Die „Weight of the False Self“ Tour machte Halt in Köln, und was für eine Nacht es war. Zur Feier von 30 Jahren Hardcore heizten Hatebreed die Essigfabrik ordentlich ein. Aber bevor wir zu den Hauptacts kommen, werfen wir einen Blick auf den Kölner Support, die den Jubilaren den roten Teppich auslegten. Escuela Grind (US) und Cancer Bats (CA).
Es war ein schwieriger Start für Escuela Grind aus den USA. Frontfrau Katerina Economou stürmte zwar wie ein Derwisch auf die Bühne, der Schlagzeuger forderte Aufmerksamkeit, aber die spärlich gefüllte Halle machte ihre Aufgabe schwer. Bekannt für ihre unermüdlichen Touren und Club-Gigs (und einem Skandälchen). Ihr Auftritt in Köln war intensiv, mit einem Sound, der am ehesten als roh und an ein Demotape erinnernd beschrieben werden kann – ein Geschmack, der entweder voll trifft oder nicht. An diesem Abend war es ein bisschen von beidem. Die Energie der Band war unbestreitbar, aber ihr oftmals leicht chaotischer Sound konnte das frühe Publikum nicht wirklich fesseln, sodass einige Köpfe eher vorsichtig nickten, als voll mitzugehen.
Als nächstes kamen die Cancer Bats an die Reihe. Aus Ontario stammend, bewegen sie sich irgendwo zwischen Hard-Metalcore und Southern Rock. Cancer Bats Performance war solide, mit einem unermüdlichen Frontmann Liam Cormier, immer in Bewegung. Irgendwas stimmte allerdings mit dem Sound nicht. Vielleicht hatte ich meine Ohrstöpsel zu tief eingesteckt, oder die Vocals waren echt zu leise. So oder so, die Soundmischung war sehr zurückhaltend. Fast wie die Beteiligung des Publikums. Es war schon klar, dass viele Besucher ihre Energie für Hatebreed aufsparten und die kühle Abendluft der warmen Halle während der Vorbands vorzogen.
Mit einer ordentlichen Verspätung betraten die Herren Hatebreed die Bühne. Schon über eine Halbe Stunde zuvor, war die Essigfabrik bis in die letzte Ecke gefüllt und die Menge scharte ungeduldig mit den Hufen. Die Atmosphäre verwandelte sich schlagartig in die gewünschte Metalcore- Geburtstagsparty.
Frontmann Jamey Jasta nahm sich direkt zu Beginn einen Moment, um über die drei Jahrzehnte der Band nachzudenken. „30 Jahre sind eine verdammt lange Zeit, aber hey, wir sehen immer noch verdammt jung aus, oder?“ scherzte er. Und er hatte recht. Die Performance der Band war so straff und energisch wie eh und je und bewies, dass sie keinen Funken ihrer aggressiven Energie verloren haben. Die Setlist war eine Greatest-Hits-Zusammenstellung, die ihre illustre Karriere umspannte – ein Zeugnis ihrer treuen Fangemeinde und der Qualität ihrer Live-Shows. Hatebreed haben alles gesehen und alles durchgemacht, und dennoch haben sie ihre Fans nie enttäuscht. Der Abend in Köln war keine Ausnahme. Die Energie war elektrisierend, das Publikum wild, und Hatebreed lieferte genau das, wofür alle gekommen waren: eine kompromisslose Kick Ass Geburtstagsfeier.
Am Ende war klar, warum so viele die Hitze der Essigfabrik auf sich genommen hatten. Hatebreed– Shows haben den gewissen Ruf, ziemlich wild zu werden (eine Rippenprellung war mein bleibender Eindruck). Aber das ist Teil des Games, oder?
Eine Band 30 Jahre lang zu führen und immer noch diese Intensität zu bringen, ist nichts weniger als bemerkenswert. Auf viele weitere Jahre des Wahnsinns. Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum, Hatebreed. Ihr habt es euch verdient.
Nachbericht und Fotos von Mike Schmitz.
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