, „Wo sind die Clowns“, „Rattenfänger“ oder „Prometheus“ reihten sich nahtlos an neuere Songs wie „Heimdall“, „Odins Raben“ oder „We Might Be Giants“. Dazwischen gab es Gänsehautmomente wie „Der Himmel muss warten“ im Akustik-Set auf dem Steg. Alea griff, wie schon auf der letzten Tour, selbst wieder zum Dudelsack und stand dabei gemeinsam mit zwei weiteren Spielleuten in perfektem Einklang. Die Chemie zwischen den Musikern war spürbar, oder besser: familiär.
Zwischen Flammen, Lachen und Liebe zum Publikum
Mitten im Konzert wurde eine Lostrommel auf die Bühne gerollt – gefüllt mit 50 Songs aus der Bandgeschichte. Der neunjährige Tobias aus dem Publikum durfte den Glücksgriff wagen und zogtatsächlich „Dessous le pont de Nantes“, das spontan und voller Spielfreude von Falk primär dargeboten wurde. Auch sonst mangelte es nicht an Interaktion: Tänzerinnen schenkten Fans in der ersten Reihe Alea’s Getränk nach, Alea selbst sprang in den Circle Pit, den er zuvor mit „Vogelfrei“ angestachelt hatte (Alea: „Der größte, den Geiselwind je gesehen hat“), und das Publikum feierte jeden Song, als wäre es der letzte. Natürlich lief nicht alles perfekt, es war schließlich der erste Stopp auf der Tour. Ein paar Pyroeffekte versagten, und ein Werfer fing zum letzten Song kurz Feuer, doch das passte zum Abend: Echt, laut, ungebremst.
Der Abschluss mit „Für immer jung“, „Große Träume“ und „Spielmannsschwur“ war dann pure Emotion. Viele Fans saßen auf den Schultern anderer, während Alea selbst, getragen von der Menge, den letzten Refrain auf dem Steg sang. Danach ging er durch den Graben, klatschte mit Fans ab – und verabschiedete sich mit spürbarer Dankbarkeit: „Ihr habt es möglich gemacht, dass wir unsere Jobs kündigen konnten, um Spielleute zu sein.“
Fazit
Bad Loverz lieferten den ironisch-glitzernden Auftakt, Saltatio Mortis das flammende Herzstück: Der Tourstart in Geiselwind war alles, was man sich wünschen konnte: wild, humorvoll, emotional und ehrlich. Ein Abend zwischen Feuer, Folk und Funkel-Pop, der zeigte, dass diese Band, egal in welchem Kostüm, einfach weiß, wie man Menschen mitreißt.
Nachbericht und Fotos von Lukas Pförtsch.
Setlist Bad Loverz
The Look
Hangover
Pokémon Theme
Take on Me
Major Tom
Livin‘ on a Prayer
Angels
Setlist Saltatio Mortis
Finsterwacht
Wo sind die Clowns
Taugenichts
Loki
Schwarzer Strand
Nachts weinen die Soldaten
Feuer & Erz
Heimdall
Odins Raben
My Mother Told Me / Valhalla Calling
We might be Giants
Der Himmel muss wartenMittelalter
Rattenfänger
Dessous le pont de Nantes (geloster Song von Tobias)
Prometheus
Gardyloo
Vogelfrei
Keine Regeln
Für immer jung
Große Träume
Spielmannsschwur
Nachbericht und Fotos von Lukas Pförtsch
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