Die Backyard Band gehören zu den Bands, die man genau dann hört, wenn man zu der Sorte von Menschen gehört, die wissen, dass Rock’n’Roll mehr ist als nur eine Musikrichtung. Eher eine Lebenseinstellung. Mit „ShakeItUp!“ bedienen die Backyard Band genau diese Menschen, die mit großen Herzen und offenen Armen in kleinen Clubs stehen und Bands abfeiern, die einfach drauf losspielen und dabei jede Menge gute Songs am Start haben.
Wie eben auf „ShakeItUp!“ der Backyard Band. Wir haben das Album bei unsin der Redaktion schon mehrfach aufgelegt und auch gerne wieder die Repeat-Taste gedrückt. So haben wie uns sehr gefreut, dass in den Hinterhöfen des Rheinlandsauch ein wenig Zeit für ein Interview war. Seid gespannt auf die Antworten. Viel Spaß!
Tough Magazine: Hallo ihr Lieben. Zuerst einmal vielen Dank,dass ihr euch die Zeit für dasInterview nimmt. Wobei erwischen wir euch gerade?
The Backyard Band: Hey, wir sind gerade dabei, uns für die kommenden Gigs im Herbst vorzubereiten. Wir spielen im Herbst wieder einige Clubshows in Krefeld, Köln und Berlin. Wir gucken, dass wir die neuen Songs gut live arrangieren können und ein geiles Set vorzubereiten. Ansonsten erholen wir uns gerade von der Festivalsaison, da war einiges dabei.
Tough Magazine: Ihr seid ja als Band schon seit 2012 am Start. Vieles ist in dieser Zeit passiert. Wodurch unterscheiden sich die Backyard Band 2012 mit Backyard Band 2024?
The Backyard Band: Einige der „Sex, drugs und Rock ’n‘ Roll“-Geschichten können wir mittlerweile als wahre Begebenheiten bezeichnen. Was die Musik betrifft, sind wir nicht mehr so versteift wie früher mal. Wir trauen uns mehr. Richtig wild wird es, wenn wir ganze 4 statt der üblichen 3 Akkorde in unsere Songs einbauen.
Tough Magazine: Wenn man eure Songs so hört, spürt man vor allem die Energie, die darin enthalten ist. Wie definiert ihr euch selbst? Punkband, Rockband?
The Backyard Band: Weder noch, es ist irgendwie eine Mischung aus allem. Wir haben alle unsere (teilweise ein wenig unterschiedlichen) eigenen musikalischen Einflüsse entwickelt, die sich tagtäglich verändern. Wir lassen uns gerne aus alten und modernen Garagerockbands inspirieren, aber hören und spielen auch gerne Blues und Punk. Wir versuchen schon immer als „Rockband“ zu gelten. Einfach die Gitarren einstöpseln, Harp auspacken und Abfahrt. Das klingt mal nach Blues, mal rockig und mal nach Punk, aber wir versuchen alle Einflüsse zeitgleich zu bedienen. Ich glaube das ist auch das, was unsere Fans mögen und schätzen, dass man uns nicht so in eine Schublade packen kann.
Tough Magazine: Gibt es Alben oder Bands, an denen ihr euch anlehnt? Oder hochzieht?
The Backyard Band: Wir haben uns anfangs immer von den klassischen 60s und 70s Bands inspirieren lassen. Da wurden ganz oft die Stones, Beatles, The Sonics oder natürlich Dr. Feelgood gehört. Mit „Down by the Jetty“ von eben dieser Band fingen wir an, uns einen ähnlichen Sound anzueignen. Bluesschemen mit mehr Energie und „punkiger“ gespielt. So hat es auch Johnny Thunders gemacht. Wir höre aber auch viele Sachen, die man als „modern“ bezeichnen würde. 2/4 der Band sind große Queens of The Stone Age und White Stripes Fans, andere hören auch gerne mal klassischen Hip Hop oder Crossoverkram aus den 90ern. Es gibt aktuell wieder sehr viele neue und dreckige Garagenbands, die es sich wirklich lohnt auszuchecken (Amyl and the Sniffers, The Chats, COFFIN etc.) Es gibt viele Alben, die man nennen kann, aber es ist schwierig nur einige davon zu nennen. Einige aus der Band sind gar nicht so sehr die klassischen Albenhörer, sondern finden nur 2-3 Songs einer Lieblingsband richtig gut. Andere sind regelrechte Musiknerds und hören sich jedes neue Album ihrer Liebingskünstler*innen an, sammeln die Platten und gehen auf Konzerte. Wir sind da als Band sehr unterschiedlich in unserem Konsumverhalten bei Musik.
Tough Magazine: Ihr habt in dieser Zeit schon einiges veröffentlicht. Gerade mit „ShakeItUp!“ das dritte Album am Start. Erzählt unseren LeserInnen mal, wie denn die Backyard Band ihre Songs schreibt.
The Backyard Band: Grundsätzlich kommt zuerst die Musik und dann irgendwann der Text. Meistens ist es dann so, dass ich irgendwas im Kopf habe, ggf. schon eine kleine billige Demo mache. Die besteht meist nur aus einer Handyaufnahme, auf der ich zusammen mit einem kostenlosen Online- Drumcomputer ein bisschen auf der Gitarre schrammel. Bei der nächsten Probe spielen wir das ganze dann an und jeder bringt da Ideen mit rein. Der Text entstanden dann oft automatisch, weil ich in einer Fantasiesprache mitnuschel und sich so schon einzelne Phrasen entwickelt haben. Bei den neuen deutschen Songs war das allerdings etwas anders.Interessant ist auch, dass die besten Songs größtenteils die sind, die Sebi (Gitarrist) anfangs scheiße findet.
Tough Magazine: Wenn ihr das aktuelle Album mit den vorherigen vergleicht, was ist anders, was ist wie immer?
The Backyard Band: Wie immer ist, dass wir das Album nicht nacheinander und auf klick eingespielt haben. Das hat einfach den Grund, dass es uns viel mehr Spaß macht gemeinsam zu spielen. Neu ist neben deutschen Texte und hochkarätigen Gästen vor allem der Sound. Wir sind etwas weggegangen von „voll aufdrehen“ und „je mehr zerre, desto besser“. Das macht die Songs nochmal etwas interessanter, ohne den Rotz zu verlieren.
Tough Magazine: Schon fast 40 Minuten geht die Scheibe. Ist das für euch als Band, die aus dem Bereich Rock / Punk kommt, die Schallplattenlänge, die nicht geknackt werden sollte? Gerade weil die Songs so geradlinig sind?
The Backyard Band: Das war für uns auch ziemlich überraschend. Second Hand war ca. 55 Minuten lang, danach kam Dry mit ca. 46 Minuten und nun Dry mit knappen 37 Minuten. Das klingt für mich nach Abzocke! Ich sehe es somit als Auftrag wieder in Richtung 40 Minuten zu gehen. Gerne auch darüber. Für die 55 Minuten auf dem Album Second Hand ist ein aus heutiger unfassbar peinlicher Song mit ’nem unnötigen 4 Minuten Gitarrensolo (ebenfalls peinlich) verantwortlich.
Tough Magazine: Kommen wir kurz aufs Album. Ihr habt hier englischsprachige, aber auch deutschsprachige Songs am Start. Warum seid ihr zweisprachig unterwegs?
The Backyard Band: Ich hab zuvor nur auf Englisch gesungen, was mir auf Dauer einfach nicht mehr gepasst hat. Die Texte waren zu stumpf und es wurde irgendwie „egal“, was man da eigentlich singt. Dabei gibt es so vieles, was man mal sagen könnte und das geht am besten in der Sprache, mit der man das auch im Alltag tut. Mit neuen deutschen Texten im Gepäck konnten wir aber nicht einfach alle englischen Songs herausschmeißen. So entstand unsere bilinguale Platte. In Zukunft wird es auch wieder einsprachig werden. Dann allerdings auf Deutsch. Da muss ich mich zwar selber noch ein wenig dran gewöhnen, aber es hat auch jetzt schon viel mehr Spaß gemacht.
Tough Magazine: Als Anspieltipps kann man sicher viele nennen. Mir ist gerade „LKA“ im Ohr. Welchen Hintergrund hat die Nummer?
The Backyard Band: Wir reisen in der Zeit zurück zum 24. Mai 2023. Angewiesen vom bayerischen LKA und der Generalstaatsanwaltschaft München wurden 15 Wohnungen von Klimaaktivist:innen der letzten Generation durchsucht. Man hatte das Gefühl, dass die große Mehrheit in Deutschland diese Razzia befürwortet hat. Ich selbst bin weder bei der letzten Generation aktiv, noch befürworte ich alle Aktionen. Es war furchtbar, wie Menschen, die sich eigentlich für unser aller Wohl einsetzen und friedlich für eine gute Sache einstehen, so kriminalisiert und vom Staat drangsaliert werden. Kaum einen hat’s interessiert, weil es ja die bösen Klimaterroristen waren.
Tough Magazine: Gerade bei „LKA“ habt ihr mit Elf (Slime) prominente Unterstützung an Bord. Wie kam es zu der Kooperation?
The Backyard Band: Ich habe Elf einen Roughmix von „Haltet mal die Fresse“ geschickt, weil er unbedingt mal reinhören wollte. Er hat sofort gefragt, ob irgendwo auf dem Album noch Platz für ihn sei. Gefragt, getan. Er hat also seinen Gitarrenpart direkt auf die Version von „LKA“ drüber gespielt. Und dafür musste er nicht mal ins Studio nach Köln kommen. All das war eine Sache von einem halben Tag. Wir sind sehr stolz drauf, ihn auf dem Album zu haben.
Tough Magazine: ELF ist nicht der einzige Gast auf dem Album. Wer ist noch dabei und wie kam es jeweils zu den Kontakten?
The Backyard Band: Wir haben unter anderem Kuddel (bekannt von kleineren Bands wie ZK und den Toten Hosen) auf 2 Songs an der Leadgitarre dabei. Er ist sowohl auf „Haltet mal die Fresse“ als auch auf „Amphetamin“ eindeutig zu hören. Dadurch, dass wir ihn durch die ganze Düsseldorfer Connection schon länger kannten kam uns der Gedanke auf, ob er nicht gut aufs Album passen könnte. Und fragen kostet ja schließlich nicht. Er hat sofort zugesagt und ist an einem Recordingtag ins Studio gekommen. Ich bin immernoch begeistert davon, wie er seine Parts arrangiert hat. Diese Leadparts hätten wir so niemals gespielt oder spielen können. Doch irgendwie passen sie sehr gut zu uns und auf das Album. Fast noch aufregender war allerdings, dass Torben Wesche (u.a. King Khan and the Shrines) bei 2 Nummern am Saxopohon zu hören ist. Bei „Don’t tell Mama“ z.B. mit dem vllt. krassesten Garagerocksaxophonsound, was ich seit langem gehört habe. Dazu recht spontan hat er auf „Shake It Up“ ein Solo. Das hat echt viel Spaß gemacht, weil es was Neues ist und bei dem ganzen Gitarrengeschrabbel heraus sticht. Hoffentlich können wir Torben öfter mit auf Tour nehmen und dann ist er bei ein paar Songs auch live dabei.
Tough Magazine: Sicher gibt es auch noch Gäste, mit denen ihr gerne mal zusammenarbeiten würdet. Wenn ihr aussuchen dürften: Wen würdet ihr einladen wollen?
The Backyard Band: Bestimmt irgendwen, der nicht allzu bekannt, aber gut mit uns befreundet ist. Wir sind da sehr offen für Features, solange es musikalisch und menschlich passt. Am liebsten haben wir, wie jetzt auch, nette Kolleg*innen und Freund*innen dabei. Wer weiß, was noch kommt.
Tough Magazine: Nochmal zu den Songs. Auch „Haltet mal die Fresse“ ist wichtig. Hier geht es um Menschen, die „die mir auf die Eier gehen“. Aus welchem Ereignis ist diese Nummer entstanden?
The Backyard Band: Wo fangen wir an, wo hören wir auf? Minderheiten, die gegen Minderheiten hetzen. „Selbst schuld, wenn die so herumläuft.“ Schneeballsysteme. Bürgergeldempfänger:innen hassen, aber bitte nicht die armen Reichen besteuern. Opfer des AfD-Parteiprogramms, die die AfD wählen. Schwul als Beleidigung. Öffentliche Rechtliche ablehnen und NIUS gucken. Und es gibt noch so vieles, bei denen ich „Halt die Fresse“ mittlerweile als einzige vernünftige Antwort sehe. Mein diplomatisches Wesen kennt Grenzen und die sind mittlerweile überschritten und die eigentlich lange Zündschnur ist längst abgebrannt.
Tough Magazine: Interessant ist auch das Stück „Don’t tell Mama“. Dürfen wir mehr darüber erfahren, was Mama nicht wissen sollte?
The Backyard Band: Das darf ich nicht sagen, weil Mama das hier bestimmt lesen wird. Bleiben wir einfach dabei, das diese fiktive Figur nicht unbedingt ein perfekter Schwiegersohn ist.
Tough Magazine: Wir haben jetzt einige Nummern genannt. Welches sind für euch die Wichtigsten?
The Backyard Band: Bestimmt ist „Haltet mal die Fresse“ als erstes deutsches Lied von uns mit das Wichtigste auf dem Album. Aber auch die vermeintlichen B-Seiten auf dem Album haben eine Bedeutung für uns. „Good Times“ ist z.B. unser bis dato letztes englisch geschriebenes Lied. Wir haben auch ein bisschen mit den Sounds experimentiert. Alles klingt hier ein bisschen cleaner, allerdings nach wie vor kraftvoll. Ebenso klingt „Aufstand im Betrieb“ anders als alle anderen Songs, die wir jemals geschrieben haben. Der Song ist eher aus der Not entstanden, weil wir eine Idee für einen anderen Song verwerfen mussten. Der Song kam so zufällig und schnell zustande, dass wir sehr stolz darauf sind, den so auf dem Album zu haben.
Tough Magazine: Nach dem Album ist vor …? Habt ihr Pläne für die nächsten Jahre? Auf was dürfen wir uns freuen?
The Backyard Band: Nach dem Album ist vor den Gigs. Wir spielen jetzt im September und im Oktober ein paar Clubkonzerte. Unter anderem am 6.9. in Krefeld, am 28.9. in Köln und am 11.10. in Berlin. Wir lassen uns da aber keinen Stress oder Druck machen. Es kommen nächsten Frühjahr ganz sicher noch mehr Konzerte in den großen Städten, die wir gerne bespielen möchten. Am liebsten würden wir uns 2025 auf Festivals freuen. Wir schauen die nächsten Wochen, was so geht. Wir sind alle neben der Band berufstätig und haben auch privat sonst viel Verantwortung, deswegen müssen wir gucken, wie wir alles unter einen Hut bekommen.
Tough Magazine: Wir bedanken uns für das Interview. Die letzten Worte gehören euch?
The Backyard Band: Wir freuen uns über alle, die unsere Musik feiern, jeder Mensch ist willkommen. Jeder, außer du bist Nazi, dann bleib bitte zuhause.
Ja Mensch, wenn das nicht neugierig gemacht hat. Wir bedanken uns bei den Jungs für ein Interview aus den Hinterhöfen des Rheinlands. Wenn ihr mir über die Jungs wissen möchtet, dann schaut vorbei unter: https://linktr.ee/TheBackyardBand. Dort findet ihr viele wichtige Links. Und natürlich auch den Link zum Shop. Schaut vorbei – das Album lohnt sich.
Interview von Thorsten.
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